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Solider Aufschwung der deutschen Wirtschaft setzt sich fort

Neue Bundesbank-Prognose: Der Konjunkturaufschwung in Deutschland dürfte weiter andauern.
Deutsche Bundesbank | 09.06.2017
"Dank der sehr guten Arbeitsmarktlage wird der private Konsum im Verbund mit der Nachfrage des Staates und den Wohnungsbauinvestitionen weiterhin für ein solides Grundtempo sorgen", kommentierte Bundesbankpräsident Jens Weidmann die neue halbjährliche Konjunkturprognose seiner Institution. Zudem würden die Exporte und wieder steigende Unternehmensinvestitionen das Wachstum stützen. "Somit ergibt sich das Szenario einer breit angelegten, recht kräftigen konjunkturellen Aufwärtsbewegung", erklärte Weidmann. Allerdings dürften sich zunehmend Angebotsengpässe am Arbeitsmarkt bemerkbar machen, also weniger Menschen zusätzlich für eine Erwerbstätigkeit bereit stehen. "Dies sollte nicht nur den Lohnanstieg verstärken, sondern dürfte auch tendenziell die Wachstumsmöglichkeiten begrenzen", so der Bundesbankpräsident.

Gesamtwirtschaftliche Produktion

Vor diesem Hintergrund erwarten die Volkswirte der Bundesbank für das laufende Jahr ein kalenderbereinigtes Wirtschaftswachstum von 1,9 %. In den beiden folgenden Jahren könnte das Expansionstempo 1,7 % beziehungsweise 1,6 % betragen. Damit wüchse die deutsche Wirtschaft im gesamten Projektionszeitraum wie schon in den vergangenen drei Jahren stärker als das Produktionspotenzial. Der Auslastungsgrad der gesamtwirtschaftlichen Kapazitäten, der bereits im vergangenen Jahr über dem Normalmaß lag, würde sich deutlich erhöhen. Angesichts der hohen Arbeitsnachfrage dürfte nach Einschätzung der Bundesbank-Experten die durchschnittliche Arbeitszeit steigen, nachdem sie in den vergangenen Jahren und wohl auch im laufenden Jahr rückläufig war. Die Beschäftigung dürfte hingegen nach dem kräftigen Anstieg in diesem Jahr 2018 und 2019 weniger stark ausgeweitet werden. Die Arbeitslosigkeit wird den Volkswirten zufolge in diesem Jahr deutlich und in den beiden Folgejahren nur noch leicht zurückgehen. Die Lage der Staatsfinanzen bleibt zudem günstig. Ohne größere Politikänderung rechnen die Bundesbank-Fachleute mit merklichen Überschüssen. Die Schuldenquote könnte demnach im Jahr 2019 – erstmals seit 2002 – wieder unter die Grenze von 60 % fallen.

Preisentwicklung

Der Anstieg der Verbraucherpreise wird sich den Experten zufolge im laufenden Jahr wegen der wieder höheren Preise für Rohöl und Nahrungsmittel sprunghaft verstärken. Gemessen am Harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) könnte die Inflationsrate von 0,4 % im Vorjahr auf 1,5 % im laufenden Jahr anziehen, 2018 geringfügig auf 1,4 % sinken und sich 2019 auf 1,8 % verstärken. Dieser Verlauf ist von der Annahme geprägt, dass sich die Verteuerung von Energie und Nahrungsmitteln vor allem im kommenden Jahr wieder erheblich abschwächen sollte. Dies überlagert die aufwärts gerichtete zugrundeliegende Preistendenz, die sich in dem erwarteten graduellen Anstieg der Rate ohne Energie und Nahrungsmittel von 1,3 % im laufenden Jahr bis auf 1,9 % im Jahr 2019 zeigt.

Risikobeurteilung

Im Vergleich zur Projektion vom Dezember 2016 erwarten die Bundesbank-Volkswirte jetzt durchgängig ein etwas höheres Wirtschaftswachstum. Aufgrund der erwarteten vorübergehenden Verteuerung von Energie und Nahrungsmitteln ergibt sich für das laufende Jahr eine um 0,1 Prozentpunkte höhere Inflationsrate. Für die beiden kommenden Jahre dürfte die Inflationsrate nun 0,3 beziehungsweise 0,1 Prozentpunkte geringer ausfallen. Die geschätzte Rate ohne Energie und Nahrungsmittel wurde hingegen für 2018 und 2019 geringfügig nach oben revidiert.

Aus dem internationalen Umfeld ergeben sich sowohl für das Wirtschaftswachstum als auch für den Preisanstieg überwiegend Abwärtsrisiken. Möglicherweise zunehmende protektionistische Tendenzen könnten das Wirtschaftswachstum schwächen. Zudem könnte der Preisdruck durch den internationalen Wettbewerb die Margen der Unternehmen hierzulande verringern. ""Binnenwirtschaftlich dominieren hingegen die Aufwärtsrisiken für Wachstum und Preise"", betonte Bundesbankpräsident Weidmann angesichts der aktuell ausgesprochen guten Stimmung und des gemäß der Bundesbank-Projektion ungewöhnlich lang anhaltenden Aufschwungs. Insgesamt erschienen die Risiken aber sowohl für das erwartete Wirtschaftswachstum als auch für die Inflationsprognose ausgeglichen, so Weidmann.