Teamarbeit mit Augmented Reality verbessern
Räumlich verteilte Teams stehen zwangsläufig vor Hindernissen bei der Zusammenarbeit. An Übergabepunkten, wo eine Person aufhört und eine andere weitermachen muss, entsteht häufig Zeitverlust. Wie Augmented-Reality-Lösungen das Zusammenspiel vereinfachen könnten, erforscht das Team um Prof. Dr. Annette Kluge vom Lehrstuhl Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie der Ruhr-Universität Bochum (RUB) am Beispiel der Produktionsbranche. Das Wissenschaftsmagazin Rubin der RUB berichtet über die Arbeiten.
Simulierte Abwasseraufbereitung erfordert Teamarbeit
Für die Studien mussten 110 Teams eine etablierte Simulation einer Abwasseraufbereitungsanlage bedienen. Hierfür waren 13 Schritte in der richtigen Reihenfolge zu absolvieren, etwa Ventile zu öffnen oder zu schließen und Tanks zu füllen. Wer möglichst viel gereinigtes Wasser erhalten wollte, brauchte zudem ein gutes Timing. Die RUB-Gruppe adaptierte die Simulation so, dass sie von zwei Personen im Team bedient werden musste. Um das Ganze noch schwieriger zu machen, hatten die Teilnehmenden zudem eine Individualaufgabe zu lösen: Jede Person bediente allein eine zweite Abwasseraufbereitung.
Zwei Tools zur Hilfe
Unterstützung bekamen die Teilnehmenden vom sogenannten Ambient Awareness Tool. Das RUB-Team entwickelte es gemeinsam mit der Gruppe um Prof. Dr. Benjamin Weyers von der Universität Trier. Über eine Augmented-Reality-Brille, die HoloLens, sahen den Probandinnen und Probanden drei Icons, die jeweils die nächsten anstehenden Schritte in der Team- und Individualaufgabe anzeigten. Konnte der nächste Schritt durchgeführt werden, fing das Icon an zu blinken. Die Teilnehmenden mussten also nicht permanent checken, wie weit die zweite Person mit ihrer Aufgabe war, sondern konnten sich in der Zwischenzeit auf ihre Individualaufgabe konzentrieren. Außerdem signalisierte ein Fortschrittsbalken, wann der nächste Schritt in Angriff genommen werden konnte.
Gesteigertes Teamgefühl
„Wir sehen eine Tendenz, dass die Probandinnen und Probanden mit dem Ambient Awareness Tool effizienter sind, können dazu aber zum jetzigen Auswertungszeitpunkt noch nichts Zuverlässiges sagen“, schildert Lisa Thomaschewski vom Lehrstuhl Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie den derzeitigen Stand der Erhebung. Interessant ist laut der Forscherin vor allem der Effekt des Fortschrittbalkens: Er verbesserte zwar nicht die Effizienz des Teams, aber die Teamkohäsion – ein Maß für die empfundene Teamzusammengehörigkeit. „Wir denken, dass der Balken als sozialer Hinweis wahrgenommen wird: Er vermittelt den Eindruck, dass da noch jemand ist“, vermutet Thomaschewski.
Weil das Teamgefühl den Forschenden wichtig ist, experimentieren sie derzeit mit einer weiteren Technik, die allerdings noch im Anfangsstadium ist. Statt der abstrakten Objekte des Ambient Awareness Tools lassen sie mithilfe der HoloLens den Avatar des Teampartners oder der Teampartnerin einblenden. Die Probandinnen und Probanden sehen durch die Brille also eine Projektion einer Person, die zum Beispiel in Richtung des nächsten Prozessschritts deuten kann. Ergebnisse aus ersten Machbarkeitsstudien finden Sie im Wissenschaftsmagazin Rubin.