Wachstumsprognosen für China sinken deutlich
In der Umfrage im Februar (11.02. – 19.02.2020) zeigen sich erhebliche Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie auf die Wachstumsprognosen in China. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) soll 2020, so die Erwartung der befragten Experten/-innen, nur noch um 5,4 Prozent zunehmen, im ersten Quartal des laufenden Jahres sogar nur um 4,2 Prozent. Der CEP-Indikator, der auf Basis des China Economic Panel (CEP) erhoben wird und die Konjunkturerwartungen internationaler Finanzmarktexperten/-innen für China wiedergibt, steigt im Februar 2020 auf einen Wert von 4,4 Punkten und liegt damit wieder leicht außerhalb des negativen Bereichs. Allerdings muss bei der Interpretation dieses Anstiegs beachtet werden, dass der Prognosehorizont des CEP-Indikators zwölf Monate beträgt. Somit erwarten die befragten Experten/-innen eine merkliche Besserung erst für Anfang 2021, und dies ausgehend von einer derzeit ohnehin recht schwachen Lage von minus 10,9 Punkten. Deutlich aussagekräftiger für die wirtschaftliche Entwicklung der nächsten Monate sind die aktuellen Punktprognosen für die Entwicklung des realen chinesischen Bruttoinlandsprodukts.
Für das erste Quartal 2020 werden nur noch 4,2 Prozent BIP-Wachstum erwartet, in der Januar-Umfrage lag die Prognose noch bei 6,0 Prozent. "Dieser starke Rückgang der Prognosen ist eine Folge der sich ausbreitenden Coronavirus-Epidemie in China", sagt Dr. Michael Schröder, Senior Researcher im Forschungsbereich „Internationale Finanzmärkte und Finanzmanagement“ am ZEW Mannheim und Projektleiter der CEP-Erhebung. Für das zweite Quartal 2020 erwarten die Experten/-innen mit einem BIP-Wachstum von 5,4 Prozent zwar wieder eine Entwicklung in Richtung Normalisierung, allerdings liegt auch dieser Wert noch signifikant unter der Prognose vom Januar, die bei 6,0 Prozent lag. Die Experten/-innen gehen somit auch für das zweite Quartal von negativen Auswirkungen der Coronavirus-Epidemie aus.
Für das gesamte Jahr 2020 beträgt die BIP-Prognose inzwischen nur noch 5,4 Prozent. Dieser Wert liegt weit unterhalb des von der chinesischen Regierung angestrebten Sechs-Prozent-Ziels. "Die wirtschaftlichen Folgen der Virusepidemie werden nach Einschätzung der Umfrageteilnehmer/-innen ganz erhebliche Spuren in der Wirtschaftsentwicklung für China in diesem Jahr hinterlassen. Erst für 2021 gehen die Expertinnen und Experten mit einer BIP-Prognose von 5,7 Prozent wieder von für China üblichen Wachstumswerten aus", fasst Schröder zusammen.