Social Media im Rekrutierungsprozess: „Anonymisierte Bewerbungen sind eine Sackgasse“
Es prallen zwei Kulturen aufeinander: Während die Antidiskriminierungsstelle des Bundes anonymisierte Bewerbungen testet, stellt eine ganze Bewerber-Generation praktisch alles online. „Die anonymisierten Bewerbungen sind eine Sackgasse. Sie stehen im krassen Widerspruch zu der Kultur der Offenheit und dem Ende der Privatsphäre, wie sie sich im Augenblick im Internet abzeichnet“, sagt Maximilian Nobis vom IT-Personaldienstleister Harvey Nash http://www.harveynash.com/de/. Werden Personalverantwortliche überhaupt noch in Bewerbungen gucken?
Gegen die persönlichen Informationen im Netz sind anonymisierte Bewerbungen praktisch ein weißes Blatt Papier: Keine Fotos, keine Angaben zum Alter, Familienstand, Geschlecht. Auch seinen Namen verschweigt der Kandidat zunächst. Während in den USA und in Großbritannien anonymisierte Bewerbungen zum Standard gehören, geht Deutschland noch den klassischen Weg. Zurzeit läuft ein Pilotprojekt http://bit.ly/kiB7Uu, bei dem eine Hand voll großer Unternehmen wie die Deutsche Post, Deutsche Telekom und L´Oréal die anonymisierte Personalrekrutierung testen. Der Gedanke hinter der Anonymität: Jeder Mensch soll aufgrund seiner Qualifikationen den Job bekommen – und nicht aufgrund von Vorurteilen aussortiert werden. „Bei Bewerbungen haben Frauen mit Kindern, ältere Menschen oder Bewerber mit ausländisch klingenden Namen deutlich schlechtere Chancen als andere“, sagt die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders und verweist auf entsprechende Studien des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) http://www.iza.org und der Universität Konstanz.
„Wer sich heute anonymisiert bewirbt, hätte effektiv einen Nachteil“
Abseits vom Pilotprojekt haben anonymisierte Bewerbungen zurzeit einen schlechten Stand: „Wer sich bereits jetzt anonymisiert bewirbt, der hätte effektiv einen Nachteil. Jeder Personalverantwortliche schaut zuerst aufs Bild – und wenn dort ein schwarzes Loch ist, wirkt das nicht sonderlich attraktiv“, sagt Nobis. Immer wieder bekommt er Rückfragen von Unternehmen, für die er nach Personal gesucht hat und die – aus klassischer Sicht – eine „unvollständige“ Bewerbung abgegeben haben. Gerade in der IT-Branche regiert der Fachkräftemangel, viele Bewerber kommen aus anderen Ländern, in denen andere Bewerbungsstandards gepflegt werden.
Für die zwei völlig unterschiedlichen Kulturen der Offenheit und der Anonymität findet Nobis ohne Mühe Beispiele. Während bei den anonymisierten Bewerbungen kein Foto vorhanden ist, stellen die Bewerber ihre privaten Feier-Fotos ins Netz. In der Bewerbung steht kein Geburtsdatum – und auf der Pinnwand gratulieren die Freunde zum runden Geburtstag. Im Lebenslauf sind die beruflichen Stationen nur rudimentär genannt. Bei Xing oder Jobbörsen wie stepstone sind sie komplett hinterlegt. Der Lebenslauf ist in wenigen Minuten zusammen-gegoogelt.
