Wenn der Systemagent regiert - wie es zu Missbräuchen kommt
VW ist vielleicht nur ein Beispiel von vielen
Wieso kommt es immer wieder zu Skandalen in der Wirtschaft? Die Ursachen scheinen mir vierfach gegeben:
1. Je mehr Mitarbeiter ein Unternehmen beschäftigt, desto eher repräsentiert das Unternehmen den Bevölkerungsdurchschnitt. So ist es sicher unrealistisch zu erwarten, dass sich 600.000 Mitarbeiter, wie bei VW, immer redlich und anständig benehmen. Selbst wenn der Vorstand hochanständig wäre. Nehmen Sie eine Stadt wie Köln: Selbst wenn der Oberbürgermeister ein feiner Charakter wäre oder wechselt, ändert sich die Kriminalitätsrate dadurch nicht.
Ein Unternehmen wie VW und andere verfügt über Strukturen, die informell sind. Darin sind auch die kleinen und großen Missbräuche verankert, die von den Beteiligten nicht als Missbräuche angesehen werden. Lassen Sie gleichzeitig eine Unternehmensstruktur vorhanden sein, die Systemagenten zulässt oder gar fördert, dann können Missbräuche intern akzeptiert sein, bis die Öffentlichkeit darauf aufmerksam wird.
2. Die Personalauswahl spielt eine sehr entscheidende Rolle. Nur fachliche Kompetenz reicht halt nicht. Charakterfestigkeit im Sinne ethischer Werte spielt in einigen Unternehmen immer noch keine große Rolle bei der Auswahl von Führungskräften. Lässt sich ja auch nicht im ersten Bewerbergespräch wirklich feststellen. Wenn aber dem Vorgesetzten und der Personalabteilung bekannt wird, hier führt jemand wie ein Schwein, wird der dann entfernt oder macht er weiter Karriere?
3. Die Systemagenten fördern den Missbrauch. Wenn Claqueure an Brd sind, die mit dem vorauseilendem Gehorsam Dinge tun, von denen Sie meinen, das würde dem Vorge4setzten helfen oder dem Unternehmen, dann geschehen solche Missbräuche, da das Unrechtsbewusstsein fehlt. . Sie fragen nicht danach, ob das wirklich o.k. ist. Dann geben Sie immer ein Feedback, in dem der Vorgesetzte sich immer positiv wiederfindet. So entfernen sich beide von der Realität ohne es zu merken. Herr Middelhoff war sicher ein sehr gutes Beispiel dafür; Unrechtsbewusstsein nahe Null.
4. Die Kontrolle fehlt. Was nutzen die besten Ethikkodizees, wenn niemand darauf achtet, dass sie auch eingehalten werden und wenn es kein Sanktionsprogramm gibt? Bei Siemens wurde es erst deutlich besser, als Dr. Moosmayer (CCO) mit über 1.700 Compliancebeauftragten passende Schulungen und Kontrollmechanismen aufgebaut hatte. Vergleichen Sie es wieder mit einer Stadt. Ohne Polizei und deren Präsenz geht es halt nicht. Duisburg Marxloh ist sicher ein gutes Beispiel dafür.
Daraus folgt:
• Sorgfalt bei der Personalauswahl und den Karriereschritten ist absolut notwendig. Es sollte ein softskill-Programm und ein besonderes Auswahlverfahren auch bei Excecutives geben.
• Die Ethik-Kodizees müssen kontrolliert werden mit einer unabhängigen Mannschaft, die groß genug ist, einen 600.000-Mann-Konzern zu begleiten. (Hast Du an der Ecke keinen Polizisten, fällt mancher Diebstahl nicht auf!)
• Systemagenten dürfen nicht gefördert werden.
Bleibt immer noch die Frage, warum es bei VW zu so einem gigantischen Missbrauch kam. Eigentlich einfach.
In Europa lässt die EU Prüfverfahren zu, die das Auto auf dem Prüfstand manipulieren. Das ist erlaubt. So dürfen zum Beispiel die Luftschlitze eines Dieselfahrzeugs verklebt werden, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Und andere Dinge mehr. Umweltschützer fordern seit Jahren, man möge in Europa realistische Prüfverfahren einsetzen. VW hat also „nur“ das Prüfverfahren in seinem Sinne für die Staaten verbessert. Es ist die (kriminelle) Fortsetzung dessen, was in Europa erlaubt ist. Aber die Amis sind viel restriktiver. Und das wurde nicht bedacht. Da die Vertuschungsmentalität zu der Software geführt hatte, hat VW das „nur“ fortgesetzt.
Vielleicht liege ich ja falsch, aber dann möge man es mir nachweisen.
