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Namics: Fünf Digitaltrends für die Retail-Branche

Diese Entwicklungen darf der Handel 2019 nicht verpassen
Melanie Schiller | 06.12.2018
Zürich / Frankfurt, 6. Dezember 2018

In wenigen Wochen bricht das neue Jahr an. Der ideale Zeitpunkt, einen Blick auf anstehende digitale Entwicklungen im Handel zu werfen. Laut Namics, einer der führenden Schweizer Fullservice-Digitalagentur, werden 2019 für den Retail-Bereich fünf Digitaltrends besonders wichtig. Welche das sind, verrät Handelsexperte Alexander Henss, Senior Principal Consultant bei Namics.


(1) Datenerhebung: Die Digitalisierung des Raums
Mit den Kunden kommen zahlreiche Daten in die Verkaufsräume der Händler. Bislang werden sie allerdings nur selten erhoben. Dadurch entgeht den stationären Händlern enormes Potential: Immerhin generieren die Informationen aufschlussreiche Insights, aus denen Unternehmen entsprechende Massnahmen oder sogar neue Geschäftsmodelle ableiten können. Über Daten lassen sich zum Beispiel die folgenden Fragen klären:

Welche Produkte fallen dem Kunden sofort ins Auge?
Berührt der Konsument bestimmte Objekte, um das Material zu prüfen?
Wie wirken Werbemassnahmen?
Welche Bewegungsmuster entstehen im Verkaufsraum?

Ein Vorreiter in der Digitalisierung des Raumes ist Amazon Go. Der amerikanische Supermarkt funktioniert ohne Kassen, dafür müssen sich Kunden am Eingang per Smartphone-Code registrieren. Ihre Bewegungen und Handlungen im Verkaufsraum werden von diversen Sensoren erfasst und von einem Algorithmus ausgewertet.

(2) Offline, Online, Timeline: Daten optimal vernetzen
Daten spielen auch im zweiten Trend die Hauptrolle: Je mehr Fakten über den Kunden zur Verfügung stehen, desto wichtiger ist deren Vernetzung. Mit smarten Einkaufswagen, RFID und iBeacon-Technologie werden in der Retail-Branche zahlreiche Werte offline erhoben. Um diese optimal nutzen zu können, ist eine funktionierende Verknüpfung mit Daten aus anderen Kanälen, zum Beispiel dem Customer Relationship Management oder dem Suchverhalten auf der Website, essenziell. Damit sich die Werte zu einem 360-Grad-Kundenbild zusammensetzen, braucht es eine ausgefeilte Strategie. Folgende Aspekte müssen dabei berücksichtigt werden:

Welche Daten sollen erhoben werden und was sagen sie aus?
Über welche Plattform werden die Daten gesammelt bzw. verknüpft?
Wie vollzieht sich die Auswertung?
Wie kann ich die Ursprungsdaten für Predictive und Prescriptive Analytics nutzen?

Gerade Prescriptive Analytics werden für den Handel immer wichtiger: Sie gehen noch einen Schritt weiter und ermöglichen dem Unternehmen zusätzliche Handlungsempfehlungen. Ein Beispiel ist die Justierung von Parametern im Rahmen einer Promotion, um die Abverkaufszahlen zu steigern.

(3) Vom Einkauf zum Erlebnis: Die In-Store-Experience
Auch die Kunden selbst bewegen sich immer mehr in digitalen Welten. Sei es beim Online-Shopping oder im sozialen Miteinander. Damit die Erfahrung im realen Geschäft mit der im Online-Shop mithalten kann, sollten Händler die Gestaltung ihrer Verkaufsräume überdenken und digitale Lösungen einbeziehen.

Smart Screens können beispielsweise in der Umkleide die passenden Accessoires zur Hose oder zum Kleid vorschlagen. Der Einsatz von Virtual Reality ermöglicht dagegen, Möbel oder Bilder besser in die eigene Wohnungseinrichtung einzuplanen. Roboter können dem Kunden zum Beispiel Anzüge in anderer Grösse und Farbe zur Kabine bringen. Und dank intelligenter Spiegel lassen sich neue Outfits über Social-Media-Kanäle mit den Freunden teilen.

(4) Disruption: B2B-Plattformen auf dem Vormarsch
Für das gesamte B2B-Segment birgt der Einstieg diverser Global Player wie Google, Amazon oder Alibaba ins B2B-Geschäft Risiken und Chancen zugleich. Fest steht: Langfristig werden Händler nicht um Plattformen wie Amazon Business oder Google-Shopping herumkommen. Wer sich in dieses noch unbekannte Terrain vorwagt, muss in jedem Fall mit einer guten Strategie gewappnet sein. Ist die entsprechende Plattform überhaupt relevant für die Customer Journey? Welche technologischen Voraussetzungen muss ich erfüllen, um an den digitalen Marktplätzen aktiv zu werden? Auf diese Fragen braucht der Handel im nächsten Jahr dringend Antworten.

(5) Technologie: System-Architektur im Wandel
Um in der digitalen Welt zu überleben, sind auch im Retail-Bereich die richtigen Tools und Methoden unabdingbar. Die dahinter stehende Technologie wird immer ausgefeilter und vielfältiger. Dank Modularisierung wird zudem die Softwarearchitektur flexibler. Der Austausch von bis dato genutzten Systemen steht zur Debatte. Heute und vor allem im kommenden Jahr sehen sich Unternehmen mit den folgenden Fragen konfrontiert:

Software On Premises oder cloudbasierte Services? Die Frage stellt sich allerdings immer seltener, da viele Hersteller ihre Software nur noch als Cloud Service anbieten und auf On Premise Software verzichten.
Kann KI genutzt werden, um Angebote relevanter zu präsentieren beziehungsweise die Kanäle zu optimieren? Der Einsatz kann zum Beispiel dabei helfen, auf Basis des Surfverhaltens die richtigen Produkte vorzuschlagen.
Wie kann die Datenverfügbarkeit über Touchpoints hinweg gesteigert werden? Ein Kontaktpunkt ist zum Beispiel die stationäre Kasse, die dem Händler die gesamte Kaufhistorie des jeweiligen Kunden zeigt.
Wie lässt sich mit dem DevOps-Ansatz ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess gestalten? Zum Beispiel lassen sich so digitale Innovationen schneller live schalten und an den Kunden bringen.

Unabhängig davon, wie die jeweilige Entscheidung ausfällt, Händler sollten stets berücksichtigen, dass der Wandel nicht nur für das eigene Unternehmen, sondern auch für den Kunden mehr Komfort schafft.