Offenheit gegenüber chinesischen Automarken in Europa steigt – außer in Deutschland
Im Vergleich zum Frühjahr 2023 ist die Offenheit europäischer Kunden deutlich gestiegen. Während sich im April etwas mehr als ein Viertel für ein chinesisches Modell interessierte, können sich jetzt fast 40 Prozent vorstellen, bei ihrem nächsten Autokauf ein Fahrzeug eines chinesischen Herstellers zu erwerben. In Deutschland ist der Trend dagegen leicht rückläufig. Die Kaufbereitschaft ist hier von 35 Prozent um acht Prozentpunkte auf 27 Prozent gefallen. Gründe liegen in der öffentlichen Diskussion zu Strom- bzw. Ladekosten sowie politische Aspekte. Dies sind Ergebnisse einer aktuellen Horváth-Studie unter mehr als 2.000 Fahrzeugkäufern in europäischen Kernmärkten.
„Wir sehen in Europa grundsätzlich eine zunehmende Offenheit gegenüber Fahrzeugen chinesischer Hersteller. Das heißt, die Aktivitäten der chinesischen OEM zahlen sich aus“, sagt Georg Mrusek, Studienleiter und Experte für Automobilvertrieb und Elektromobilität bei der Managementberatung Horváth.
Preisvorteile als größtes Kaufargument
Als Kaufargumente für chinesische Fahrzeuge werden von den Befragten vor allem Preisvorteile genannt insbesondere ein günstiger Preis und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis. „Da chinesische Hersteller vor allem im Segment der vollelektrischen Fahrzeuge aktiv sind, profitieren sie zudem unmittelbar von der steigenden Akzeptanz und Nachfrage im Bereich Elektromobilität – und natürlich auch von Förderungen“, so Mrusek.
Deutsche Fahrzeugkäufer durch aktuelle Entwicklungen und wenig Erfahrungen zurückhaltend
In Deutschland wirkt sich der BEV-Zusammenhang aktuell allerdings negativ aus, denn die Umweltprämie für E-Fahrzeuge wird zum 1.1.2024 reduziert. Auch die steigenden Strompreise dämpfen die Offenheit für Elektrofahrzeuge in Deutschland. Dazu kommen mediale Diskussionen um politische Abhängigkeiten, Nachhaltigkeitsaspekte und Mängel in der Ladeinfrastruktur.
„Es benötigt Zeit, eine Marke neu aufzubauen und Kundenvertrauen zu gewinnen. In Deutschland, wo der Markteintritt der chinesischen Hersteller noch frisch ist, können sich aktuell 27 Prozent einen Kauf vorstellen. In Norwegen, wo letztes Jahr bereits jedes zehnte Auto aus China kam und verschiedene Hersteller erfolgreich im Markt etabliert sind, liegt die Kaufbereitschaft bei fast 50 Prozent“, so Horváth-Experte Mrusek. Um Kunden zu überzeugen, könnte es dem Experten zufolge für weitere Markteintritte eine erfolgreiche Strategie sein, europäische Marken zu übernehmen und mit chinesischer Technologie weiterführen. Optionen für „weniger belebte” Marken, die sich dafür eignen, gebe es aktuell am Markt.
Über die Studie
Für die Horváth-Studie „Customers & Markets Survey“ wurden im Herbst 2023 über 2.000 Fahrzeugkäufer aus zwölf europäischen Märkten zu ihren Präferenzen in Bezug auf Autokauf und Mobilität befragt.