Die wichtigsten Social-Commerce-Trends
Digitales Marketing entwickelt sich rasant. Ganz besonders in diesem Jahr hat die Corona-Pandemie das Mediennutzungs- und Konsumverhalten noch stärker in den digitalen Raum verschoben und somit auch die Adaption digitaler Kanäle weiter beschleunigt. Einer der spannendsten Trends im Retail ist dabei Social Commerce, der Erlebnis, Inspiration und Shopping zu einer untrennbaren Einheit werden lässt. Um hier nicht den Anschluss zu verpassen, sollten Online Händler das Shopping von Morgen frühzeitig aktiv mitgestalten.
Social Shops - Ganzheitliches Shopping in sozialen Netzwerken
Durch Social Commerce lässt sich nahezu die gesamte Customer Journey innerhalb sozialer Medien abbilden. Der Vorteil: Kund:innen müssen die Plattformen nicht mehr verlassen und nehmen eine aktive Rolle im Shopping-Prozess ein, indem sie beispielsweise unmittelbar mit Marken interagieren oder sich mit anderen Nutzer:innen über Produkte austauschen. Diese neuen Möglichkeiten haben eine Menge Potenzial, denn besonders für junge Menschen ist diese Art des Shopping-Erlebnisses attraktiv: Laut Statista geben 48 % der US-amerikanischen Internetnutzer:innen zwischen 18 und 34 Jahren an, in der Vergangenheit bereits innerhalb von Social Media Plattformen gekauft zu haben – Tendenz steil steigend.
Passend dazu launchte Instagram erst kürzlich den Shop Tab und erweiterte damit den Social Shop um ein weiteres Feature. Dieses wurde in bekannter Instagram-Manier prominent in der App platziert und lässt großzügige Verknüpfungen innerhalb der Plattform zu. Unternehmen haben so weitere Möglichkeiten, ihre Produkte kreativ und aufmerksamkeitsstark auf der Plattform zu vertreiben. Die Vielzahl an täglichen Nutzer:innen einerseits und die große vorhandene Datenmenge andererseits, machen Social Shops besonders attraktiv. In den kommenden Monaten soll der Instagram Shop dann die gesamte Customer Journey mit einem integrierten Checkout abbilden. In den USA laufen bereits Tests in einer geschlossenen Betaphase mit ausgewählten Marken. Und auch im deutschen Ad Manager ist die neue Checkout Option bereits sichtbar und wird in den kommenden Monaten auch hierzulande verfügbar. Mit einem integrierten Checkout können Unternehmen zukünftig die eigenen Produkte direkt auf dem Account anbieten und verkaufen, sodass die Bezahlung über einen externen Browser nicht mehr notwendig ist. Und da wenige Klicks für einen verkürzten Kaufprozess sorgen, kann dadurch die User Experience verbessert und die Conversion Rates gesteigert werden. Außerdem können gerade kleinere Unternehmen und Startups, die ihre Produkte neu auf den Markt bringen, mit Social Shops zu Beginn auf den eigenen Onlineshop verzichten, dadurch Geld und Ressourcen sparen und gleichzeitig die Marke aufbauen.
Natürlich sollten Social-Shops auf Dauer den normalen Online-Shop nicht generell ersetzen, aber sie können als zusätzliches Tool für den Markenauftritt und zum Verkauf genutzt werden. Der Ausbau der Social Shops zeigt deutlich: Facebook wird in Zukunft Plattformen wie Amazon, Zalando oder Ebay Konkurrenz machen. Bereits jetzt gibt es einen Facebook Marketplace, der Ebay Kleinanzeigen ähnelt. Dieser Marktplatz wird in Zukunft weiter ausgebaut und hat bestehenden Modellen besonders durch die starke Bindung der Community einiges voraus.
Zero friction future – Reibungslose Nutzererlebnisse
Unter einer Zero Friction Future im E-Commerce versteht man eine Customer Journey ohne Reibungen. Je mehr Schritte es in einem Kaufprozess gibt, desto größer ist das Potenzial eines Kaufabbruchs. Erstreckt sich die Customer Journey über mehrere Kanäle, kann es an zahlreichen Stellen zu Reibungsflächen und Barrieren kommen. Neben langen Website-Ladezeiten gehören auch umständliche Benutzeroberflächen oder Suchfunktionen zu häufigen Hindernissen. Laut einer Untersuchung von Facebook brechen viele Nutzer den Kaufprozess ab, wenn die Website länger als 3 Sekunden lädt. Alleine im E-Commerce entstehen so Opportunitätskosten von bis zu 24 Mrd. Euro pro Jahr (Facebook). Es ist also wenig überraschend, dass gerade Facebook sich “Zero Friction” zum großen Ziel gesetzt und die Social Shops in den vergangenen Monaten vielfach ausgebaut hat. Denn mit der Anzahl an Klicks sinkt auch die Gefahr von Abbrüchen. Entsprechend wird Zero Friction nicht nur für Facebook, sondern für alle Online Händler:innen erfolgsentscheidend und kann sich zu einem Wettbewerbsvorteil entwickeln. Schon heute beobachten wir, dass die Toleranz der Nutzer:innen für Reibungspunkte in den Shops abnimmt und die Erwartungshaltung stetig steigt. Und wenn diese nicht erfüllt wird, kommen die Kund:innen sehr wahrscheinlich nicht wieder (Facebook). Für Online Händler ist ein reibungsloser Handel mit wenigen Klicks also erfolgsentscheidend, um die Käufe zu erleichtern, Konvertierungsraten zu steigern und damit letztendlich auch die Kundenzufriedenheit zu gewährleisten.
