print logo

1000 Industrieanlagen können ein Drittel der Klimaziele erreichen

Die Dekarbonisierung der 1000 weltweit größten Emittenten würde etwa ein Drittel der für das 1,5-Grad-Ziel nötigen Emissionsminderung bringen.
23.01.24
© Gabriele Braun
 

Die 1000 weltweit emissionsintensivsten Industrieanlagen gehören 406 Unternehmen und stoßen zusammen jährlich rund 8 Gigatonnen Kohlendioxid (Gt CO2) aus. Würden diese Anlagen vollständig dekarbonisiert, wäre bereits rund ein Drittel der Emissionsminderung realisiert, die bis 2030 nötig ist, um das Pariser Klimaziel von maximal 1,5 Grad Temperaturanstieg zu erreichen. Die Kosten dafür würden sich je nach verwendeter Technologie auf 7,5 bis 10,5 Billionen US-Dollar belaufen. Dies ergibt die Studie „Global Carbon Restructuring Plan“, für die Experten von Roland Berger die 1000 weltweit größten Emittenten analysiert und Optionen zu ihrer Dekarbonisierung sowie die dafür entstehenden Kosten ermittelt haben.


Für das 1,5-Grad-Ziel muss die Welt bis 2030 ihre jährlichen CO2-Emissionen um 24 Gigatonnen laut Emissions Gap Report 2023 reduzieren. „Alleine die 1000 Industrieanlagen mit den höchsten Emissionen stoßen jährlich 8 Gigatonnen aus – ein Drittel der benötigen Emissionsminderung“, sagt Martin Hoyer, Partner bei Roland Berger. „Davon geht mehr als die Hälfte auf das Konto von nur 40 Unternehmen, und ganze 160 Unternehmen sind für 80 Prozent verantwortlich. Das zeigt das große Klimaschutzpotenzial einer konzertierten Aktion zur Dekarbonisierung dieser Hauptemittenten. Mit unser Studie wollten wir die größten Hebel identifizieren, um maximale Dynamik für die globalen Dekarbonisierungsbemühungen zu schaffen – über Ländergrenzen hinweg und aus der Perspektive der Anlagenbesitzer.“


Für die Dekarbonisierung der betrachteten Anlagen gibt es verschiedene Technologieoptionen, wie die Analyse zeigt: Die Bandbreite reicht von der Umstellung auf erneuerbare Energien, Kernenergie oder Erdgas bis zur Abscheidung des bei fortgesetzter Anwendung fossiler Energien entstehenden Kohlendioxids und dessen Einlagerung (CCS). Je nach Dekarbonisierungslösung ergeben sich unterschiedliche Kosten für die vollständige Dekarbonisierung. Kernenergie sowie die Umstellung auf CCS sind mit jeweils rund 10,5 Billionen US-Dollar über den Zeitraum von 2025 bis 2050 die teuersten Optionen. Darauf folgt Gas mit 10,3 Billionen US-Dollar. Die Umstellung auf erneuerbare Energien kommt mit 7,5 Billionen US-Dollar am günstigsten. Über die Zeitspanne verteilt würde dies jährliche Kosten von 0,3 bis 0,4 Billionen US-Dollar bedeuten. Das wären im Vergleich weniger als 20 Prozent der globalen Ausgaben für beispielsweise Forschung und Entwicklung (2,3 Billionen US-Dollar) im Jahr 2021.


Die überwiegende Mehrheit der analysierten Produktionsanlagen stammt aus der Energieerzeugung
Die Analyse der Roland Berger-Experten ergibt, dass über drei Viertel (77%) der Emissionen der Top-1000 aus dem Bereich der Stromerzeugung stammen, 18 Prozent aus der Eisen- und Stahlproduktion und 3,5 Prozent aus der Öl- und Gasindustrie.


Die meisten Anlagen stehen in China
Regional betrachtet sind die meisten der 1000 Anlagen in China (54%) und Indien (13%) angesiedelt, gefolgt von den USA (10%) und Europa (3%). Durch diese regional ungleiche Verteilung sind die Länder sehr unterschiedlich von den Kosten für die Dekarbonisierung betroffen: China und Indien etwa müssten zwischen 18 und über 30 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts aufwenden, die USA und Europa nur zwischen 2 und 5 Prozent.


Der Energiesektor hat bei der Dekarbonisierung Aufholbedarf
Das Engagement für den Wandel zu grüner Produktion ist je nach Sektor und Region unterschiedlich. Für nur 11 Prozent der identifizierten Produktionsstätten für Energie liegen Dekarbonisierungspläne vor. Europa zeigt hier die größten Fortschritte, denn für die Hälfte der analysierten europäischen Energieanlagen sind bereits Pläne vorhanden. In den USA ist das für knapp ein Drittel (29%) der Einrichtungen der Fall. Unter den Nicht-Stromanlagen sind die Öl- und Gasunternehmen zusammen mit den Eisen- und Stahlunternehmen am aktivsten.