Status quo grüner Werbung in Deutschland
Die Diskussion um Nachhaltigkeit erreicht zunehmend die Werbeindustrie in Deutschland. Der genaue Einfluss von Werbeanzeigen auf Umwelt und Gesellschaft ist jedoch schwer zu bestimmen, da viele Schritte und verschiedene Akteure involviert sind, besonders im programmatischen Bereich. Zudem ist die Messung der Effekte komplex. Auch auf der Konferenz "Adzine Connect" wird das Thema Responsible Media eine wichtige Rolle spielen. Im Vorfeld hat sich die Redaktion von Adzine bei den verschiedenen Akteuren umgehört:
Michael Fuhrmann von Doubleverify betont, dass der CO2-Ausstoß von digitaler Werbung immer mehr in den Fokus der Marken rückt. Studien zeigen, dass etwa 10% des Energieverbrauchs im Internet auf Online-Werbung entfallen. Adtech-Anbieter wie Doubleverify arbeiten an Lösungen zur Messung der CO2-Emissionen und bieten Tools an, um den ökologischen Fußabdruck von Werbung zu reduzieren.
Agenturen wie GroupM haben bereits Nachhaltigkeitsstrategien entwickelt. Sie definieren ihren CO2-Fußabdruck sowohl durch direkte als auch indirekte Emissionen. Die direkten Emissionen machen nur 1,7% der Gesamtemissionen aus, während 98,3% aus der Lieferkette stammen. GroupM setzt auf erneuerbare Energien, Reduktion von Abfall und die Auswahl umweltfreundlicher Partner. Ziel ist es, bis 2025 die betrieblichen Emissionen um 84% zu senken und bis 2030 die Emissionen der Lieferkette um 50% zu reduzieren.
Die Außenwerbung wird ebenfalls auf ihre Umweltfreundlichkeit geprüft. Frank Goldberg vom Institute for Digital Out of Home Media (IDOOH) hebt hervor, dass DOOH (Digital-Out-of-Home) bereits "grüner" ist als viele andere Medien. DOOH-Screens werden meist mit Ökostrom betrieben und haben einen geringeren CO2-Ausstoß pro Kontakt im Vergleich zu TV und Printmedien. Die Branche arbeitet daran, den Energieverbrauch weiter zu senken und die Lebensdauer der Hardware zu verlängern.
Trotz dieser Bemühungen gibt es noch viele Herausforderungen. Stephan Noller von Ubirch kritisiert die mangelnde Einheitlichkeit bei der Messung und Bewertung der Emissionen in der Werbebranche. Es fehlen standardisierte Methoden und klare Vorgehensweisen, um das klimaschützende Potenzial voll auszuschöpfen.