Nachruf für Assuad - die letzte Verhandlungslektion von einem Kater
Infos über Dr. Amin Talab
Meine Workshopteilnehmer wissen sehr genau was ich meine, wenn ich mich auf den “Haifisch”, “Bären” oder die “Katze” als Verhandlungstyp beziehe. Die Leser des Bestsellers “Der Verhandlungmeister” haben sogar eine Zeichnung im Buch (siehe Anhang).
All die Charaktereigenschaften dieses Verhandlungstypus und Tipps dazu sind ebendort beschrieben.
Heute will ich ein paar letzte Gedanken über jemanden teilen, der diesen Typus inspiriert hat: meinen Kater Assuad. Er hat mir so viele Verhandlungsideen geliefert und ließ mich beobachten, wie er wie ein Verhandlungsmeister fast alles erfolgreich fordern konnte und dennoch gleichzeitig mein bester Freund wurde.
Als Verhandler hat er sicherlich ohne Zögern das meiste für sich rausgeholt. Ich meine, er bekam ohne Anstrengung bestes Essen (und davon Unmengen), ein warmes Haus (eigentlich mehrere) und Schutz und Fürsorge in jedem Moment seines Lebens. Als Gefährten wählte er zweckdienlicherweise einen Autoren und Experten, der viel und oft mit ihm las und recherchierte. So konnte er die Entwicklung meiner Bücher und Artikel miterleben und als erster über jede neue Seminarübung und Workshoptechnik staunen. Viele Gedankengänge, die später volle Säle mit einem Applaus quittierten, hat er mit seiner Anwesenheit und Aufmerksamkeit mitentwickelt. Katzenbesitzer werden bestätigen, dass er sich manchmal nur schlafend gestellt, in Wirklichkeit aber genau zugehört hatte, was man an seinen unerwarteten Kommentaren durch atmen, gähnen und miauen verifizieren konnte. War ihm meine Vorführung zu monoton, zu lange oder nicht stimmlich und durch Gesten aufregend genug gestaltet hatte er keinerlei Probleme, sich einfach zu verdrücken (vollkommen unbeeindruckt von jeglichen Höflichkeitskonventionen).
Es gab ja ununterbrochen und so viel auszuverhandeln, von der Menge seines Essens und dem Zeitpunkt, an dem ich ihm servieren durfte über den Schlafplatz (am besten dort wo ich schlafen wollte) bis zu dem Zeitraum, den ich außer Haus verbringen durfte, ohne dass er sich nach Rückkehr bitterlich und lautstark beschweren würde. Besonders schwierig gestalteten sich die Verhandlungen bezüglich der Frage, wer mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung erhalten dürfe, er oder meine Kinder. Natürlich hat er auch diese Fragestellung meisterlich so gelöst, das er sich schlichtweg immer genau auf das interessanteste Spielzeug setzen würde bis wir schlussendlich alle miteinander spielen würden.
Er war einfach perfekt darin, vollkommen harmlos und jedenfalls nie als Gegenspieler für irgendjemanden wahrgenommen zu werden (ok, es gab Zeiten, da war ich nahe daran, in dafür zu hassen, dass er mich um 4 in der Früh aus dem Schlaf riss, um ihm Futter zuzubereiten, aber er machte es wieder dadurch gut, das wir gemeinsam neben der Futterschüssel im Dunkeln stille Momente des einfachen Da-Seins empfanden).
Beim Thema Geben & Nehmen muss ich gestehen, dass ich sehr einseitig alles bezahlen musste, ohne irgendetwas Materielles zurück zu bekommen. Doch gab er mir etwas viel Wertvolleres dafür: Seine Liebe, sein Verständnis, seine Zeit, Wärme und Zuneigung. Viele Leute denken, dass es in (Verhandlungs-)beziehungen ausschließlich um den Austausch von physischen, geldwerten Dingen geht. Das macht vielleicht Sinn für kurzfristige Verhandlungen, etwa den Kauf eines Hauses.
