print logo

Jugend pocht auf mehr Mitbestimmung und Repräsentation

Wie die Jugendlichen im Jahr 2020 ticken, zeigt die neue SINUS-Jugendstudie.
marketing-BÖRSE | 24.07.2020
Jugend pocht auf mehr Mitbestimmung und Repräsentation © freepik / rawpixel.com
 

Ein Fachbeitrag von Yannik Sulzbacher, Redaktion marketing-BÖRSE

 

Wie ticken Jugendliche im Jahr 2020? Diese Frage beantwortet die SINUS-Jugendstudie 2020 ausführlich auf 624 Seiten. Die Fragestellungen der Studie waren: Welche Themen sind der Jugendgeneration wichtig? Wie blicken die jungen Menschen in die Zukunft? Und nicht zuletzt: Wie kommen die Jugendlichen in der Ausnahmesituation der Corona-Krise zurecht?

Bei einer Generation, die in ihrem jungen Alter schon das zweite Mal eine Weltwirtschaftskrise miterlebt, die im Schlepptau einer Pandemie, sich über den Erdball ausbreitet und dazu mit der Klimakrise, die größte Herausforderung der jüngeren Menschheitsgeschichte vor sich hat, verwundert es wenig, dass die heute 14-17-Jährigen besorgter und ernster geworden sind.

Fehlende Repräsentation junger Wähler

Die Politik schafft es nicht, den Jugendlichen ein Gefühl von Sicherheit zu geben. Zu wenig Repräsentation und zu wenig Teilhabe sind Aspekte, welche kritisiert werden. Dass die Begehren der jungen Generation von der Politik kaum beachtet werden, lässt sich durch einen kurzen Blick auf die Demografie der Wahlberechtigten der letzten Bundestagswahl erklären. Wie das Demografie-portal berechnet hat, ist jeder Dritte Wahlberechtigte über 60 Jahre und nur jeder Siebte jünger als 30. Dazu ist auch die Wahlbeteiligung in den älteren Wählerkohorten größer. Das führt dazu, dass Themen wie Rente einen großen Teil des Wahlkampfes einnehmen, während beispielsweise das Thema Bildung, aber auch Klimaschutz häufig nur angeschnitten werden, beziehungsweise deren Präsenz hart erkämpft werden muss. Trotzdem verfallen die Jugendlichen nicht in blindes Politikerbashing, sondern erkennen den „harten, stressigen Job“ der Politiker an.

Kritik am Umgang mit Klimakrise, Verständnis für Corona-Maßnahmen

Frustriert sind die Jugendlichen von der Handhabe der Klimakrise durch die Verantwortlichen aus Wirtschaft und Politik. Trotz der andauernden Proteste von Fridays-for-Future, halten sich die Maßnahmen stark in Grenzen und die kleinen Erfolge, sowie die Aussicht auf einen Green New Deal, werden von unternehmernahen Verbänden und Politikern, mit Verweis auf die aktuelle Weltwirtschaftskrise, torpediert.

Verständnis haben die Jugendlichen für Corona-Maßnahmen. Zwar sind sie genervt von den Kontaktbeschränkungen, erkennen aber die Notwendigkeit an und zeigen sich solidarisch mit Älteren und Risikogruppen. Nur die Wiedereröffnung der Schulen stößt auf Kritik, diese sei verfrüht und die Politik habe es erneut versäumt, die Meinungen der Schüler zu berücksichtigen.

Mittelmaß als Idealvorstellung

Für die eigene Zukunft erhoffen sich die Jugendlichen sichere und gute Lebensverhältnisse, statt Status und hohem Einkommen, von jugendlicher Überheblichkeit keine Spur. Das zeigt sich gerade bei den Kriterien für die Berufsauswahl. Ganz oben stehen Spaß an der Arbeit, ein gutes Verhältnis zu den Kollegen und den Vorgesetzten und die Vereinbarkeit mit dem Privatleben. Ein gutes Einkommen, befindet sich erst an der 12. Stelle des Rankings. Unternehmen stellt das vor eine große Herausforderung, müssen sie es doch schaffen, den Arbeitsalltag an eine Generation anzupassen, deren Bedürfnisse postmaterialistisch sind und deren Priorität außerhalb des Berufsleben liegt. So viel ist klar, wer die Topkräfte von morgen an sich binden will, schafft das nicht mehr mit einem schicken Firmenwagen.Auch privat lassen es die Jugendlichen ruhiger angehen. Am liebsten treffen sie sich mit Freunden, sind draußen und machen gerne Sport. Partys dagegen nehmen nur eine sehr untergeordnete Rolle ein.

Eine wichtige Erkenntnis bleibt die Heterogenität der Generation der 14- bis 17-Jährigen. Trotz der beliebten Zuschreibung von bestimmten Attributen zu einer Generation, ist die Analyse einer Alterskohorte ein schwaches Instrumentarium, um daran gesellschaftliche Realitäten zu messen und sollte sich eher auf Kategorien, wie soziale Herkunft, Geschlecht oder ethnischer Hintergrund fokussieren.