Employer Branding: Authentizität gewinnt Top-Talente
Der heutige Arbeitsmarkt hat sich um 360° gedreht – getrieben durch demografische Veränderungen, technologische Innovationen und die steigenden Anforderungen einer neuen Generation von Arbeitnehmer:innen. Unternehmen müssen ihre Recruiting-Strategien überdenken. Ein entscheidender Faktor dabei ist das Employer Branding, also die gezielte Entwicklung und Pflege der eigenen Arbeitgebermarke. Laut dem aktuellen "Index Recruiting Report 2024" stehen viele Unternehmen im Employer Branding vor der Herausforderung, mit begrenzten Ressourcen zu arbeiten und unterschätzen oft die zentrale Bedeutung der Arbeitgeberattraktivität. Etwa 30 Prozent der Firmen messen dem Employer Branding keine hohe Relevanz bei. Ein gezieltes Umdenken könnte jedoch helfen, interne Probleme zu vermeiden, Mitarbeitende zu finden und sie langfristig zu binden. Doch wie wirkt sich Employer Branding konkret auf das Recruiting aus, und warum ist es heute wichtiger denn je?
Vom Fachkräftemangel bis zur KI – Herausforderungen des heutigen Arbeitsmarktes
Die Herausforderungen am Arbeitsmarkt sind real – vor allem im Mittelstand. Wie das Handelsblatt berichtet, konnten laut einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) 2023 etwa 30.000 Betriebe in Deutschland keine passenden Auszubildenden finden. Vor allem betroffen sind die Industrie, das Gastgewerbe, der Handel sowie die Verkehrs- und Baubranche. Zugleich verändern technologische Entwicklungen, wie die Integration von Künstlicher Intelligenz in den Bewerbungsverfahren, die Recruiting-Landschaft erheblich.
Die jüngeren Generationen, insbesondere die Gen Z, haben zudem ein anderes Verständnis von Arbeitsmoral und Karriere. Sie legen großen Wert auf Flexibilität, Work-Life-Balance und je nach Beruf, die Möglichkeit, im Homeoffice oder sogar im Ausland zu arbeiten. Studien wie die von Statista, Xing und kununu erhobenen Trends der Arbeitswelt zeigen, dass Aspekte wie ein hohes Gehalt zwar weiterhin wichtig sind, aber zunehmend durch andere Faktoren wie die 4-Tage-Woche und alternative Arbeitszeitmodelle ergänzt werden. Unternehmen müssen ihre Arbeitgebermarke entsprechend anpassen, um attraktiv zu bleiben.
Das Image machts! Der Einfluss von Employer Branding auf das Recruiting
Eine gut durchdachte und authentische Arbeitgebermarke hat einen erheblichen Effekt auf den Erfolg des Recruitings. Unternehmen, die klar ihre Werte, Kultur und Vorteile kommunizieren, stechen im Wettbewerb um die besten Talente heraus. Das führt nicht nur zu mehr Bewerbungen, sondern auch zu einer kürzeren Time-to-Hire, die Zeit, die zwischen einer Stellenausschreibung und der Besetzung vergeht. Dies liegt daran, dass Kandidat:innen eher geneigt sind, sich bei einem Unternehmen zu bewerben, das für seine positive Arbeitskultur und Karrieremöglichkeiten bekannt ist.
Durch gezieltes Employer Branding schaffen es Betriebe, nicht nur aktive Jobsuchende anzusprechen, sondern auch passive Kandidatinnen und Kandidaten, die vielleicht nicht aktiv nach einer neuen Stelle Ausschau halten. So wird langfristig ein starker Talent Pool aufgebaut, welcher ermöglicht, dass offene Positionen schneller und kostengünstiger besetzt werden.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist die Mitarbeiterbindung. Angestellte, die stolz auf ihre Firma sind und sich mit ihr und den gelebten Werten identifizieren können, bleiben länger in der Organisation und tragen positiv zur Unternehmenskultur bei. Sie empfehlen ihren Arbeitgeber zudem eher weiter, was wiederum den Recruiting-Prozess erleichtert.
