Ukraine-Krieg belastet internationalen Handel deutlich
Der internationale Handel stand im Februar bereits im Bann des Ukraine-Krieges, obwohl dieser erst wenige Tage vor Monatsende ausgebrochen ist. Laut jüngstem Datenupdate des Kiel Trade Indicator geht der Welthandel im Vergleich zum Vormonat deutlich zurück (preis- und saisonbereinigt), für fast alle Volkswirtschaften sind die Vorzeichen negativ. Vor allem russische Exporte dürften sehr stark einbrechen. Die Ukraine ist weitestgehend vom internationalen Seehandel abgeschnitten, der Schwarzmeerhafen Odessa wird praktisch nicht mehr angelaufen.
Laut jüngstem Datenupdate des Kiel Trade Indicator für Februar dürfte der Welthandel im Vergleich zum Vormonat deutlich um 5,6 Prozent zurückgehen (preis- und saisonbereinigt). Dies ist der größte Einbruch seit Ausbruch der Corona-Krise im Frühjahr 2020. Der Erholungstrend der letzten Monate ist damit jäh unterbrochen.
„Obwohl der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine erst in der letzten Februarwoche eskalierte, scheinen Unsicherheit, Sanktionen und vermehrte Warenkontrollen zur Einhaltung der Sanktionen den Handel jetzt schon nachhaltig zu beeinträchtigen. Bereits Mitte Februar zeichnete sich ein schwächerer Monat ab, die Sanktionen gegen Russland verstärken diesen Trend“, sagte Vincent Stamer, Leiter des Kiel Trade Indicator.
Für fast alle Volkswirtschaften sind die Vorzeichen des Kiel Trade Indicator für den Februarhandel negativ. In Deutschland dürften die Importe im Vergleich zum Januar ungewöhnlich stark zurückgehen (-3,9 Prozent), auch die Exporte dürften sinken (-3,8 Prozent). Auch für die EU zeichnen sich Rückgänge bei Importen (-1,6 Prozent) und Exporten (-2,8 Prozent) ab.
In den USA steht einem Minus bei den Exporten (-3,9 Prozent) ein leichtes Plus bei den Importen (+1,2 Prozent) gegenüber. Umgekehrt in China, wo die Exporte minimal im positiven Bereich liegen (+0,3 Prozent), die Importe im negativen Bereich (-3,4 Prozent). Nach wie vor könnte die Omikron-Variante Chinas Handel belasten.
Für Russland selbst weist der Kiel Trade Indicator einen starken Einbruch der Exporte gegenüber Januar um 11,8 Prozent aus, alleine im Hafen von St. Petersburg wurden im Februar 17 Prozent weniger Güter verschifft. Die Ausfuhren aus Russlands größtem Containerhafen waren schon den gesamten Monat über niedrig, die Sanktionen am Ende des Monats haben sie noch weiter gebremst. Bei den russischen Importen ist dagegen nur mit einem verhaltenen Rückgang um 1,6 Prozent zu rechnen.
„Die Gemengelage im russischen Handel ist unübersichtlich, aber ganz offenbar zeigen die vom Westen verhängten Sanktionen Wirkung. Alleine aus Unsicherheit über die Bezahlung dürften russische Exporteure vermehrt Güter zurückhalten. Große Reedereien haben zwar den Stopp ihrer Lieferungen nach Russland verkündet, dies betrifft allerdings nur neue Buchungen. Alte Buchungen werden, sofern diese nicht gegen Sanktionen verstoßen, derzeit noch planmäßig nach Russland verschifft“, so Stamer.
Die Ukraine wird im Kiel Trade Indicator nur im Verbund der übrigen Mitglieder der Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) ohne Russland erfasst. Für diese zeichnet sich ein negativer Wert bei den Exporten (-4 Prozent) und ein positiver Wert bei den Importen (+2,3 Prozent) ab.
Positionsdaten von Containerschiffen zeigen aber, dass die Ukraine weitestgehend vom internationalen Seehandel abgeschnitten ist. Den wichtigsten Hafen des Landes, Odessa am Schwarzen Meer, hat seit Kriegsausbruch kein großes Containerschiff mehr angelaufen.
„Die Februarzahlen geben einen Vorgeschmack auf die wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges. In den kommenden Monaten dürfte sich der Güterhandel zwischen der EU und Russland aufgrund der Sanktionen, Unsicherheit, aber auch freiwilligen Einschränkungen durch Unternehmen und Bevölkerung deutlich reduzieren“, sagte Stamer. „Vermehrte Zollkontrollen, um die Einhaltung der Sanktionen gegen Russland zu überprüfen, können zusätzlich zu Verzögerungen im Seehandel führen.“