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Wie funktioniert politisches Mikrotargeting?

Politisches Microtargeting nutzt Daten zur Wählerbeeinflussung; neue EU-Vorschriften wie DSA und TTVO sollen mehr Transparenz und Regulierung bringen.
22.07.24

- Politisches Microtargeting nutzt Datenanalyse zur gezielten Wähleransprache
- Der Digital Services Act und TTVO bringen strengere Regeln für politische Werbung
- Meta und TikTok planen, politische Inhalte und Empfehlungsalgorithmen einzuschränken

Politisches Microtargeting ist eine moderne Strategie der Wahlwerbung, die auf der gezielten Nutzung persönlicher Daten basiert, um Wähler spezifisch anzusprechen. Diese Methode zielt darauf ab, maßgeschneiderte Botschaften zu übermitteln und das Verhalten der Wähler zu beeinflussen, indem sie Informationen wie Lebenssituation, Interessen und Überzeugungen von Individuen analysiert.


Erfolgreiche Anwendung im US-Wahlkampf 2016
Besonders bekannt wurde dieses Vorgehen im US-Wahlkampf 2016. Der Einsatz von Microtargeting hat entscheidend zum Sieg von Donald Trump beigetragen. Durch die gezielte Ansprache spezifischer Wählergruppen konnte seine Kampagne effektiver agieren. Auch in Deutschland fand Microtargeting bei der Bundestagswahl 2021 Anwendung. Jedoch wird über die genauen Auswirkungen und die Datenverarbeitung durch Parteien wenig offen kommuniziert.

Ethische und datenschutzrechtliche Bedenken
Angesichts der ethischen und datenschutzrechtlichen Bedenken, die mit dem politischen Microtargeting verbunden sind, haben Regulierungsbehörden Maßnahmen ergriffen, um diese Praxis zu kontrollieren. Der Digital Services Act (DSA) der EU soll die Transparenz auf digitalen Plattformen erhöhen, indem er Anbieter verpflichtet, klare Informationen über die Werbung und deren Ausrichtung bereitzustellen. Zudem werden im Rahmen des DSA strengere Haftungsregeln für Plattformen festgelegt, um die Nutzung von Profiling für Werbung einzuschränken. Ergänzend tritt 2025 die Verordnung über Transparenz und Targeting politischer Werbung (TTVO) in Kraft, die noch strengere Vorschriften für die Durchführung und Offenlegung von politischer Werbung festlegt.


Veränderungen bei Plattformen
Die neuen Vorschriften zielen darauf ab, die Beeinflussung durch politische Werbung zu reduzieren und die Transparenz zu verbessern. Die TTVO verlangt, dass Werbetreibende präzise Angaben zum Absender und zur Finanzierungsquelle der Werbung machen und dass personenbezogene Daten nur mit ausdrücklicher Einwilligung genutzt werden dürfen. Die Regulierung führt zu einem verstärkten Bewusstsein bei den Nutzern und hat bereits erste Auswirkungen gezeigt: Plattformen wie Meta und TikTok planen, ihre Richtlinien für politische Inhalte zu verschärfen. Trotz der strengeren Regeln bleibt politisches Microtargeting ein bedeutendes Instrument im Wahlkampf, sowohl in den USA als auch in Deutschland.