Schlechte Resilienz-Noten für Digitalisierung von Bildung und Gesundheit
„Von Kölner Entscheidern aus der Krise lernen – Digitale Resilienz für die Zukunft“ unter diesem Titel haben das Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT, Sankt Augustin gemeinsam mit den Partnern TÜV Rheinland und deutsche ict + medienakademie heute eine Studie veröffentlicht, die die digitale Resilienz Kölns untersucht. Rund 100 Gespräche mit Entscheidern in Köln aus mittelständischen Unternehmen und Konzernen haben die Autoren dafür in den letzten Wochen ausgewertet. Beauftragt hatte die Studie das German ICT & Media Institute (GIMI) e.V. mit Unterstützung der KölnBusiness Wirtschaftsförderungs-GmbH und des eco – Verbands der Internetwirtschaft e. V.
Das Ergebnis: Die digitale Resilienz in Köln ist hoch, jedoch über die Sektoren hinweg sehr unterschiedlich ausgeprägt. Lieferketten beispielsweise bezeichnen 82 Prozent der Entscheider auch in der Pandemie als leistungsfähig. Auch die massenweise Umstellung auf mobiles Arbeiten zu Beginn der Corona-Krise wird als gelungen wahrgenommen. Im Home-Office funktioniert fast alles gut, geben 98 Prozent der Entscheider an und schätzen diese Möglichkeit insgesamt positiv ein. Rund 93 Prozent der befragten Entscheider sagen, Mitarbeiter:innen im Home-Office haben vollen Zugriff auf das Unternehmens-Netzwerk.
Weniger resilient werden Angebote stationärer lokaler Händler eingeschätzt, die laut 56 Prozent der Kölner Entscheider eher schlecht durch die Krise kommen. Viel zu tun gibt es noch im Bereich Cyber-Sicherheit. Immer noch 18 Prozent sagten, Mitarbeiter:innen im Home-Office müssen sich selbst um die Internet Sicherheit kümmern.
Größere Unternehmen kommen besser durch die Krise als Kleine
„Technische Herausforderungen, etwa die massenweise Umstellung auf mobiles Arbeiten, sind ein zentraler Baustein für mehr Resilienz“, sagt Ekkehart Gerlach, Geschäftsführer der deutschen ict und medienakademie Köln. Doch soziale Aspekte seien mindestens von gleichrangiger Bedeutung, denn grade der informelle soziale Austausch der Kollegen sei in der Pandemie zurück gegangen.
Die Pandemie trifft nicht nur Unternehmen unterschiedlicher Sektoren unterschiedlich, sondern auch die Zahl der Mitarbeiter spielt eine Rolle: Rund 65 Prozent der Entscheider sind überzeugt: Größere Unternehmen kommen besser durch die Krise als Kleine, die oft Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung haben. Die Studie hat sinnvolle Maßnahmen identifiziert, die die Resilienz in zukünftigen Krisen verbessern. Die Ergebnisse der Studie weisen deutlich darauf hin, dass die technologischen Voraussetzungen ein Baustein von Resilienz sind. Doch auch Prozesse sind entsprechend anzupassen, damit Konzepte für digitale Arbeits- aber auch Lernformen entscheidend dazu beitragen, in einer Krise wie der jetzigen situativ und angepasst zu reagieren.
Nachholbedarf bei Lernsituationen
Noch viel zu tun gibt es laut Kölner Entscheidern bei der digitalen Bildung. Trotz sehr hoher Breitband-Anschlussrate der Kölner Schulen (99 Prozent) liegt die Geräte-Ausstattung mit Tablets und Whiteboards nur etwa im NRW-Durchschnitt, aber mit sehr großen Unterschieden über Stadtteile und Schularten hinweg. Eher unzufrieden sind die Kölner Entscheider mit dem Einfluss der Pandemie auf den Gesundheits-Sektor. Rund 45 Prozent bezeichnen die Aspekte der Sicherheit von Patientenakten als eher schlecht. Mit der digitalen Vernetzung der relevanten Institutionen, wie Ämter, Ärzte und Krankenhäuser sind sogar 82 Prozent unzufrieden.
„Um Gesellschaften resilient zu gestalten, ist es entscheidend technologische und soziale Aspekte gleichermaßen zu beachten“, sagt Ekkehart Gerlach. Resilienz ist die Fähigkeit, tatsächliche oder potenziell widrige Ereignisse abzuwehren, sich darauf vorzubereiten, sie einzukalkulieren, sie zu verkraften, sich davon zu erholen und sich ihnen immer erfolgreicher anzupassen. Daher haben die Studienautoren einen Resilienzrechner veröffentlicht. In diesem können die Verantwortlichen rund 40 Fragen beantworten und ihre eigene Resilienz ermitteln.