„Selbst wenn der Name zunächst nicht bekannt ist, spätestens beim Bewerbungsgespräch gibt sich der Bewerber zu erkennen. Danach wird umso mehr im Internet gesucht, um die restlichen Daten zu vervollständigen und sich ein Gesamtbild zu machen. Das Bewerbungsgespräch rückt möglicherweise völlig in den Hintergrund“, sagt Nobis. Außerdem setze sich gerade in großen Konzernen das Prinzip des „Diversity Management“ durch, so der Personalexperte. „International aufgestellte Unternehmen sind darauf angewiesen, dass sie eine heterogene Mitarbeiterschaft im Rücken haben. Man braucht alte wie junge Kollegen, die aus allen Herren Länder kommen. Dafür braucht man keine bürokratischen Regelungen.“
Kommentare, Retweets, Liken unter: http://ne-na.de/social-media-im-rekrutierungsprozess-anonymisierte-bewerbungen-sind-eine-sackgasse/00924
Gegen die persönlichen Informationen im Netz sind anonymisierte Bewerbungen praktisch ein weißes Blatt Papier: Keine Fotos, keine Angaben zum Alter, Familienstand, Geschlecht. Auch seinen Namen verschweigt der Kandidat zunächst. Während in den USA und in Großbritannien anonymisierte Bewerbungen zum Standard gehören, geht Deutschland noch den klassischen Weg. Zurzeit läuft ein Pilotprojekt http://bit.ly/kiB7Uu, bei dem eine Hand voll großer Unternehmen wie die Deutsche Post, Deutsche Telekom und L´Oréal die anonymisierte Personalrekrutierung testen. Der Gedanke hinter der Anonymität: Jeder Mensch soll aufgrund seiner Qualifikationen den Job bekommen – und nicht aufgrund von Vorurteilen aussortiert werden. „Bei Bewerbungen haben Frauen mit Kindern, ältere Menschen oder Bewerber mit ausländisch klingenden Namen deutlich schlechtere Chancen als andere“, sagt die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders und verweist auf entsprechende Studien des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) http://www.iza.org und der Universität Konstanz.
„Wer sich heute anonymisiert bewirbt, hätte effektiv einen Nachteil“
Abseits vom Pilotprojekt haben anonymisierte Bewerbungen zurzeit einen schlechten Stand: „Wer sich bereits jetzt anonymisiert bewirbt, der hätte effektiv einen Nachteil. Jeder Personalverantwortliche schaut zuerst aufs Bild – und wenn dort ein schwarzes Loch ist, wirkt das nicht sonderlich attraktiv“, sagt Nobis. Immer wieder bekommt er Rückfragen von Unternehmen, für die er nach Personal gesucht hat und die – aus klassischer Sicht – eine „unvollständige“ Bewerbung abgegeben haben. Gerade in der IT-Branche regiert der Fachkräftemangel, viele Bewerber kommen aus anderen Ländern, in denen andere Bewerbungsstandards gepflegt werden.
Für die zwei völlig unterschiedlichen Kulturen der Offenheit und der Anonymität findet Nobis ohne Mühe Beispiele. Während bei den anonymisierten Bewerbungen kein Foto vorhanden ist, stellen die Bewerber ihre privaten Feier-Fotos ins Netz. In der Bewerbung steht kein Geburtsdatum – und auf der Pinnwand gratulieren die Freunde zum runden Geburtstag. Im Lebenslauf sind die beruflichen Stationen nur rudimentär genannt. Bei Xing oder Jobbörsen wie stepstone sind sie komplett hinterlegt. Der Lebenslauf ist in wenigen Minuten zusammen-gegoogelt.
„Selbst wenn der Name zunächst nicht bekannt ist, spätestens beim Bewerbungsgespräch gibt sich der Bewerber zu erkennen. Danach wird umso mehr im Internet gesucht, um die restlichen Daten zu vervollständigen und sich ein Gesamtbild zu machen. Das Bewerbungsgespräch rückt möglicherweise völlig in den Hintergrund“, sagt Nobis. Außerdem setze sich gerade in großen Konzernen das Prinzip des „Diversity Management“ durch, so der Personalexperte. „International aufgestellte Unternehmen sind darauf angewiesen, dass sie eine heterogene Mitarbeiterschaft im Rücken haben. Man braucht alte wie junge Kollegen, die aus allen Herren Länder kommen. Dafür braucht man keine bürokratischen Regelungen.“
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