Absage an Callcenter
Die einheitliche Behördennummer 115, die von der Stadt München zum 1. Juli nächsten Jahres eingeführt werden soll, stößt im Gautinger Rathaus auf Unverständnis und Ablehnung. Geplant ist, dass alle Anrufer im Bereich der Münchner Vorwahl 089 über ein Call Center mit sämtlichen Behörden verbunden werden können. Bürgermeisterin Brigitte Servatius informierte den Hauptausschuss am Dienstag über das Vorhaben Münchens, das als erste Stadt in Bayern die bundesweite Initiative umsetzen will. Servatius erläuterte ihre Kritik und sagte, sie gehe davon aus, dass Gauting nicht die einzige Gemeinde sein werde, die sich gegen die Behördennummer sträube. "Wir werden uns mit anderen Kommunen abstimmen", sagte sie. Im Landkreis Starnberg ist neben Gauting auch Krailling betroffen, ebenso wie das Landratsamt Starnberg. Das Call Center soll erreichbar sein von Montag bis Freitag von 8 bis 18 Uhr. Das Gautinger Rathaus ist indes am Montag von 7 Uhr früh an und am Donnerstag bis 19 Uhr offen. Das ist ein Grund für die Ablehnung. "Die Beziehungen zwischen Bürgern, Ämtern und Gemeinderat sind bei uns noch so nah, dass bei wichtigen Angelegenheiten immer jemand erreichbar ist. Selbst am Freitagabend oder am Wochenende können vor Ort Papiere ausgestellt werden. Wir organisieren das, und bisher hat es auch immer geklappt", sagte Servatius. Zu jedem Ferienbeginn komme es mindestens einmal vor, dass ein Gautinger feststelle, dass sein Pass abgelaufen ist und dann ganz aufgeregt beispielsweise die Bürgermeisterin, ihren Stellvertreter oder einen Amtsleiter anrufe, erklärte Geschäftsleiter Joachim Graf auf SZ-Anfrage. Oft müssten auch Überführungen von Toten aus der Lungenfachklinik organisiert werden, und das klappe ebenfalls, sogar ins Ausland. Bei der 115-Nummer passiere am Wochenende gar nichts, da lande der Anrufer auf dem Anrufbeantworter, sagt Graf, der beim Informationstermin der Stadt München am vergangenen Freitag dabei war. Beamte der Stadt Frankfurt hätten über ihre Erfahrungen berichtet, sagte er. Dort ist die einheitliche Behördennummer bereits eingeführt. Die dortigen Kollegen hätten berichtet, dass für jeden weitervermittelten Anruf den Kommunen und Behörden jeweils vier Euro in Rechnung gestellt werden. Schließlich müsse der Mitarbeiterstab finanziert werden. Für die Anrufer selbst soll die Nummer später kostenfrei sein. Bereits am Freitag hätten einige Bürgermeister aus Kommunen des Landkreises München signalisiert, dass sie "diese Pille nicht schlucken" wollen, sagte Servatius in der Sitzung. Sie bezeichnete das Vorhaben als "weitere Ausdehnung der Bürokratie".