In Krisenzeiten online sicher verkaufen
Auch in der Krise müssen Unternehmen verkaufen. Derzeit erreichen sie Kunden jedoch nur online. Zusammen mit dem Direktvertrieb liegt der Onlinehandel mit 68 Prozent auf der Pole-Position, so der Bundesverband Direktvertrieb Deutschland e. V. (BDD) in seiner Studie[1]. Etwa sieben von zehn Unternehmen im Erhebungsjahr 2019/2020 – also noch vor der Krise – verkauften ihre Artikel bereits im Onlineshop, über Onlinemarktplätze oder via Social Media.
Die Verschiebung in den digitalen Raum bringt jedoch Gefahren mit sich, die viele Produkthersteller unterschätzen. Denn für den Onlineverkauf müssen Anbieter Produktinformationen bereitstellen, die Trittbrettfahrer leidenschaftlich gerne nutzen. Das bedeutet: Je mehr Produkte Händler online offerieren, umso höher ist die Chance einer Fälschung. Plagiatoren erkannten das Potenzial der Online-Marktplätze schon vor Jahren, sodass sie heute den Hauptteil ihrer Vertriebsaktivitäten darüber abwickeln. Die Corona-Maßnahmen zwangen Kunden zu Onlinebestellungen und Unternehmen zu entsprechenden Verkaufsangeboten. Lieferengpässe taten ihr Übriges zur kaum erfüllbaren Nachfrage. Beste Voraussetzungen für Produktpiraten, um ungestört illegal zu handeln. Wie schützen also Marken ihr Eigentum vor dem Kopieren?
Rechtlich verheiratet
Ohne Anmeldung kann eine Marke nicht rechtlich geschützt werden, denn sie bedingt den legalen Rechtshintergrund sowohl für Anwälte als auch für exekutive Schutzanbieter im In- und Ausland. Die Eintragung der Marke muss in allen Ländern erfolgen, in denen das Unternehmen agiert. Besteht der Schutz nur im deutschsprachigen Raum, riskieren Hersteller eine erhöhte Fälschungsgefahr, ohne rechtliche Handhabe. Denn Marktplatzbetreiber liefern über Ländergrenzen und deren Markenrecht hinaus. Ist dann das Plagiat online erhältlich, wartet viel Arbeit auf alle Beteiligten.
Juristische Wege
Die Konsultation eines Markenrechtsanwalts sollten Verantwortliche in Betracht ziehen, und zwar nicht erst bei bereits existierenden Imitaten. Er hilft bei Marken- oder Produktanmeldungen, kümmert sich um Abmahnungen, einstweilige Verfügungen und das Strafrecht. „Fälschungen sind kein Kavaliersdelikt, sondern organisierte Kriminalität mit enorm hoher Gewinnquote. Dagegen müssen sich Unternehmen wehren“, erklärt Markenrechtsanwalt Jens Hölscher. Der versierte Jurist bekämpft seit Jahren Produktimitate und Brand Abuse in unterschiedlichen Bereichen, auch international. „Um Kunden auf das Thema aufmerksam zu machen und schnell aktiv zu werden, sind neben dem rechtlichen Schutz nicht-juristische Lösungsansätze zu empfehlen.“ Denn auch aufgeklärte Käufer helfen, Fakes und ihre Verbreitung zu stoppen.
Sensibilisierung leicht gemacht
Schnäppchensuchende denken häufig nicht an die Folgen eines Fälschungskaufs. Dabei betreffen sie die Gefahren direkt. Unverträgliche Weichmacher, chemische Farbstoffe und scharfe Kanten sind nur ein paar der Risiken, die Prüfungen wie das GS-Siegel vom europäischen Markt fernhalten sollen. Doch gelangen viele Kopien mitsamt falschem Emblem über Onlineshops zu ahnungslosen Käufern. Eine mögliche Lebensgefahr, die auf das Image der Originalmarke zurückfällt. Betroffene sollten stets den Kontakt zu ihrer Kundschaft suchen und sie via Website und Presse über Plagiate informieren. Schließlich setzen sie ihr Vertrauen in die Qualitätsmarke. Allerdings beachten die meisten Firmen dieses wachsende Problem nicht. Dabei betrifft Produkt- und Markenfälschung 71 Prozent aller deutschen Unternehmen.
Handeln und handeln lassen
Zur Bekämpfung von Fakes brauchen Verantwortliche Durchhaltevermögen. Denn geht ein Fake-Hersteller k. o., steht ein neuer parat, um in seine Fußstapfen zu treten. Software mit Argusaugen hilft, das Internet nach illegalen Angeboten zu scannen. Unternehmen müssen so nicht ständig manuell im Internet patrouillieren. Brand Protection Software mit KI und Machine Learning erkennt Originalprodukte und lizensierte Händler. Fälschungen zeigt das Tool dem Rechteinhaber an und bietet ihm die Chance, das Fake-Angebot mit einem Klick aus dem Internet zu entfernen. Rechtliche Dokumentation für eine strafrechtliche Verfolgung inklusive. Ein gutes Beispiel für erfolgreiche Arbeit mit einem solchen Tool bietet Schirmmarke Knirps. Innerhalb eines Jahres entdeckte Knirps mit Software-Hilfe Plagiate in vierstelliger Höhe. Innerhalb 24 Stunden nach dem Fund verschwanden alle Falschangebote unwiderruflich.
[1] https://direktvertrieb.de/media/downloads/140920_Marktstudie.pdf