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Fachkräftemangel nur ein Mythos?

Hochqualifizierte Ingenieure weiterhin gefragt.
Gunnar Sohn | 16.09.2011
20.400 Ingenieure sind in Deutschland arbeitslos gemeldet, berichtete der Spiegel http://www.spiegel.de/karriere/berufsstart/0,1518,784325,00.html. Zugleich können mindestens 76.000 Stellen nicht besetzt werden. Gibt es in Deutschland nun einen Ingenieursmangel oder nicht? „Die Ansprüche unserer Kunden haben sich nicht geändert. Die Unternehmen suchen weiterhin die besten Kandidaten, die es auf dem Arbeitsmarkt gibt“, sagt Mark Hayes, Leiter des Competence Center Engineering von Harvey Nash http://www.harveynash.com/de/ . Er vermittelt IT-Fachkräfte und Ingenieure an die großen Unternehmen der Automobil- und Zulieferbranche. Hochqualifiziertes Personal werde vor allem für die Entwicklungsbereiche gesucht wie zum Beispiel für Antriebssysteme für Elektroautos und Fahrerassistenz-Systeme.



Den Eindruck verstärkt der Verband der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik (VDE) http://bit.ly/pmQ3g7. Der VDE warnt davor, dass der Fachkräftemangel Deutschland Elektro- und Automobilbranche ausbremst. „Neun von zehn Unternehmen in der Elektro- und IT-Industrie sind der Meinung, dass die Elektromobilität die Nachfrage nach Elektroingenieuren weiter erhöhen wird. Gleichzeitig befürchten acht von zehn befragten Unternehmen, ihren Ingenieursbedarf künftig nicht ausreichend decken zu können“, sagt VDR-Vorstandsvorsitzender Hans Heinz Zimmer.



Wie ältere Fachkräfte es verhindern, auf dem Abstellgleis zu landen



Es werden also Fachkräfte gesucht – allerdings bekommt längst nicht jeder einen Job. Es scheint als könnten vor allem ältere Ingenieure den hohen Ansprüchen der Branche nicht genügen. Zumindest schildert der Spiegel in seinem Artikel das Schicksal eines 56-jährigen Ingenieurs, andere Medien zogen mit ähnlichen Berichten von älteren Fachkräften nach. „Jüngere Ingenieure haben natürlich Vorteile: Sie verdienen noch nicht so viel wie jemand mit 30 Jahren Berufserfahrung. Außerdem orientieren sie sich an den jüngsten Entwicklungen der Branche“, sagt Hayes. Ältere Profis, etwa ab 55 Jahren, hätten dagegen auch mit Vorurteilen zu kämpfen: „Manche befürchten, dass sie mit einer altväterlichen Überheblichkeit auftreten oder festgefahrene Verhaltensweisen zeigen wie `Das habe ich schon immer so gemacht`. Es stellt sich die Frage, wie gut sie in die oft jungen Entwicklerteams passen“. Solche Verhaltensweisen seien aber nicht an das Alter geknüpft, macht sich Hayes für die älteren Arbeitnehmer stark. „Wir stellen immer wieder fest, dass es vielmehr eine Frage der grundsätzlichen Einstellung ist und nicht des Alters.



Nicht jede Weiterbildung bringt etwas



Älteren Ingenieuren rät der Personalexperte sich schon mit Mitte 40 zukunftsträchtige Themenfelder auszusuchen und dies beständig mit Weiterbildungen zu verknüpfen. Die Zusatzqualifikationen sollten aber definitiv etwas mit der aktuellen, konkreten Berufspraxis zu tun haben. Ein völlig neues Feld per Weiterqualifikation zu erlernen und dies nicht mit der Praxis zu verknüpfen, bringt meistens wenig“, so Hayes. Gerade ältere, gut qualifizierte Ingenieure mit einem geraden, schlüssigen Lebenslauf – also wenigen Branchen- und Arbeitgeberwechseln und wenigen Phasen der Arbeitslosigkeit – hätten auch im Alter gute Chancen.


Wer einmal arbeitslos sei, der sollte sich auch auf flexible Arbeitsformen einstellen, rät der Personalexperte. „Über eine Selbstständigkeit oder auch einer Arbeitsnehmerüberlassung kommt man einfacher in neue Projekte. Dort sammelt man neue Erfahrungen und bekommt neue Skills. Auch das Selbstbewusstsein wird gestärkt.“ Allerdings sei dies gerade für ältere Ingenieure, die viele Jahre festangestellt waren, ein schwerer Schritt. „Es bedeutet weniger Sicherheit und oft auch weniger Gehalt. Aber es ist ein möglicher Weg aus der Sackgasse der Arbeitslosigkeit.“