Ulf Posé
Wieso kommt es immer wieder zu Skandalen in der Wirtschaft? Die Ursachen scheinen mir vierfach gegeben:
1. Je mehr Mitarbeiter ein Unternehmen beschäftigt, desto eher repräsentiert das Unternehmen den Bevölkerungsdurchschnitt. So ist es sicher unrealistisch zu erwarten, dass sich 600.000 Mitarbeiter, wie bei VW, immer redlich und anständig benehmen. Selbst wenn der Vorstand hochanständig wäre. Nehmen Sie eine Stadt wie Köln: Selbst wenn der Oberbürgermeister ein feiner Charakter wäre oder wechselt, ändert sich die Kriminalitätsrate dadurch nicht.
Ein Unternehmen wie VW und andere verfügt über Strukturen, die informell sind. Darin sind auch die kleinen und großen Missbräuche verankert, die von den Beteiligten nicht als Missbräuche angesehen werden. Lassen Sie gleichzeitig eine Unternehmensstruktur vorhanden sein, die Systemagenten zulässt oder gar fördert, dann können Missbräuche intern akzeptiert sein, bis die Öffentlichkeit darauf aufmerksam wird.
2. Die Personalauswahl spielt eine sehr entscheidende Rolle. Nur fachliche Kompetenz reicht halt nicht. Charakterfestigkeit im Sinne ethischer Werte spielt in einigen Unternehmen immer noch keine große Rolle bei der Auswahl von Führungskräften. Lässt sich ja auch nicht im ersten Bewerbergespräch wirklich feststellen. Wenn aber dem Vorgesetzten und der Personalabteilung bekannt wird, hier führt jemand wie ein Schwein, wird der dann entfernt oder macht er weiter Karriere?
3. Die Systemagenten fördern den Missbrauch. Wenn Claqueure an Brd sind, die mit dem vorauseilendem Gehorsam Dinge tun, von denen Sie meinen, das würde dem Vorge4setzten helfen oder dem Unternehmen, dann geschehen solche Missbräuche, da das Unrechtsbewusstsein fehlt. . Sie fragen nicht danach, ob das wirklich o.k. ist. Dann geben Sie immer ein Feedback, in dem der Vorgesetzte sich immer positiv wiederfindet. So entfernen sich beide von der Realität ohne es zu merken. Herr Middelhoff war sicher ein sehr gutes Beispiel dafür; Unrechtsbewusstsein nahe Null.
4. Die Kontrolle fehlt. Was nutzen die besten Ethikkodizees, wenn niemand darauf achtet, dass sie auch eingehalten werden und wenn es kein Sanktionsprogramm gibt? Bei Siemens wurde es erst deutlich besser, als Dr. Moosmayer (CCO) mit über 1.700 Compliancebeauftragten passende Schulungen und Kontrollmechanismen aufgebaut hatte. Vergleichen Sie es wieder mit einer Stadt. Ohne Polizei und deren Präsenz geht es halt nicht. Duisburg Marxloh ist sicher ein gutes Beispiel dafür.
Daraus folgt:
• Sorgfalt bei der Personalauswahl und den Karriereschritten ist absolut notwendig. Es sollte ein softskill-Programm und ein besonderes Auswahlverfahren auch bei Excecutives geben.
• Die Ethik-Kodizees müssen kontrolliert werden mit einer unabhängigen Mannschaft, die groß genug ist, einen 600.000-Mann-Konzern zu begleiten. (Hast Du an der Ecke keinen Polizisten, fällt mancher Diebstahl nicht auf!)
• Systemagenten dürfen nicht gefördert werden.
Bleibt immer noch die Frage, warum es bei VW zu so einem gigantischen Missbrauch kam. Eigentlich einfach.
In Europa lässt die EU Prüfverfahren zu, die das Auto auf dem Prüfstand manipulieren. Das ist erlaubt. So dürfen zum Beispiel die Luftschlitze eines Dieselfahrzeugs verklebt werden, um bessere Ergebnisse zu erzielen. Und andere Dinge mehr. Umweltschützer fordern seit Jahren, man möge in Europa realistische Prüfverfahren einsetzen. VW hat also „nur“ das Prüfverfahren in seinem Sinne für die Staaten verbessert. Es ist die (kriminelle) Fortsetzung dessen, was in Europa erlaubt ist. Aber die Amis sind viel restriktiver. Und das wurde nicht bedacht. Da die Vertuschungsmentalität zu der Software geführt hatte, hat VW das „nur“ fortgesetzt.
Vielleicht liege ich ja falsch, aber dann möge man es mir nachweisen.
Ulf Posé