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Das Selbstbewusstsein der Generation Y – gesund oder narzisstisch?

Was macht die ständige Präsenz von Bildern und Beiträgen auf Plattformen wie Instagram, TikTok und Facebook mit uns?
Yana Fehse | 06.06.2023
Social Media als Nährboden für Narzissmus © Freepik / rawpixel.com
 

In der heutigen Zeit, in der Social Media einen immer größeren Einfluss auf unser Leben haben, ist es wichtig, dass wir uns bewusst damit auseinandersetzen, wie wir und andere unsere Identität online darstellen. Besonders die Generation Y (Jahrgänge 1980 bis 1994), die mit Computern und der digitalen Technik aufgewachsen sind und deswegen auch „Digital Natives“ genannt werden, ist von diesem Einfluss massiv betroffen.

Was macht die ständige Präsenz von Bildern und Beiträgen auf Plattformen wie Instagram, TikTok und Facebook mit uns? Sie vermittelt oft den Eindruck, dass andere Menschen ein perfektes und unbeschwertes Leben führen. Das kann sich negativ auf den eigenen Selbstwert auswirken. Einige Menschen bekommen dadurch das Gefühl, weniger erfolgreich oder attraktiv zu sein, was zu einem Mangel an Selbstvertrauen führen kann. Es kann sich aber auch ein gegenteiliges Gefühl einstellen.

Social Media als Nährboden für Narzissmus

Ungesunder Narzissmus ist eine Persönlichkeitsstörung. Er zeichnet sich insbesondere durch ein übermäßiges Bedürfnis nach Bewunderung, eine übertriebene Selbstwahrnehmung und eine geringe Empathie für andere aus. Soziale Medien bieten dafür den idealen Nährboden. Denn dort kann sich jeder in einem positiven Licht darstellen und sich so präsentieren, wie man gesehen werden will. Die eigene Persönlichkeit und das eigene Image rücken somit in den Vordergrund, während das Interesse an anderen eher abnimmt. Für viele Nutzer zählt vor allem die Anzahl der erhaltenen "Likes" und positiven Kommentare. Dies wiederum verstärkt das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit und Bestätigung durch Dritte; bei den Betroffenen entsteht ein übermäßiger Fokus auf die eigene Beliebtheit.

Forschungsstudien konnten belegen, dass bei jungen Erwachsenen, die häufig Selfies posten, vermehrt narzisstische Persönlichkeitsmerkmale wie Ich-Bezogenheit, Rücksichtslosigkeit und verringerte Empathie auftraten. Das ständige Posten von Bildern und Beiträgen kann dazu führen, dass Menschen sich immer mehr auf ihr "virtuelles Ich" fokussieren und die Realität aus den Augen verlieren. Und das Streben nach einer perfekten Online-Präsenz kann auf die Dauer in einen ungesunden Narzissmus münden. Natürlich ist nicht jeder, der soziale Medien nutzt oder Inhalte über sich selbst teilt, zwangsläufig narzisstisch. Es gibt aber viele Faktoren, die zur Ausprägung von Narzissmus beitragen können. Keine Frage, es gibt auch Menschen, die soziale Medien aus anderen Gründen nutzen, wie zum Beispiel zur Pflege sozialer Kontakte oder überwiegend zur Informationsbeschaffung, ohne selbstbezogene Motive zu haben.

Social Media als Vergleichshölle

Menschen neigen dazu, auf sozialen Plattformen nur ihre besten Momente, größten Erfolge und attraktivsten Bilder zu teilen. Dadurch entsteht aber ein völlig verzerrtes Bild der Realität, bei dem negative Aspekte des Lebens oder persönliche Herausforderungen oft bewusst ausgeblendet werden. Das kann nicht jeder gut aushalten. Wer ständig mit den perfekt inszenierten Posts und Bildern anderer konfrontiert wird, vergleicht sich automatisch mit sich selbst - und das kann das Gefühl auslösen, ein weniger aufregendes und erfüllendes Leben als die Vergleichspersonen zu führen.

Wer so fühlt, glaubt nicht selten, dass er etwas verpasst oder nicht genug in seinem Leben macht. Wer sieht, wie andere vermeintlich aufregendere Erfahrungen machen und ein scheinbar perfektes Leben in Saus und Braus führen, kann schnell Unterlegenheit fühlen und somit unzufrieden werden. Das Gleiche gilt für das Vergleichen des eigenen Aussehens mit den vermeintlich "perfekten" Körpern anderer.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Mensch gleichermaßen anfällig für diese Auswirkungen von Social Media ist, die letztlich Resultat des Sich-Vergleichens sind. Ein gesundes Selbstwertgefühl und eine starke emotionale Resilienz können dazu beitragen, den Einfluss von Vergleichen mit anderen zu minimieren. Dennoch ist es ratsam, bewusst mit der Nutzung von Social Media umzugehen und sich selbst realistische Maßstäbe in jeder Hinsicht zu setzen, um das eigene Wohlbefinden zu schützen. Denn die Vergleiche hören nie auf – und jeder Tropfen höhlt bekanntlich den Stein.

Wie kann das Selbstvertrauen gestärkt werden?

Im Wesentlichen gibt es drei Dinge, die die Digital Natives trotz aller Technik-Affinität beachten sollten, um sich vor etwaigen negativen Auswirkungen von Social Media zu schützen:

Bewusster Umgang: Machen Sie sich bewusst, dass Social-Media-Plattformen lediglich einen Teil des Lebens darstellen, und dass sie nicht die Realität in all ihren bunten Facetten widerspiegeln. Viele Aspekte des Lebens, wie Trennung, gesundheitliche Probleme und wirtschaftliche Tiefschläge, lassen sich nicht einfach in einem Post darstellen. Jeder hat Höhen und Tiefen im Leben, und es ist normal, Fehler zu machen. Man sollte sich nicht zu sehr mit anderen vergleichen und sich stattdessen auf die eigene persönliche Entwicklung und Ziele konzentrieren.

Offline Interaktionen: Um das eigene Selbstvertrauen zu stärken, ist es wichtig, nicht ausschließlich auf Online-Interaktionen zu setzen. Pflegen Sie echte Beziehungen, treffen Sie sich persönlich mit Freunden und Familie, engagieren Sie sich in Aktivitäten außerhalb des Internets und finden Sie Freude in der realen Welt. Das kann helfen, ein ausgewogenes Selbstbild zu entwickeln und das Risiko von negativen Auswirkungen von Social Media zu reduzieren.

Selbstfürsorge praktizieren: Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit für sich selbst und achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse. Sie können zum Beispiel regelmäßig eine Pause in Social Media einlegen, sich auf Hobbys und Interessen konzentrieren, Sport treiben, sich ausgewogen ernähren und genügend schlafen. Indem Sie sich um Ihr körperliches und emotionales Wohlbefinden kümmern, können Sie Ihr Selbstvertrauen entscheidend stärken. In dem Buch von Dr. Yana Fehse „Radikales Selbstvertrauen“ können Sie vertiefen, welche Auswirkungen gerade Social Media auf unser Selbstvertrauen haben kann.