Die “Top Transforming Cities” bis 2030
2030 wird in den größten Städten der Welt der globale Wendepunkt für nachhaltige Mobilität erreicht. Das geht aus einer neuen Analyse der Kantar-Studie „Mobility Futures“ hervor, die auf dem UN-Habitat World Urban Forum vorgestellt wurde.
Die privaten Autofahrten werden in den größten Städten der Welt im nächsten Jahrzehnt um zehn Prozent zurückgehen. Der Aufstieg der Sharing Economy, der Multimodalität und der autonomen Fahrzeuge sowie die Alterung der Weltbevölkerung werden den Bedarf, ein Auto zu besitzen, verringern. Die stärkere Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel, sowie mehr Rad- und Fußgängerverkehr gleicht diesen Rückgang aus. Die Bürger steigen auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel um, was bis 2030 für 49 Prozent aller Fahrten innerhalb der Städte gilt. Dem stehen dann 46 Prozent Autonutzung gegenüber. Aktuell wird das Auto noch für 51 Prozent aller Fahrten genutzt. Die restlichen fünf Prozent werden auf Taxi und Mitfahrgelegenheiten sowie auf andere Verkehrsmittel wie Fähren entfallen.
Dem Fahrrad wird bis 2030 ein Anstieg von 18 Prozent prognostiziert, damit wächst die Fahrradnutzung im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln am schnellsten. Zu Fuß zu gehen und die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel werden um 15 Prozent bzw. sechs Prozent zunehmen. Tausende von Infrastrukturprojekten auf der ganzen Welt, wie z.B. der Ausbau von Radwegen und Fahrrad-Sharing-Systemen, Fußgängerprojekte und Verbesserungen des öffentlichen Verkehrs tragen zu diesem neuen Mobilitätsverhalten bei.
In diesem Zusammenhang prognostiziert Kantar, dass die Menschen in den 31 untersuchten Städten mit bis zu 36,7 Millionen Bewohnern in den nächsten zehn Jahren ihr Mobilitätsverhalten verändern werden. Manchester wird die größte Verlagerung der Verkehrsnutzung erleben, gefolgt von Moskau und São Paulo.
Die Förderung von und Investitionen in Technologien für die städtische Mobilität wird der Schlüssel zur Erleichterung des Übergangs zu intelligenteren und nachhaltigeren Verkehrslösungen in den nächsten zehn Jahren sein. Kantars Untersuchungen ergaben, dass 40 Prozent der Menschen weltweit offen für innovative neue Mobilitätslösungen sind; aber nicht alle Städte sind für eine Transformation der Mobilität bereit. Die Städte mit der höchsten Technologiekompetenz sind Amsterdam, London und Los Angeles. Das ergibt eine Analyse verschiedener Faktoren wie die digitale Zahlungsinfrastruktur, die Offenheit für Sharing-Modelle und autonome Fahrzeuge sowie dem Bruttoinlandsprodukt.
Welche Infrastruktur wünschen sich die Menschen?
Um abzuschätzen, welche neuen Technologien und Mobilitätslösungen das größte Potenzial haben, die Bedürfnisse der Reisenden in der Stadt von morgen zu erfüllen, hat Kantar gemeinsam mit Mitgliedern des Programms „Mobility Futures“ über 20 Mobilitätskonzepte entwickelt und getestet, die den Präferenzen von 20.000 Bürgern weltweit entsprechen. Innovationen die sowohl Nachhaltigkeit als auch Komfort bieten kommen am besten bei den Bürgern an:
- Mobility-as-a-Service (MaaS) - Dieses Konzept integriert mehrere Verkehrsmittel wie Busse, Straßenbahnen, Fahrräder und Carsharing in einer einzigen App und einem einzigen Ticket, um multimodales Reisen zu einer Benutzererfahrung zu machen, die dem Komfort eines Privatwagens entspricht.
- Mobilitätsknotenpunkte - Diese am Stadtrand gelegenen Knotenpunkte ermöglichen es Pendlern, von umweltbelastenden Autos auf emissionsfreie Fahrzeuge wie Elektrobusse, E-Bikes und E-Scooter umzusteigen, um so Verkehrsstaus und Umweltverschmutzung in den Städten zu verringern.
- Autonome Paketzustellung - Selbstfahrende Zustellfahrzeuge fungieren als mobile Paketstationen, um erfolglose Zustellfahrten zu reduzieren, die zur Verkehrsüberlastung beitragen.
Auch die Städte, die am besten auf die nachhaltigere Zukunft der Mobilität vorbereitet sind, sehen sich mit fehlendem Vertrauen der Bürger in die Fähigkeit ihrer Gemeinde konfrontiert. Das könnte den Fortschritt behindern. Berlin, Amsterdam und New York zeigen alle diese deutliche Kluft zwischen der Bereitschaft der Städte zur Veränderung und dem Vertrauen der Bürger.
Guillaume Saint, Global Automotive und Mobility Lead in Kantar, erklärt: „Im kommenden Jahrzehnt wird sich die Art und Weise, wie sich die Menschen in der städtischen Umgebung bewegen, deutlich verändern. Der Trend geht klar weg vom Auto hin zu umweltfreundlicheren Verkehrsmitteln. Technologie wird die Grundlage für die Gestaltung einer nachhaltigeren städtischen Zukunft sein. Aber alle Städte sind unterschiedlich - was in New York funktioniert, findet in Tokio vielleicht keine Resonanz - deshalb ist es unerlässlich, den Menschen in den Mittelpunkt der Forschung zu stellen, um das zukünftige Mobilitätsverhalten besser zu verstehen, vorherzusagen und zukünftige Chancen zu erkennen.“
Rolf Kullen, Mobility Director bei Kantar, fügt hinzu: „Städte auf der ganzen Welt müssen zukünftig strategisch für die sich verändernden Mobilitätsbedürfnisse ihrer Bewohner planen. Damit dieser Wandel stattfinden kann, muss er sowohl von den Städten als auch von den Menschen geführt werden - die Bürger werden nicht allein handeln. Die Kommunen müssen Infrastrukturinvestitionen mit einer robusten städtischen Mobilitätspolitik und Sensibilisierungsinitiativen in Einklang bringen, um das Vertrauen und die Unterstützung ihrer Bürger zu gewinnen. Unsere Ergebnisse zeigen, dass es für Politiker erhebliche Vorteile mit sich bringt, wenn sie den städtischen Verkehr richtig angehen.“
Im Rahmen der Kantar-Studie „Mobility Futures“ wurden über 20.000 Stadtbewohner zu ihren aktuellen Mobilitätserfahrungen und ihren gewünschten Verkehrsmitteln befragt. Die Studie umfasste auch eine Reihe von Gesprächen mit 53 Mobilitätsexperten aus 14 Ländern, die ihre Sichtweise zu den Ergebnissen und Vorhersagen darlegten. Erfahren Sie mehr über die Mobilitätsprognose von Kantar für 2030 unter www.kantar.com/mobility-futures
Anmerkungen
Transforming Cities Index: Dieser Index bewertet, wie stark sich das Mobilitätsverhalten in jeder Stadt in den nächsten zehn Jahren verändern wird. Die Rangfolge basiert auf der Verlagerung des Anteils der Fahrten mit dem Auto, dem Fahrrad, zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Städte mit der größten Verschiebung erzielen die höchste Punktzahl, während ein Index von 100 den weltweiten Durchschnitt darstellt.