Genervt von Google, Facebook und Co.: Über die Hälfte der Deutschen kritisiert ungefragte Datenweitergabe
Deutlich mehr als die Hälfte der Deutschen ist genervt von der ungefragten Weitergabe ihrer Daten an Google, Facebook und Co. Besonders die weibliche Bevölkerung sowie Befragte mit höherem Bildungsabschluss stehen dem kritisch gegenüber. Doch die Deutschen sind keine grundsätzlichen Daten-Verweigerer: Wenn es die Benutzerfreundlichkeit verbessert (z.B. den Login-Prozess erleichtert) und kostenlose Inhalte bringt, geben User:innen ihre Daten preis. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsunternehmens Innofact im Auftrag der Stiftung European netID Foundation.
Datenschutz ist den Deutschen wichtig, strapaziert aber auch ihre Nerven. Für weit mehr als die Hälfte aller Befragten (57,1%) wiegt die ungefragte Weitergabe von Daten an Google, Facebook und Co. am schwersten. Vor allem zwei soziodemografische Gruppen zeigen sich in Sachen Datenschutz sensibel. Zum einen sind dies Frauen – 60,7 Prozent betrachten die ungefragte Datenweitergabe als größten Störfaktor – zum anderen formal höher Gebildete. Bei Hochschulabsolvent:innen liegt die Ablehnung etwa bei 61,5 Prozent. Demgegenüber stößt sich nur eine Minderheit derjenigen mit Hauptschulabschluss bzw. ohne Schulabschluss (46,3 Prozent) an dieser Praxis.
Zweithäufigster Nervfaktor beim Surfen im Web, so legt die netID Umfrage offen, sind zu komplizierte und unübersichtliche Datenschutzeinstellungen: Knapp 43 Prozent der Befragten fühlen sich davon gestört. Bei den 50- bis 69-jährigen sind es sogar 47,3 Prozent. Jeweils jede(r) dritte Deutsche bemängelt eine fehlende Übersicht der Anbieter, die Daten auf Websiten abfragen. Genauso viele nervt es, wenn beim Websitebesuch wiederholt nach Erlaubnis zur Datenweitergabe gefragt wird. Vor allem die ältere Generation verlangt eine genaue Übersicht der Anbieter, die ihre Daten nutzen (bei den über 70-Jährigen sind es 43,2%). Jede(r) Vierte zwischen 18 und 29 Jahren möchte ebenfalls mehr Transparenz über die Datenempfänger. Einem Viertel ist es ein Dorn im Auge, wenn die Einwilligungen zur Datenweitergabe nicht jederzeit wieder geändert werden können.
Höhere Bereitschaft zur Datenweitergabe bei Männern, jungen Leuten und Hochschulabsolvent:innen
Trotz der genannten Kritikpunkte beim Aufrufen einer Website, besteht bei zwei von drei Befragten eine grundsätzliche Bereitschaft zur Datenweitergabe: Am höchsten ist sie, wenn es die Benutzerfreundlichkeit verbessert (36,1 Prozent) – also zum Beispiel einen schnelleren und einfacheren Login-Prozess ermöglicht. Das befürworten vor allem Männer, junge Leute zwischen 18 und 29 Jahren sowie Befragte mit Abitur oder Hochschulreife. Kostenlose Inhalte wie zum Beispiel journalistische Beiträge sind insgesamt die zweithöchste Motivation (32,4 Prozent) zur Datenweitergabe.
Eine auffällige Lücke klafft bei der Bereitschaft, eigene Daten für individualisierte Inhalte zur Verfügung zu stellen. Insgesamt ist laut netID Umfrage dazu jede(r) Vierte bereit. Aber: Bei Befragten mit (Fach-)Hochschulabschluss liegt der Wert bei 31,3 Prozent, bei den Deutschen mit Hauptschulabschluss bzw. ohne Abschluss jedoch nur bei 16,9 Prozent.
Immerhin zehn Prozent sehen personalisierte Werbung als guten Grund zur Weitergabe ihrer Daten an. Besonders offen zeigen sich die Jüngsten dafür (14,2%, in der Altersgruppe 18 bis 29 Jahren).
„Die Umfrage zeigt, wie wichtig ein unkomplizierter Umgang mit Datenschutz ist. Je einfacher wir es den User:innen machen, desto eher sind sie bereit für bestimmte Zwecke, die sie einsehen können, Daten offenzulegen. Daten sind die Währung der Online-Wirtschaft und somit Voraussetzung für den Fortbestand unseres freien Internets,” so Jörn Strehlau, Vorstandsvorsitzender und CEO der European netID Foundation.
Zur Umfrage
Die repräsentative Umfrage wurde von der Innofact AG vom 11. bis zum 12. Juli 2023 im Auftrag der European netID Foundation durchgeführt. Befragt wurden 1.029 Personen zwischen 18 und 79 Jahren.