Swisscom intensiviert Blockchain-Aktivitäten
Swisscom intensiviert Blockchain-Aktivitäten und gründet neue Tochtergesellschaft
Bern, 21. September 2017
Blockchains sind eine neue Form von Datenbanken. Bekannt wurde die Technologie als Grundlage von virtuellen Währungen wie Bitcoin. In den kommenden Jahren wird sie aber auch Wirtschaft und Verwaltung revolutionieren. Seit 2015 erforscht und erprobt Swisscom Anwendungsfälle von Blockchains wie beispielsweise eine Lösung für den ausserbörslichen Handel. Um die Entwicklung von Blockchain-Anwendungen in und für die Schweiz weiter voranzutreiben, gründet Swisscom nun die Swisscom Blockchain AG. CEO des neu gegründeten Unternehmens wird Daniel Haudenschild, der von EY zu Swisscom gewechselt hat.
Im Alltagsgebrauch scheinen Online-Angebote logischerweise voll digital – die Prozesse dahinter funktionieren aber manchmal wie vor 40 Jahren und mehr. Lieferketten, Zahlungsströme oder auch Vertragsbeziehungen sind oft komplex, träge und teuer. Vereinfachen liessen sich solche Abläufe, wenn nicht alle beteiligten Parteien selber Buch führen müssten, sondern eine gemeinsame Datenbank existierte, auf die alle zugreifen könnten. Blockchains, verteilt angelegte Datenbanken, können diese Rolle übernehmen. Die Daten werden redundant bei allen Teilnehmern gespeichert und unveränderbar hinterlegt.
Aus Sicht von Urs Schaeppi, CEO Swisscom, "hat die Blockchain-Technologie das Potenzial, Geschäftsmodelle und Ökosysteme in fast allen Branchen zu revolutionieren, indem die Akteure sicher verbunden sind. Und das entspricht ganz der DNA von Swisscom: Menschen, Organisationen und Dinge auf hochverfügbaren Infrastrukturen sicher verbinden." Die Umsetzung von Blockchain-Initiativen erfordert ein klares Verständnis der Technologie, Beratungskompetenz, Entwicklungskapazitäten und verlässliche und sichere Infrastruktur. Diese Kompetenzen bringt Swisscom nun in der Swisscom Blockchain AG zusammen. Die neue Tochtergesellschaft hat ihren Sitz an der Konradstrasse in Zürich. Swisscom hält mit 70 Prozent die Mehrheit am Unternehmen. 30 Prozent sind im Besitz der Gründungspartner.
Beraterteam von EY und virtuelle Werkstatt
Wie immer bei einer revolutionären Technologie entscheidet letztlich die Umsetzung. Darum bringt Swisscom Spezialisten im Bau von Anwendungen und Spezialisten in der Konzeption und Beratung zusammen. Das Beraterteam der Swisscom Blockchain AG wird durch ein im Blockchain Umfeld erfahrenes Team verstärkt, das Anfang Oktober 2017 zur Swisscom Blockchain AG wechselt. Zuvor hatte das Team bei EY unter der Leitung von Daniel Haudenschild unter anderem dafür gesorgt, dass EY Bitcoin als Zahlungsmittel akzeptiert und sämtliche Mitarbeitende global mit einer virtuellen Bitcoin-Brieftasche ausgestattet werden.
Für erste Gehversuche bietet Swisscom den Entwicklern auch eine virtuelle Werkstatt sowie Werkzeug: Die Blockchain Crypto Infrastruktur. Auf der Plattform können Pilotprojekte und sogenannte Minimal Viable Products (MVP) rasch umgesetzt werden. Dieselbe Plattform kann für produktive Lösungen auch auf hochverfügbarer, sicherer Infrastruktur angelegt werden, wie sie Swisscom für Kundenbanken einsetzt.
Robert Gebel, Leiter Banking & Industries bei Swisscom und Verwaltungsratspräsident der Swisscom Blockchain AG, hebt hervor: "Die Kombination von Beratung, Entwicklungskompetenz und Blockchain-Infrastruktur ist in der Schweiz bisher noch einmalig."
Lösung für Handelsregister und digitalisierte Aktie
Aktuell arbeitet Swisscom an Projekten, die im Bereich Gesundheitswesen, Versicherungs- und Bankenwesen neue Wege der dezentralen, vernetzten Zusammenarbeit ermöglichen. So arbeitet Swisscom im Rahmen von digitalswitzerland an einem Handelsregister-Prototypen. Ein weiteres Projekt dreht sich um eine digitale Aktie, die ausserhalb der Börse gehandelt werden kann. Sollte sich diese C-Share genannte Lösung dereinst durchsetzen, hat sie das Potenzial, den Unternehmen ganz neue Finanzierungsquellen zu erschliessen. Bereits realisiert hat Swisscom im Konglomerat mit ZKB und mit anderen Partnern die Swiss OTC Blockchain, einen Software-Prototypen einer Blockchain-basierten Lösung für den ausserbörslichen Handel. Die meisten dieser Projekte werden heute auf Hyperledger Fabric realisiert. Swisscom ist seit Ende 2016 Mitglied des Hyperleger Projects, einem weltweit führenden Blockchain-Konsortium.
Unterstützung von Initial Coin Offerings
Neben Beratung und Umsetzung von Blockchain-Anwendungen unterstützt die Swisscom Blockchain AG auch sogenannte Initial Coin Offerings (ICO). Sie sind eine alternative Finanzierungsquelle für Projekte und Unternehmen, die immer häufiger eingesetzt wird. Im Kern funktionieren sie ähnlich wie ein klassischer Börsengang (IPO). Statt Franken und Euro erhalten die Unternehmen aber virtuelle Währungen wie Bitcoins oder Ether. Im Gegenzug erhalten die Investoren handelbare Coins, die sie berechtigen, an künftigen Einnahmen zu partizipieren oder Dienstleistungen zu nutzen. Die Schweiz bietet dank einem sicheren und vertrauenswürdigen Umfeld besondere Chancen auf diesem Gebiet. Dank ihrer IT-Kompetenz kann Swisscom zusammen mit spezialisierten Partnern aus dem Finanz- und Rechtsbereich einen wichtigen Beitrag für eine sichere Abwicklung der Transaktionen leisten.