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Auf dem Weg zu Social Media Relations

Informationen im Web eröffnen den Kaufprozess. Online-PR sehr wichtig für mittlere Unternehmen.
Thomas Keup | 14.09.2009
Facebook? Twitter? oder XING? Was macht für mich als mittelständischer Unternehmer Sinn? Wie funktioniert das mit den Sozialen Netzwerken und Communities? Und wieviel Zeit muss dafür investieren? Diese Fragen werden mir seit einiger Zeit immer wieder von Kunden und Partnern gestellt. Zeit, die echten Fakten rund um Soziale Medien näher zu beleuchten.


Bei der Recherche und Auswertung einer Reihe aktueller Studien zu Social Web und Social Media bin ich auf interessante Ergebnisse auch für mittelständische Unternehmen gestoßen. Dabei haben sich zahlreiche Widersprüche ergeben, die sich mit meinen Erfahrungen der vergangenen Monate und Jahre decken. Und so möchte ich Ihnen diese Tatsachen nicht vorenthalten:


Redaktionelle Berichte genießen hohes Vertrauen


Die aktuelle Studie "Vertrauen in Werbung" der Medien-Analysten von Nielsen kommt zum Ergebnis, dass wir Deutschen zu 89% Empfehlungen von Bekannten vertrauen, zu 76% der redaktionellen Berichterstattung von Journalisten Glauben schenken und zu 67% (Online-)Bewertungen anderer Kunden folgen. Damit liegt die Medienberichterstattung auf Platz 2 nach wie vor sehr hoch im Kurs. Nachzulesen bei Nielsen: http://tr.im/uFgi


Informationen im Web eröffnen den Kaufprozess


Im B2B-Kaufentscheidungsprozess spielt für 140 im Zeitraum von Januar bis Mai '09 befragte Marketing- und Vertriebsentscheider deutscher Unternehmen die Medienberichterstattung in der - zu Beginn - wichtigen Informationsbeschaffung die entscheidende Rolle. Das Internet einschl. Online-Berichterstattung belegt hier mit 92% den Spitzenplatz, gefolgt von eigenen Vertriebsmitarbeitern mit 82% und der klassischen Berichterstattung in Fachmedien mit 81%.


Online-PR sehr wichtig für mittlere Unternehmen


Die aktuelle Studie "Online-Klima I/2009" des Instituts für Online-Markenführung IFOM kommt zu dem Schluss, dass der deutsche Mittelstand mit 77% Newsletter, mit 74% Suchmaschinen und mit 73% Online-PR im Marketing einsetzt. Damit ist die Pressearbeit im Internet eine der drei führenden Maßnahmen, um neue Interessenten auf die eigenen Leistungen aufmerksam zu machen. Nachzulesen im IFOM-Blog: http://tr.im/uFbo


Issue: Firmen investieren zu wenig in Online-PR


Die aktuelle Studie zu Online-PR der Berliner Werbeagentur Index bringt Weiteres zu Tage: 38% der befragten PR-Vertreter von Firmen und Institutionen beschäftigen sich max. zu 25% mit Online-PR, immerhin investieren 36% der Experten ihre Arbeit bis zu 50% in Online-Maßnahmen. Gerade einmal 21% der Umfrageteilnehmer nutzen Online-PR zu 50-75%. Damit sind Online-PR in Deutschland noch im Status im frühen Stadium der Early Adaptor. Nachzulesen bei Index: http://tr.im/uFtU


Schutzbehauptungen 1.0 auf der ganzen Linie


Die Kommunikationsfachleute liefern Index auch gleich ihre Begründungen: Fast die Hälfte der PR-Experten (47%) können die Wahrnehmung - sprich Sichtbarkeit - von Online-Maßnahmen nicht nachvollziehen, 26% können den Nutzen nicht erfassen, 23% sehen Sicherheitsrisiken, 21% argumentieren mit einem engen rechtlichen Rahmen, ebenso viele Teilnehmer vermuten, im Internet nur eine begrenzte Zielgruppe zu erreichen.