TikTok wird zur E-Commerce-Plattform
Natürlich führt auch an TikTok in Sachen Social Commerce kein Weg vorbei. Das junge und äußerst beliebte Social Video Network konnte laut Statista in diesem Jahr nicht nur weltweit die meisten Downloads generieren, sondern liegt auch in Sachen Verweildauer besonders bei jungen Menschen klar vorn (Statista, 2020). Und genau wie Instagram arbeitet auch TikTok an einer Erweiterung seiner Shopping-Funktionen. Vor wenigen Wochen erst gab die chinesische Plattform die Partnerschaft mit Shopify bekannt. Durch sie soll es den mehr als 1 Million Shopify-Händlern erleichtert werden, die junge und konsumfreudige TikTok Community zu erreichen. Shopify-Händler in den USA können ihre TikTok-Marketingkampagnen direkt vom Shopify-Dashboard aus erstellen, ausführen und optimieren. Händler haben so Zugang zu TikToks Business Ads Manager. Ab 2021 sollen die Funktionen global zur Verfügung stehen.
TikToks neue Art der Reichweitenverteilung und die junge Zielgruppe macht das Netzwerk zu einem attraktiven E-Commerce-Umfeld. Seit kurzem können Shopping-Links nicht nur im eigenen Profil, sondern auch in Videos integriert werden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass TikTok in den kommenden Monaten ebenfalls einen direkten Checkout einführen wird.
Live Shopping – China zeigt die Zukunft des E-Commerce
Ein besonders spannender Trend ist das Teleshopping via Livestream, welches für Chines:innen längst Alltag ist. Dabei stehen der direkte Kontakt und die Interaktion von Händler:innen und Zuschauer:innen im Vordergrund. Durch den Einsatz von Videos können Händler:innen ihre Produkte vorführen, testen, Fragen der Zuschauer:innen live beantworten und zusätzliche Informationen liefern. So wird das passive Teleshopping aus dem Fernsehen zu einer interaktiven und unterhaltsamen Produktpromotion - oft über mehrere Stunden hinweg. Soziale Netzwerke spielen konsequenterweise eine entscheidende Rolle im Live-Shopping. Plattformen wie Douyin (TikTok) beispielsweise bieten verschiedene Möglichkeiten, mit denen Händler:innen unterhaltsame Videos für ihre Kund:innen produzieren können.
Und auch wenn Live-Shopping in Deutschland noch weit davon entfernt ist, sich zu etablieren, zeigt der Blick nach China, wohin die Entwicklung gehen wird: Weg vom reinen Content Marketing hin zu einem ganzheitlichen Konzept von Social Commerce und Entertainment. Und auch hierzulande haben im Zuge des E-Commerce-Booms und ausgelöst durch die Corona-Pandemie die Gespräche über Live-Shopping allmählich begonnen. Jetzt kommt es auf die großen Plattformen an, die technische Infrastruktur für Live Shopping zu liefern. Die Erweiterung des Instagram Shops ist hier sicher erst der Beginn einer Zukunft, in der Entertainment, Inspiration und Shopping miteinander verschmelzen.
Fazit
Social Commerce wird im kommenden Jahr weiter an Bedeutung gewinnen und die Art und Weise verändern, wie Marken und Kund:innen miteinander interagieren. Gerade durch das “Social” hat diese neue Art des Online Handels dem herkömmlichen “Commerce” etwas voraus. Das Aktivieren der breiten Zielgruppe als Mikro Influencer wird ein wesentlicher Aspekt des Shoppings in der Zukunft, die über die klassische Katalogansicht der Produkte hinausgeht und zum Erlebnis wird. Hier bleibt es spannend zu beobachten, was die Plattformen an Innovationen entwickeln und welche Unternehmen sich schon jetzt als First Mover positionieren.