Deutsche wissenschaftliche Zeitschriften stürzen international ab
Wissenschaftliches Renommee: Das erhalten Forscher sehr stark über ihre Aufsätze in wissenschaftlichen Zeitschriften. Aber Zeitschrift ist nicht gleich Zeitschrift. Wie renommiert Zeitschriften sind, ermitteln Rankings. Im Marketing gibt es seit 2011 das German Marketing-Journal Ranking (GeMark). Das von Marketing-Experten der Universitäten Hohenheim und Potsdam entwickelte Ranking erfasst wie oft eine Zeitschrift in anderen Aufsätzen zitiert wird. Dieses sogenannte bibliometrische Verfahren zeigt, dass Zeitschriften aus dem deutschsprachigen Raum in den letzten Jahren stark an Bedeutung verloren haben. Studierende der Universität Hohenheim erarbeiteten die zweite Auflage des Ranking in einem „Humboldt-reloaded“-Seminar.
GeMark stuft eine wissenschaftliche Zeitschrift als umso höherwertiger ein, je öfter ihre Beiträge in anderen Aufsätzen zitiert werden. Ergebnis ist ein sogenanntes Zitationsranking. Es zeigt welche Zeitschriften tatsächlich in den wissenschaftlichen Arbeiten einer Disziplin von Bedeutung sind. Allerdings sind bibliometrische Verfahren sehr aufwendig, da bei ihnen Tausende von Zitationen erfasst und ausgewertet werden müssen.
Hohenheimer Marketing-Studierende erarbeiten die zweite Auflage des im deutschsprachigen Raum einzigen und international umfassendsten bibliometrischen Rankings für Marketing-Zeitschriften. Im Vergleich zur ersten Ausgabe diesen Rankings, die 2011 vorgelegt wurde, haben 9 Zeitschriften mehr als 40 Plätze verloren. Dazu gehören 6 Zeitschriften, die aus dem deutschsprachigen Raum stammen: die Marketing-Zeitschrift für Forschung und Praxis (ZFP), Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (ZfbF – bzw. deren englische Ausgabe Schmalenbach Business Review – sbr), Die Betriebswirtschaft (DBW), das Journal of Business Economics (ehemals Zeitschrift für Betriebswirtschaft), das Management International Review (MIR) und Die Unternehmung – Swiss Journal of Business Research and Practice.
Einer der wissenschaftlichen Leiter des GeMark-Projektes, Prof. Dr. Markus Voeth, Fachgebiet Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Marketing & Business Development der Universität Hohenheim, stellt fest: „Im Vergleich zu GeMark11 zeigt GeMark16 eine ganz klare Verlierergruppe unter den wissenschaftlichen Zeitschriften im Marketing. Dies sind die Zeitschriften aus dem deutschsprachigen Raum. Sie sind im Vergleich zu GeMark11 im GeMark16 geradezu abgestürzt – und dies obwohl die Zeitschriften inzwischen ganz oder zumindest teilweise in englischer Sprache erscheinen.“
Die Ursachen für dieses überraschende Ergebnis sieht Prof. Dr. Uta Herbst, Inhaberin des Lehrstuhls für Marketing II der Universität Potsdam und Co-Leiterin des GeMark-Projektes, in dem noch immer stark national geprägten Leser- und Autorenkreis dieser Zeitschriften. „Der Weg von einer deutschsprachigen zu einer internationalen wissenschaftlichen Zeitschrift ist lang. Es reicht nicht aus nur die Publikationssprache umzustellen. Darüber hinaus müssen auch Leserkreis und Autorenkreis international sein.“
Erhebliche Unterschiede zum JourQual-Ranking
Das GeMark-Ranking unterscheidet sich zum Teil deutlich vom JourQual-Ranking, das seit 2003 der Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V. herausgibt. „Im Vergleich zum Marktführer, dem Ranking JourQual, enthält GeMark wie schon 2011 sehr viel mehr Zeitschriften“, erklärt Prof. Dr. Voeth. „Unsere Ergebnisse weichen außerdem z.T. erheblich von den Ergebnissen des JourQual-Ranking ab. Vor allem außerhalb der Top-10-Zeitschriften liefert GeMark eine validere Qualitätseinschätzung wissenschaftlicher Marketing-Zeitschriften.“
Bibliometrische Rankings seien naturgemäß genauer als befragungsbasierte Rankings, da sie nicht allein auf Einschätzungen von Wissenschaftlern basieren, sondern auf objektiveren Messgrößen, den Zitationen. Eine Zeitschrift ist demnach nur dann von hoher Qualität, wenn die in der Zeitschrift publizierten Beiträge für die wissenschaftliche Arbeit von Wissenschaftlern der Disziplin tatsächlich bedeutsam seien.
