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Zeitarbeitsbranche boomt - und will sich weiter digitalisieren

Fachkräftemangel, zeitlich begrenzte Überlassungsdauer und tarifliche Lohnanpassungen dämpfen die Wachstumserwartungen für 2018 und 2019.
© Pixabay / FirmBee
 
Dank des ungebrochenen konjunkturellen Aufschwungs in Deutschland konnte die Zeitarbeitsbranche im Jahr 2017 um rund fünf Prozent zulegen: Mehr als eine Million Menschen sind hierzulande aktuell als Leiharbeiter beschäftigt. Für 2018 und 2019 rechnen die Firmen allerdings nur noch mit einem verlangsamten Wachstum von zwei bzw. drei Prozent. Sorgen bereiten den Zeitarbeitsunternehmen insbesondere die Begrenzung der Überlassungsdauer von Arbeitnehmern, tarifliche Lohnanpassungen sowie der Fachkräftemangel. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, für die 54 der 100 größten deutschen Zeitarbeitsfirmen befragt wurden.

Regulierung trifft die Branche bisher weniger hart als befürchtet


Seit dem 1. April 2017 ist die Überlassungsdauer für Arbeitnehmer gesetzlich auf anderthalb Jahre begrenzt, zudem müssen Unternehmen Leiharbeitern bereits nach neun Monaten den gleichen Lohn wie ihrer Stammbelegschaft zahlen (‚Equal Pay‘). Die gesetzlichen Neuregelungen haben laut Aussage von drei Vierteln der Befragten zu höheren Übernahmequoten für Leiharbeiter sowie zu einem Rückgang der Beschäftigungszeiten geführt. „Die Zeitarbeitsbranche spürt die Auswirkungen dieser strengeren Regulierung. Allerdings sind die Folgen bisher noch weniger dramatisch als befürchtet“, kommentiert Dr. Ralph Niederdrenk, Partner bei PwC und Experte für Commercial Due Dilligence. „Wie sich die Begrenzung der Überlassungsdauer längerfristig auf die Branche auswirkt, wird sich allerdings erst in der zweiten Jahreshälfte abzeichnen, wenn die ersten Mitarbeiter direkt betroffen sind“, so Ralph Niederdrenk.

Auch Fachkräftemangel dämpft die Wachstumsaussichten


Die Reduzierung der Überlassungsdauer ist entsprechend auch einer der Hauptgründe für die zurückhaltenden Wachstumserwartungen der Befragten für die kommenden beiden Jahre. Knapp zwei Drittel der Befragten (62 Prozent) sehen darin eine Gefahr für das Branchenwachstum, gefolgt von tariflichen Lohnanpassungen (58 Prozent). Doch die Tatsache, dass die Wachstumserwartungen für die kommenden Jahre vorsichtiger ausfallen, liegt nicht nur an der Regulierung. Auch die schlechte Verfügbarkeit von Fachkräften stellt die Branche vor eine große Herausforderung. Gut die Hälfte der Befragten (52 Prozent) nannte den Fachkräftemangel als Grund für ihre negative Einschätzung.

Produktiver und flexibler durch die Digitalisierung
Eine große Chance sieht die Branche in der Digitalisierung. Schon heute sind rund die Hälfte der Prozesse in Zeitarbeitsfirmen digitalisiert, insbesondere in den Bereichen Verwaltung und Recruiting. Dieser Anteil wird nach Einschätzung der Befragten innerhalb der nächsten drei Jahre auf 70 Prozent ansteigen. Knapp neun von zehn Zeitarbeitsfirmen stehen der Digitalisierung entsprechend positiv oder wenigstens neutral gegenüber. 72 Prozent der Firmen sehen die Digitalisierung vor allem als Chance, um produktiver und flexibler zu werden. Zwei Drittel erhoffen sich, dass sie dank Digitalisierung kosteneffizienter werden. Die Unternehmen haben aber auch neue Herausforderungen auf dem Radar, die durch die Digitalisierung entstehen könnten: 60 Prozent gehen beispielsweise davon aus, dass die Ansprüche von Kunden durch die Digitalisierung weiter steigen werden. Zusätzliche Sorgen bestehen darin, dass Zeitarbeitnehmer durch die Digitalisierung einer intensiveren Belastung ausgesetzt werden (38 Prozent) oder Zeitarbeitsfirmen sogar komplett ausscheiden (34 Prozent). „Allen Risiken zum Trotz: Wer beim Thema Digitalisierung nicht mitzieht, läuft große Gefahr, im Vergleich zum Wettbewerb an Boden zu verlieren“, so PwC-Experte Niederdrenk. „Investitionen in die Digitalisierung sind daher auch in der Zeitarbeitsbranche alternativlos.“

Weitere Informationen erhalten Sie unter:
www.pwc.de/zeitarbeitsbranche2018