Authentizität als Schlüssel für eine nahbare Arbeitgebermarke
Der Kern einer erfolgreichen Employer-Branding-Strategie ist Authentizität. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Kommunikation der Realität entspricht. Übertriebene Zusicherungen und geschönte Darstellungen wirken sich langfristig negativ auf die Arbeitgebermarke aus, denn Kolleginnen und Kollegen merken eher früher als später, wenn die Versprechen und der Alltag zu weit auseinanderklaffen. Das kann dazu führen, dass Neuzugänge bereits in der Probezeit wieder gehen. Für langfristige Bindung und Zufriedenheit sorgt hingegen eine nahbare Unternehmenskultur. Hierbei kommt es weder auf Perfektion noch Hochglanz an. Transparenz und Ehrlichkeit sind die Devise. Vor allem die jüngeren Generationen spricht es an, wenn sie das Gefühl haben, reale Einsichten in den Arbeitsalltag und das Team zu bekommen und so ihre Identifikation mit den Unternehmenswerten abgleichen zu können. Eine klare und konsistente Kommunikation, die sowohl nach innen als auch nach außen die tatsächlichen Gegebenheiten widerspiegelt, ist somit das A und O im Employer Branding.
Die Bedeutung von Mitarbeiterempfehlungen und digitalen Kanälen
Neben der Karriereseite auf der eigenen Homepage sollten Firmen auch in den sozialen Medien wie LinkedIn und Instagram oder je nach Zielgruppe auch auf Facebook und TikTok aktiv sein. Diese Plattformen bieten sich an, um Einblicke hinter die Kulissen zu geben, Mitarbeitergeschichten zu veröffentlichen oder Kolleg:innen bei ihrer Arbeit zu begleiten. Auf diese Weise lässt sich das Betriebsklima einfangen und teilen, was nicht nur Vertrauen bei potenziellen Bewerbenden schafft, sondern auch die emotionale Bindung der bestehenden Belegschaft stärkt. Dennoch informieren sich die Kandidat:innen im zweiten Schritt auf der Unternehmenswebseite, daher müssen hier alle offenen Vakanzen sowie die Werte und Benefits des Arbeitgebers direkt auf einen Blick sichtbar sein.
Zufriedene Teammitglieder werden so zu Markenbotschafter:innen. Als authentische Stimme ermutigen sie im besten Fall noch weitere Kolleg:innen, ihre positiven Erfahrungen in sozialen Netzwerken zu teilen. Mitarbeiterwerbeprogramme bieten sich in diesem Zuge ebenfalls an, da persönliche Empfehlungen oft die überzeugendsten Argumente für potenzielle Neuzugänge sind. Sie vermitteln ein authentisches Bild der Marke und helfen dabei, das Vertrauen in den Arbeitgeber zu stärken.
Employer Branding als strategisches Element im Wettbewerb um die besten Talente
Immer mehr Firmen erkennen, dass Employer Branding nicht nur Aufgabe der Personalabteilung ist, sondern ein integraler Bestandteil der gesamten internen Strategie sein muss. Denn angesichts der zunehmenden Herausforderungen am Arbeitsmarkt wird dieser Faktor zum entscheidenden Kriterium im Recruiting. Unternehmen, die eine authentische und starke Arbeitgebermarke aufbauen, genießen eine verbesserte Reputation und bleiben wettbewerbsfähig. Diese Erkenntnis wirkt sich zunehmend auch positiv auf die Budgets aus. In den letzten Jahren wird wesentlich mehr ins Employer Branding investiert, was zeigt, dass sein Einfluss auf die Gewinnung und Bindung von Talenten erkannt wurde. Im Idealfall ist die Arbeitgebermarke zudem eng mit der Unternehmensmarke verknüpft und wird in allen Bereichen der externen sowie internen Kommunikation berücksichtigt. So werden Neuzugänge nicht nur kurzfristig, sondern langfristig gewonnen und ein starkes Arbeitgeberimage aufgebaut. Es gilt somit, die Arbeitgebermarke als strategisches Element zu verstehen, das alle Bereiche des Unternehmens beeinflusst – von der Kommunikation bis hin zur Unternehmenskultur.