print logo

Schnelles Internet hilft populistischen Parteien

WZB-Studie zeigt Zusammenhang zwischen dem Ausbau der Breitbandkommunikation und dem Erfolg der AfD und der Fünf-Sterne-Bewegung.
Schnelles Internet hilft populistischen Parteien © Pixabay / Gerd Altmann
 

Die Verbreitung schneller Internetverbindungen und die Wahlerfolge von populistischen Parteien hängen eng zusammen. Das zeigen die beiden Forscher Max Schaub vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und Davide Morisi (Collegio Carlo Alberto) in einer Studie über die AfD in Deutschland und die Fünf-Sterne-Bewegung in Italien.

Die Ergebnisse der Studie machen deutlich: Es gibt einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Ausbau der Breitbandkommunikation und dem Erfolg der beiden Parteien. Neben anderen Faktoren helfen schnelles Internet, ein leichterer Zugang zu sozialen Medien und die damit verbundenen geschlossenen Echokammern den beiden populistischen Parteien maßgeblich, neue Wählerinnen und Wähler zu erreichen und zu mobilisieren, vor allem junge Leute.

Max Schaub und Davide Morisi können nachweisen, dass in Gegenden in Deutschland und Italien, die vor 2017 eingeschränkten Zugang zum schnellen Internet hatten, auch weniger Menschen bei landesweiten und regionalen Wahlen die AfD bzw. die Fünf-Sterne-Bewegung unterstützten. Die Nutzung von Online-Medien kommt den populistischen Parteien entgegen, da sie dort ihren Kommunikationsstil der direkten Ansprache mit einfachen Botschaften pflegen können. Außerdem berichten die klassischen Medien u. a. wegen der Elitenkritik und migrationsfeindlichen Äußerungen der beiden populistischen Parteien häufig kritisch über diese. Die etablierten Parteien konnten vom Ausbau des schnellen Internets nicht profitieren, weil ihre Positionen meist hinreichend von den klassischen Medien abgedeckt werden und sie außerdem nicht für sich in Anspruch nehmen, „direkt zum Volk“ zu sprechen, wie das populistische Parteien tun.

WZB-Forscher Max Schaub sagt: „Es ist interessant, dass wir diesen Effekt in unserer Studie sowohl für eher links- wie für rechtsgerichtete Populisten nachweisen konnten.“ Der Forscher erklärt dies mit der Tatsache, dass sowohl AfD als auch Fünf-Sterne-Bewegung hauptsächlich außerhalb der klassischen Medienlandschaft agieren. „Wir vermuten daher, dass es in Ländern wie Österreich oder den Niederlanden, wo populistische Parteien schon länger etabliert sind, keinen vergleichbaren kausalen Effekt gibt“, so Schaub weiter. Die populistischen Parteien würden dort auch in den klassischen Medien Gehör für ihre Botschaften finden. Es bedürfe aber weiterer Studien, um diese Vermutung zu überprüfen.

Die beiden Forscher betonen: Mit dem Internet hat der politische Raum eine weitere Dimension gewonnen, der es neuen politischen Akteuren ermöglicht, sich abseits der klassischen Medien zu etablieren und an Stärke zu gewinnen. Diese strukturelle Veränderung ist ein bleibendes Phänomen.

Die beiden Sozialwissenschaftler analysierten für Deutschland Daten des TÜV Rheinland und der German Longitudinal Election Study (GLES), für Italien Daten der Infratel und der Italian National Election Studies (ITANES).