Hohenheimer Studierende werteten 64.915 Zitationen aus
Für das Zitationsranking erstellten Hohenheimer Marketing Studierende im Rahmen des Reformkonzepts „Humboldt reloaded“ eine bibliometrische Analyse der von Marketing-Wissenschaftlern aus dem deutschsprachigen Raum zwischen 2011 bis 2015 publizierten Beiträge. Hierzu werteten sie die wissenschaftlichen Publikationen von 236 Marketing-Wissenschaftlern aus. In den 1.751 Artikeln wurden 64.915 Zitationen eingesetzt, die aus 545 Zeitschriften stammten. Im GeMark16-Ranking wurden die 194 Marketing-Zeitschriften zusammengefasst, die mindestens 10 Zitationen aufweisen. „Diese Arbeit für das GeMark-Ranking zu leisten war einerseits eine große Fleißarbeit, andererseits konnten die Studierenden viel über die Mechanismen und Spielregeln von Wissenschaftsdisziplinen lernen“, so Prof. Dr. Voeth.
Hintergrund: Humboldt reloaded und Studium 3.0
Das Studium 3.0 bündelt mehrere Projekte für ein besseres Studium an der Universität Hohenheim. Humboldt reloaded bietet Forschung von Anfang an. Die Lernraumsemester schaffen Freiräume für Soft-Skills-Trainings, Auslandsaufenthalte oder Ausflüge in Nachbardisziplinen. Lehr- und Lernkonzepte werden in einem Didaktikblog vorgestellt und in einer Methodenwerkstatt entwickelt. Für die Studieneingangsphase wurde kürzlich eine Forschungsschnupperwoche initiiert. Eine Besonderheit: das Projekt Mobile Lehre, dass die Lehre via App aus dem Hörsaal hinaus in die Welt verlegt. Eine weitere Besonderheit: Die Rubrik „Zur Sache Prof“ im Intranet, wo Hohenheimer Wissenschaftler tagesaktuelle Themen aus ihrer speziellen Expertise heraus kommentieren und so den Bezug der Projekte zur Praxis herstellen. Finanziert wird Humboldt reloaded mit 7,6 Mio Euro für die ersten fünf Jahre durch den Qualitätspakt Lehre. Seit 2016 befindet es sich in der in der zweiten Phase und wird mit ca. 9 Mio. Euro weitergefördert.
GeMark stuft eine wissenschaftliche Zeitschrift als umso höherwertiger ein, je öfter ihre Beiträge in anderen Aufsätzen zitiert werden. Ergebnis ist ein sogenanntes Zitationsranking. Es zeigt welche Zeitschriften tatsächlich in den wissenschaftlichen Arbeiten einer Disziplin von Bedeutung sind. Allerdings sind bibliometrische Verfahren sehr aufwendig, da bei ihnen Tausende von Zitationen erfasst und ausgewertet werden müssen.
Hohenheimer Marketing-Studierende erarbeiten die zweite Auflage des im deutschsprachigen Raum einzigen und international umfassendsten bibliometrischen Rankings für Marketing-Zeitschriften. Im Vergleich zur ersten Ausgabe diesen Rankings, die 2011 vorgelegt wurde, haben 9 Zeitschriften mehr als 40 Plätze verloren. Dazu gehören 6 Zeitschriften, die aus dem deutschsprachigen Raum stammen: die Marketing-Zeitschrift für Forschung und Praxis (ZFP), Schmalenbachs Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung (ZfbF – bzw. deren englische Ausgabe Schmalenbach Business Review – sbr), Die Betriebswirtschaft (DBW), das Journal of Business Economics (ehemals Zeitschrift für Betriebswirtschaft), das Management International Review (MIR) und Die Unternehmung – Swiss Journal of Business Research and Practice.
