Verbrauchervertrauen in Europa bricht ein
Die Corona-Pandemie und die darauf folgenden Maßnahmen zur Eindämmung des Virus sorgen im zweiten Quartal 2020 für einen dramatisch Einbruch der Verbraucherstimmung in Europa und weltweit. So fiel das europäische Verbrauchervertrauen auf einen Index von 74 Punkten und verlor damit ganze 12 Punkte im Vergleich zu Q4 2019, noch vor Beginn der Coronakrise. Das weltweite Verbrauchervertrauen, das im zweiten Quartal 2020 bei 92 Indexpunkten liegt, verzeichnet mit einem Verlust von 14 Punkten gar den größten Absturz seit der erstmaligen Erhebung des Index in 2005. Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie zum Verbrauchervertrauen von The Conference Board® und Nielsen. Der Verbrauchervertrauensindex bildet die Einschätzung der Verbraucher zu ihren Job-Aussichten, ihrer persönlichen finanziellen Situation und ihrer Bereitschaft, Geld auszugeben, ab – immer mit Blick auf die kommenden zwölf Monate.
Auch in der Gesundheitskrise ist die Wirtschaft die größte Sorge der europäischen Verbraucher - Ohnehin schon niedriger Job-Optimismus stürzt ab
Auch inmitten einer Gesundheitskrise sorgen sich 41 Prozent der europäischen Verbraucher zuerst um die Wirtschaft (Q4 2019: 22%). Die Gesundheit bereitet 36 Prozent der Verbraucher in Europa Sorgen (Q4 2019: 22%), die Angst um die Sicherheit der Arbeitsplätze treibt 23 Prozent der Durchschnittseuropäer um (Q4 2019: 15%).
Eine nochmalige Dämpfung ist auch beim ohnehin schon eher niedrigem Job-Optimismus zu beobachten. Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate schätzten nur noch gut 22 Prozent der Europäer ihre Joblage als gut oder sehr gut ein. Das sind 16 Prozentpunkte weniger als im vierten Quartal 2019 noch vor Corona (Q4 2019: 38%).
Im Quartalsvergleich zeigen sich auch bei der Einschätzung der finanziellen Lage rückläufige Ergebnisse. In Q2 2020 bewerteten 37 Prozent der europäischen Verbraucher ihre persönlichen Finanzen für die kommenden zwölf Monate als gut oder sehr gut (Q4 2019: 46%).
Die Wichtigkeit des Sparens wächst: Rund 40 Prozent der europäischen Verbraucher denken nach der Deckung ihrer Lebenskosten zunächst ans Sparen (Q4 2019: 39%). Das Geld wird zwar nach wie vor für Kleidung (34 Prozent, im Vergleich zu 37% in Q4 2019) und Urlaub (31 Prozent, im Vergleich zu 37% in Q4 2019) ausgegeben, jedoch auf einem niedrigeren Niveau als vor der Coronakrise.
“Wir stellen fest, dass die Geschwindigkeit und das Ausmaß des Rückgangs des Verbrauchervertrauens in den verschiedenen Regionen und Märkten weltweit unterschiedlich ist. In Europa konnte das relativ robuste soziale Sicherheitsnetz den Sturz wohl etwas abfedern. Letztlich wird eine schnelle Erholung des Verbrauchervertrauens davon abhängen, wie Arbeitsplätze und Einkommen geschützt und die Nachfrage in den einzelnen Ländern gestützt werden kann”, so Jens Ohlig, Geschäftsführer bei Nielsen DACH.
Verbraucherstimmung in Deutschland im Corona-Tief - Angst vor Jobverlust stark gestiegen
Auch die Stimmung der deutschen Verbraucher verschlechterte sich im zweiten Quartal 2020 dramatisch. So liegt der Verbrauchervertrauensindex hierzulande bei 87 Punkten und fällt damit im Vergleich zu Q4 2019 um ganze 15 Punkte.
Mit Blick auf die kommenden zwölf Monate schätzten zu diesem Zeitpunkt nur noch gut 28 Prozent der Bundesbürger ihre Joblage als gut oder sehr gut ein. Das sind 30 Prozentpunkte weniger als im vierten Quartal 2019 (Q4 2019: 58%). Bereits vor Corona hatte sich der Job Optimismus der Deutschen merklich abgeflaut.
Im Quartalsvergleich zeigen sich auch bei der Einschätzung der finanziellen Lage rückläufige Ergebnisse. Zum Ende des Jahres 2019 (Q4) bewerteten 57 Prozent der Deutschen ihre persönlichen Finanzen für die kommenden zwölf Monate als gut oder sehr gut. In Q2 2020 sagten das nur noch 54 Prozent.
Nur noch 40 Prozent der Deutschen (Q4 2019: 48%) gaben im zweiten Quartal 2020 an, dass derzeit eine gute Zeit für Anschaffungen sei. 41 Prozent geben ihr Geld nach der Deckung ihrer Lebenskosten dabei zuallererst für Kleidung aus (Q4 2019: 41%) aus. Auf Platz 2 mit rund 37 Prozent folgt Urlaub (Q4 2019: 44%). Ans Sparen denken rund 28 Prozent der Verbraucher (Q4 2019: 26%).
“Das Verbrauchervertrauen in Deutschland war bereits vor Aufkommen der Coronakrise tendenziell rückläufig. Die Verbraucher wurden hinsichtlich ihrer Berufsaussichten und ihrer persönlichen Finanzen zunehmend pessimistischer. Dieser Trend wird nun durch eine Gesundheitskrise verstärkt, die Unternehmensschließungen, drohende Entlassungen und Kurzarbeit zur Folge hat. Mit einem robusten nationalen Lohnsubventionsprogramm könnte sich das Vertrauen in Deutschland in den kommenden Monaten jedoch als widerstandsfähiger erweisen als in anderen Märkten”, sagt Jens Ohlig.