Globalisierung hält Covid-19-Krise stand
DHL und die NYU Stern School of Business haben heute das Update 2021 zu ihrem DHL Global Connectedness Index veröffentlicht. Im zehnten Jahr seines Bestehens gibt der Bericht neue Einblicke in die Auswirkungen der Pandemie auf die Globalisierung, auf Basis umfassender Analysen der internationalen Handels-, Kapital-, Informations- und Personenströme. Obwohl sich die verschiedenen Ströme sehr unterschiedlich entwickelt haben, ist der DHL Global Connectedness Index im Jahr 2020 insgesamt nur sehr geringfügig gesunken und wird 2021 voraussichtlich steigen. Der Covid-19-‚Stresstest‘ hat jedoch auch seit Langem bestehende Defizite und entsprechenden Handlungsbedarf aufgezeigt.
„Viele hatten befürchtet, dass die globale Krise den Fortschritt der Globalisierung gefährden würde. Wir analysieren die verschiedenen internationalen Ströme seit vielen Jahren. Nach eineinhalb Pandemiejahren können wir nun mit Sicherheit sagen: Die Pandemie hat die Globalisierung nicht zurückgedreht. Nach einem anfänglichen Rückgang im Jahr 2020 steigt der DHL Global Connectedness Index in diesem Jahr bereits wieder“, sagt John Pearson, CEO von DHL Express. „Für viele Länder erwies sich der Handel als Lebensader, und DHL Express hat eine Schlüsselrolle in Bereichen gespielt, die von der Impfstoffverteilung bis zum Onlinehandel reichen.“
Die internationalen Handels-, Kapital-, Informations- und Personenströme waren von der Pandemie unterschiedlich betroffen
Nach einem heftigen Einbruch zu Beginn der Pandemie erholte sich der Warenhandel rasch. Bis Ende 2020 war das Vor-Covid-Niveau wieder erreicht und 2021 hat der weltweite Güteraustausch neue Rekorde aufgestellt. Die ausländischen Direktinvestitionen sind 2020 sogar noch stärker zurückgegangen als der internationale Handel, werden sich aber 2021 voraussichtlich vollständig erholen. Mit der Verlagerung persönlicher Interaktionen ins Internet nahmen die internationalen
Datenströme 2020 sprunghaft zu. Trotzdem setzte sich der längerfristige Trend einer langsameren Globalisierung der Informationsströme weiter fort. Der internationale Personenverkehr war am härtesten getroffen und erholt sich nur langsam von der Pandemie. Die internationale Reisetätigkeit ist 2020 um 73 Prozent eingebrochen. Seit Mitte 2021 ist jedoch ein zaghafter Anstieg erkennbar.
„Die Widerstandsfähigkeit des weltweiten Austauschs ist eine gute Nachricht, weil die internationale Vernetzung die besten Voraussetzungen für eine kräftige und nachhaltige Erholung von der Covid-19-Pandemie schafft. In Krisenzeiten ist das Verschanzen hinter nationalen Grenzen für viele von uns ein natürlicher Impuls. Doch je extremer die Herausforderung, desto wichtiger ist der Zugriff auf die besten Ideen und Ressourcen im In- und Ausland“, betont Steven A. Altman, Senior Research Scholar und Direktor der DHL Initiative on Globalization an der Stern School of Business der New York University.
Der starke Anstieg des internationalen Handels seit Mitte 2020 hat die ursprünglichen Prognosen bei Weitem übertroffen, wobei sich der Warenmix jedoch deutlicher veränderte als in anderen Jahren. Der Handel mit Gütern zur Bekämpfung der Pandemie stieg stark an, während der Trend bei vielen anderen Produkten rückläufig war. Auch die Erwartung, dass die Pandemie zu einer stärkeren Regionalisierung des Warenaustauschs führen würde, bewahrheitete sich nicht. Tatsächlich wurde der Warenverkehr im Jahr 2020 im Schnitt sogar über größere Entfernungen abgewickelt. Die Daten zu Kapital-, Informations- und Personenströmen zeigen auch keine eindeutigen Hinweise auf eine Verlagerung von der Globalisierung zur Regionalisierung.
Unterdessen liegen die ärmsten Länder der Welt in Bezug auf die Erholung der Globalisierung weiterhin zurück. Während der Welthandel Anfang 2021 neue Rekorde verzeichnete, haben die Länder mit dem niedrigsten Pro-Kopf-Einkommen immer noch weniger Handel betrieben als im Jahr 2019. Die ausländischen Direktinvestitionen in Länder mit niedrigem Einkommen gingen im gleichen Zeitraum ebenfalls zurück, während sie in Ländern mit mittlerem und hohem Einkommen deutlich stiegen. Die ärmsten Länder der Welt weisen immer noch eine bedenklich geringe Vernetzung auf. Stärkere Verbindungen zum Rest der Welt könnten ihre Erholung von der Covid-19-Pandemie beschleunigen.
Sonderbericht gibt Einblick in die Erkenntnisse aus zehn Jahren DHL Global Connectedness Index
In einem Sonderbericht anlässlich des zehnjährigen Bestehens des DHL Global Connectedness Index betonen DHL und die NYU Stern School of Business den starken Zusammenhang zwischen globaler Vernetzung und Wohlstand. Der Bericht zeigt, wie politische Entscheider aktiv Einfluss auf die Vernetzung ihrer Länder nehmen können. Fünf wichtige Handlungsfelder zur Verbesserung der internationalen Vernetzung eines Landes sind Frieden und Sicherheit, ein attraktives Geschäftsumfeld im Inland, Offenheit für den internationalen Austausch, regionale Integration und gesellschaftliche Unterstützung. Interessanterweise können attraktive geschäftliche Rahmenbedingungen im Inland die globale Vernetzung eines Landes noch mehr stärken als eine traditionelle globalisierungsfreundliche Politik.
Der Bericht untersucht auch fünf Länder (Mexiko, die Niederlande, Sierra Leone, die Vereinigten Arabischen Emirate, Vietnam), die sich in den letzten zwei Jahrzehnten durch eine starke oder zunehmende Vernetzung ausgezeichnet haben. Dass diese Länder sehr unterschiedliche Wege hin zu einer stärkeren Vernetzung beschritten haben, zeigt, dass es kein Patentrezept gibt. Stattdessen kann jedes Land die internationalen Möglichkeiten nutzen, die in seinem eigenen lokalen Kontext am sinnvollsten sind.
Viel ungenutztes Potenzial
Beide Berichte zeigen, dass der Grad der Globalisierung nicht weit von seinem Rekordhoch entfernt ist – aber auch, dass die internationale Vernetzung immer noch begrenzt ist und es daher noch viel ungenutztes Potenzial für Länder und Unternehmen gibt. Die meiste Geschäftstätigkeit findet immer noch innerhalb der nationalen Grenzen und nicht grenzüberschreitend statt, und der grenzüberschreitende Austausch findet größtenteils zwischen benachbarten Ländern statt. Die vorherrschenden Trends signalisieren enorme Zukunftschancen durch eine stärkere internationale Vernetzung.