print logo

LOCA conference: Der stationäre Handel wird digitaler

Experten und Retailer trafen sich, um auf der 5. LOCA conference über die Digitalisierung in Handel und Marketing zu diskutieren.
Der 6. Februar war ein Tag voller Highlights in Wiesbaden: Carsten Szameitat, Vorstandsvorsitzender der LBMA DACH, und Asif R. Khan, Präsident und Gründer der LBMA Global, eröffneten die Konferenz mit dem Blick auf die Einkaufsumgebung im Wandel. Asif Khan brachte hierfür zahlreiche Beispiele aus aller Welt mit, die zeigten, wie einfallsreiche Marken und Händler die neuen Möglichkeiten für sich nutzen. Besondere Aufmerksamkeit erregte dabei das Beispiel „Whopper Detour“ von Burger King in New York. Dort verkaufte Burger King seinen Whopper für nur einen Cent. Um den Burger für diesen symbolischen Preis zu bekommen, mussten die Kunden ihn allerdings per App bestellen – und zwar, während sie in oder bei einem Restaurant des Erzrivalen McDonald’s waren. Dies führte dazu, dass manche Verbraucher den Burger bei McDonald’s bestellen wollten. Burger King bannte die Reaktionen der dortigen Mitarbeiter dann auf ein Video.

Dem Trendthema Sprachsuche widmete sich Michael Hartwig, Geschäftsführer von Yext in Zentraleuropa. In seinem Vortrag zeigte er auf, wie sich das Kundenverhalten in der Online- und Offline-Customer Journey durch die neue Technologie fundamental verändert. Dabei überzeugte er mit beeindruckenden Zahlen: So ist der Google Assistant bereits jetzt weltweit auf über einer Milliarde Geräten präsent. Und 2020 – also im nächsten Jahr – wird laut einer ComScore-Studie jede zweite Suche eine Sprachsuche sein. Um diesen Entwicklungen Rechnung zu tragen, so Hartwig, werde es fundamental für Unternehmen, ihre digitale Präsenz zu vereinheitlichen und weiterzuentwickeln. Digital Knowledge Management stehe heute an dem Punkt, an dem sich Search Engine Optimization vor zehn Jahren befand, erklärte der ehemalige Google Adtech-Chef – und schon bald werde es ebenso wichtig sein.

Kassenloses Einkaufen in Deutschland


Dass neue Check-Out-Methoden in Deutschland bereits etabliert und weit verbreitet sind, demonstrierte Ikea: Dirk Rummel, Leiter Payment bei Ikea Deutschland, erklärte in seinem Vortrag, dass inzwischen 42 Prozent aller Einkäufe bei Ikea an Self-Checkout-Kassen ablaufen. Auf diesen Zahlen aufbauend plant das Unternehmen nun, mobile Self-Scanning-Lösungen mit Bezahlfunktion anzubieten. Die Adolf Würth GmbH wiederum teilte Insights zu ihrem kassenlosen Markt, der 24 Stunden von Montag bis Samstag ohne Personal geöffnet hat. Nur Sonntags müsse man immer noch schließen, erklärte Matthias Glaser, Prokurist bei der Adolf Würth GmbH, da dies der Gesetzgeber so verlange.

Mit einem flammenden Appell blieb Martin Wild, Chief Innovation Officer bei MediaMarktSaturn, den Teilnehmern der LOCA conference im Gedächtnis. In seinem Vortrag sprach er über die bisherigen Payment-Projekte seines Unternehmens und stellte den neuesten Test in Hamburg vor, bei dem Kunden mit Hilfe von Self-Scanning die Kasse im Markt links liegen lassen können. Er richtete sich aber auch direkt an das anwesende Publikum als er alle dazu aufrief, Start-ups eine Chance zu geben. Denn wenn Unternehmen immer auf den Proof-of-concept warten, jedoch nie dabei unterstützen wollen, werden Innovationsgeist und Ideen aus Deutschland abwandern, so Wild. Mit dem Retail Tech Hub geht MediaMarktSaturn hier mit gutem Beispiel voran.

Weitere Themen der Konferenz


Mit einem Panel zu dem Thema Standortmarketing im Profisport warf die Konferenz auch einen Blick über die Retail-Branche hinaus. Mit der europaweit ausgetragenen Fußball-EM 2020, der Fußball-EM 2024 in Deutschland und zahlreichen anderen Turnieren ist dieses Thema in den kommenden Jahren von großer Relevanz. Entscheidend wird dabei sein, dass Smartphones persönliche Eindrücke aus dem Stadion oder der Arena senden und Fangruppen nicht mehr im lokalen Pub debattieren, sondern auf Facebook, Twitter & Co. streiten. Tanner Gatlin (Major League Baseball, MBL) sowie David Morris (Oklahoma City Thunder, NBA) erklärten den Zuhörern, wie sich der US-amerikanische Profisport diesen Herausforderungen stellt. Für eine deutsche Perspektive in der Diskussion sorgte Tatjana Wieczorek von Eintracht Frankfurt.

Technologien selbst erleben


Während der RetailTour durch das Main-Taunus-Zentrum am 07. Februar warteten zahlreiche Anwendungen auf die Teilnehmer. So konnten sie zum Beispiel erleben, wie das Einkaufszentrum als Eventplattform dient. Auf diese Weise wird das Main-Taunus-Zentrum zu einem Anziehungspunkt für die gesamte Region, der über Shopping hinausreicht. Während der RetailTour wurde deutlich, dass der stationäre Handel immer noch in einer anderen Liga spielt, als der E-Commerce: So erwirtschaftet der stationäre Einzelhandel gut 90 Prozent des Einzelhandelsumsatzes in Deutschland. Der Umsatz eines einzigen Einkaufszentrums kann dabei im Jahr bis zu 500 Millionen Euro erreichen.

Nächste Veranstaltung in Bonn


Am 26. Juni 2019 widmet sich die LBMA mit der RetailTour Conference in Bonn erneut der Digitalisierung stationärer Flächen. Unter dem Motto „Die Innenstadt im Umbruch“ wirft sie einen Blick auf die vielfältigen Konzepte zur Belebung der Innenstädte und des Stadtmarketings. Dabei wird auch die Frage beantwortet werden, welchen Einfluss die Online-Giganten Amazon, Alibaba, Facebook und Co. auf das zukünftige Gesicht deutscher Einkaufsmeilen haben werden. Weitere Informationen unter https://www.retail-tour.com/conference/