25% würden Social Media in die IT verfrachten


Die Index-Antworten sind nur die halbe Wahrheit. Die Cologne Business School befragte 350 deutsche Führungskräfte zu ihren Kenntnissen und Strategien rund um Social Media, also die offene und vernetzte Kommunikation im Web. Die Ergebnisse sind niederschmetternd. 75% der Befragten haben kein Blog und 40% kein Online-Profil, z. B. bei XING. 20% wissen nicht, was Social Web und Social Media bedeutet, 12% wissen nicht mal, was ein Blog ist. Die Ergebnisse der Studie finden Sie hier: http://bit.ly/16HlFz


Europa ist weiter als die deutsche Wirtschaft


Der "European Communication Monitor 2009" von Prof. Dr. Ansgar Zerfass aus Leipzig zeigt, dass Deutschland auch bei Social Media die rote Laterne trägt: Rd. 30% der 1.863 befragten PR-Professionals aus 34 Ländern halten Soziale Netzwerke (wie XING oder LinkedIn) und Online-Videos (z. B. bei YouTube) schon heute für einen wichtigen Teil ihrer Arbeit. Für das kommende Jahr gehen rd. 70% von einer hohen Bedeutung dieser interaktiven Kommunikationskanäle aus.


Blogs, RSS-Feeds, Podcasts, Microblogs und Wikis werden im kommenden Jahr ebenfalls ihren Durchbruch haben - so die Überzeugung von bis zu 55% der Befragten. Die europäischen PR-Kollegen gehen davon aus, dass Social Media in den kommenden drei Jahren zur viertstärksten Kommunikationsdisziplin wird - direkt nach der Online-Kommunikation via Website, E-Mail und Intranet, der Online-Pressearbeit und der persönlichen Face-to-Face Kommunikation. Die Ergebnisse finden Sie hier: http://tr.im/yxqy


Die Realität hat die Bewahrer längst überholt:


Anhand der internationalen Studie "Social Media Marketing and PR: Benchmarks and Best Practices" vom Dezember 2008 widerlege ich die Ängste und Befürchtungen deutscher PR-Profis und ihrer Arbeit- und Auftraggeber. Die rd. 1.900 von den MarketingSherpa-Analysten befragten US-Professionals kamen zu diesen Vorteilen:


55% sehen eine Steigerung ihrer Webseiten-Zugriffe
54% sehen eine Steigerung ihrer Marken-Relevanz
54% sehen eine Steigerung ihrer Marken-Reputation
49% sehen eine Steigerung ihres Google-Pageranks
48% sehen eine Steigerung ihrer Geschäftskontakte


Folgende Online-Elemente sehen die Befragten Marketing- und PR-Profis als besonders effektiv an:


47% setzen auf Online-Kommentare + Nutzer-Bewertungen
46% setzen auf Beziehungen zu Bloggern und Netzjournalisten
42% setzen auf Online-Foren und Diskussionsgruppen
36% setzen auf die Distribution von Online-Pressemitteilungen
34% setzen auf Bloggen in unternehmenseigenen Weblogs


Die wichtigsten Ergebnisse zu Social Media Best Practices sind online abrufbar: http://tr.im/uGgf


Auch die Europäischen PR-Spezialisten sind sich ziemlich klar über die neuen Möglichkeiten durch Social Media. Dabei sehen sie vor allem "weiche Faktoren" als wirkungsvoll an:


49% setzen auf die Demonstration von Offenheit und Innovationen
48% erreichen spezielle Bezugsgruppen und Kunden über das Web
48% können über Social Media neue Ideen anstoßen und diskutieren
45% initiieren den direkten Dialog mit den für sie wichtigen Stakeholdern
44% etablieren neue Beziehungen und Partnerschaften über Social Media


Diese und weitere Ergebnisse finden Sie online unter http://tr.im/yxtT

Fazit: Deutsche Führungskräfte und ihre Kommunikatoren leben häufig noch im "Web 0.9". Viele von Ihnen beherrschen bis heute nicht einmal das Medium E-Mail. Newsletter werden gemäß "One-Shot-Strategie" auf Kunden und Partner "abgeschossen" - und dann vergessen. Das Marketing in Deutschland ist bestenfalls im Stadium 1.0 - und damit beim E-Commerce - ankommen. Von Offenheit und Vernetzung sind große Teile der deutschen Wirtschaft weit entfernt.


Wieder einmal sind es internationale Unternehmer und Marketer- auch aus Europa -, die uns verängstigten Deutschen zeigen, wo es in Zukunft langgeht. Viele deutsche Firmen werden den grundlegenen Wandel von der analogen in die digitale Welt, von der Frontal-Beschallung zur Kollaboration, vom Klüngelclub zur Transparenz nicht überleben. Nicht, weil sie es nicht könnten - sondern weil sie die Augen verschließen...


Die Autoren vom "European Communication Monitor" stellen fest, das Social Networks primär als Kommunikationsplattformen begriffen werden. Dem kann ich nicht widersprechen. Wenn Sie mehr über das Social Web, über Social Networks und Social Media Relations erfahren wollen, melden Sie sich:


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