Einer der wissenschaftlichen Leiter des GeMark-Projektes, Prof. Dr. Markus Voeth, Fachgebiet Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Marketing & Business Development der Universität Hohenheim, stellt fest: „Im Vergleich zu GeMark11 zeigt GeMark16 eine ganz klare Verlierergruppe unter den wissenschaftlichen Zeitschriften im Marketing. Dies sind die Zeitschriften aus dem deutschsprachigen Raum. Sie sind im Vergleich zu GeMark11 im GeMark16 geradezu abgestürzt – und dies obwohl die Zeitschriften inzwischen ganz oder zumindest teilweise in englischer Sprache erscheinen.“
Die Ursachen für dieses überraschende Ergebnis sieht Prof. Dr. Uta Herbst, Inhaberin des Lehrstuhls für Marketing II der Universität Potsdam und Co-Leiterin des GeMark-Projektes, in dem noch immer stark national geprägten Leser- und Autorenkreis dieser Zeitschriften. „Der Weg von einer deutschsprachigen zu einer internationalen wissenschaftlichen Zeitschrift ist lang. Es reicht nicht aus nur die Publikationssprache umzustellen. Darüber hinaus müssen auch Leserkreis und Autorenkreis international sein.“
Erhebliche Unterschiede zum JourQual-Ranking
Das GeMark-Ranking unterscheidet sich zum Teil deutlich vom JourQual-Ranking, das seit 2003 der Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V. herausgibt. „Im Vergleich zum Marktführer, dem Ranking JourQual, enthält GeMark wie schon 2011 sehr viel mehr Zeitschriften“, erklärt Prof. Dr. Voeth. „Unsere Ergebnisse weichen außerdem z.T. erheblich von den Ergebnissen des JourQual-Ranking ab. Vor allem außerhalb der Top-10-Zeitschriften liefert GeMark eine validere Qualitätseinschätzung wissenschaftlicher Marketing-Zeitschriften.“
Bibliometrische Rankings seien naturgemäß genauer als befragungsbasierte Rankings, da sie nicht allein auf Einschätzungen von Wissenschaftlern basieren, sondern auf objektiveren Messgrößen, den Zitationen. Eine Zeitschrift ist demnach nur dann von hoher Qualität, wenn die in der Zeitschrift publizierten Beiträge für die wissenschaftliche Arbeit von Wissenschaftlern der Disziplin tatsächlich bedeutsam seien.
Hohenheimer Studierende werteten 64.915 Zitationen aus
Für das Zitationsranking erstellten Hohenheimer Marketing Studierende im Rahmen des Reformkonzepts „Humboldt reloaded“ eine bibliometrische Analyse der von Marketing-Wissenschaftlern aus dem deutschsprachigen Raum zwischen 2011 bis 2015 publizierten Beiträge. Hierzu werteten sie die wissenschaftlichen Publikationen von 236 Marketing-Wissenschaftlern aus. In den 1.751 Artikeln wurden 64.915 Zitationen eingesetzt, die aus 545 Zeitschriften stammten. Im GeMark16-Ranking wurden die 194 Marketing-Zeitschriften zusammengefasst, die mindestens 10 Zitationen aufweisen. „Diese Arbeit für das GeMark-Ranking zu leisten war einerseits eine große Fleißarbeit, andererseits konnten die Studierenden viel über die Mechanismen und Spielregeln von Wissenschaftsdisziplinen lernen“, so Prof. Dr. Voeth.
Hintergrund: Humboldt reloaded und Studium 3.0
Das Studium 3.0 bündelt mehrere Projekte für ein besseres Studium an der Universität Hohenheim. Humboldt reloaded bietet Forschung von Anfang an. Die Lernraumsemester schaffen Freiräume für Soft-Skills-Trainings, Auslandsaufenthalte oder Ausflüge in Nachbardisziplinen. Lehr- und Lernkonzepte werden in einem Didaktikblog vorgestellt und in einer Methodenwerkstatt entwickelt. Für die Studieneingangsphase wurde kürzlich eine Forschungsschnupperwoche initiiert. Eine Besonderheit: das Projekt Mobile Lehre, dass die Lehre via App aus dem Hörsaal hinaus in die Welt verlegt. Eine weitere Besonderheit: Die Rubrik „Zur Sache Prof“ im Intranet, wo Hohenheimer Wissenschaftler tagesaktuelle Themen aus ihrer speziellen Expertise heraus kommentieren und so den Bezug der Projekte zur Praxis herstellen. Finanziert wird Humboldt reloaded mit 7,6 Mio Euro für die ersten fünf Jahre durch den Qualitätspakt Lehre. Seit 2016 befindet es sich in der in der zweiten Phase und wird mit ca. 9 Mio. Euro weitergefördert.