The real Master Negotiator Cat
Aber Verhandlungsbeziehungen sind auch eine Art miteinander umzugehen und einander kennen zu lernen, Chancen andere Menschen und diese Welt, welche ein so vorübergehendes, flüchtiges Universum für uns alle ist, besser zu begreifen. Wenn man Verhandlungen so umfassend sieht wäre es so ungemein viel leichter miteinander zu lernen und Verhandlungen nicht nur mit einem praktischen Ergebnis zu beenden, sondern mit diesem warmen Gefühl im Inneren, welches uns manchmal nach einem guten offenen Gespräch oder respektvoll gelösten Konflikt erlaubt ist zu fühlen. Was wir im Leben wählen sollten sind Verhandlungspartner die bereit dafür sind, unsere Erfolge wie auch Misserfolge als Partner zu teilen, statt auf unsere Kosten gewinnen zu wollen. Da kommt es auf den unmittelbaren materiellen Verhandlungserfolg gar nicht so stark an.
Seine Fähigkeit, meine Freude und Aufregung, aber auch Trauer und schlechte Zeiten mit mir zu erleben werde ich ganz fürchterlich vermissen. Schlussendlich sind wir soziale Wesen und scheinen eine grundsätzliche Lebensqualität vergessen zu haben. Es geht nicht um das Ziel (welches schließlich der Tod sein wird, für jeden Einzelnen von uns), sondern um den Weg dorthin.
Nie mehr wieder werde ich die Chance haben, mit Dir irgendetwas zu verhandeln, Assuad, mein Verhandlungsmeister. Aber ich werde Dich und das, was ich von und mit Dir lernen durfte in Erinnerung behalten. Mein ganzes Leben.
Danke für alles, mein geliebter Kater. Ich vermisse Dich und unsere täglichen Verhandlungen ganz fürchterlich!
Meine Workshopteilnehmer wissen sehr genau was ich meine, wenn ich mich auf den “Haifisch”, “Bären” oder die “Katze” als Verhandlungstyp beziehe. Die Leser des Bestsellers “Der Verhandlungmeister” haben sogar eine Zeichnung im Buch (siehe Anhang).
All die Charaktereigenschaften dieses Verhandlungstypus und Tipps dazu sind ebendort beschrieben.
Heute will ich ein paar letzte Gedanken über jemanden teilen, der diesen Typus inspiriert hat: meinen Kater Assuad. Er hat mir so viele Verhandlungsideen geliefert und ließ mich beobachten, wie er wie ein Verhandlungsmeister fast alles erfolgreich fordern konnte und dennoch gleichzeitig mein bester Freund wurde.
Als Verhandler hat er sicherlich ohne Zögern das meiste für sich rausgeholt. Ich meine, er bekam ohne Anstrengung bestes Essen (und davon Unmengen), ein warmes Haus (eigentlich mehrere) und Schutz und Fürsorge in jedem Moment seines Lebens. Als Gefährten wählte er zweckdienlicherweise einen Autoren und Experten, der viel und oft mit ihm las und recherchierte. So konnte er die Entwicklung meiner Bücher und Artikel miterleben und als erster über jede neue Seminarübung und Workshoptechnik staunen. Viele Gedankengänge, die später volle Säle mit einem Applaus quittierten, hat er mit seiner Anwesenheit und Aufmerksamkeit mitentwickelt. Katzenbesitzer werden bestätigen, dass er sich manchmal nur schlafend gestellt, in Wirklichkeit aber genau zugehört hatte, was man an seinen unerwarteten Kommentaren durch atmen, gähnen und miauen verifizieren konnte. War ihm meine Vorführung zu monoton, zu lange oder nicht stimmlich und durch Gesten aufregend genug gestaltet hatte er keinerlei Probleme, sich einfach zu verdrücken (vollkommen unbeeindruckt von jeglichen Höflichkeitskonventionen).
Es gab ja ununterbrochen und so viel auszuverhandeln, von der Menge seines Essens und dem Zeitpunkt, an dem ich ihm servieren durfte über den Schlafplatz (am besten dort wo ich schlafen wollte) bis zu dem Zeitraum, den ich außer Haus verbringen durfte, ohne dass er sich nach Rückkehr bitterlich und lautstark beschweren würde. Besonders schwierig gestalteten sich die Verhandlungen bezüglich der Frage, wer mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung erhalten dürfe, er oder meine Kinder. Natürlich hat er auch diese Fragestellung meisterlich so gelöst, das er sich schlichtweg immer genau auf das interessanteste Spielzeug setzen würde bis wir schlussendlich alle miteinander spielen würden.
Er war einfach perfekt darin, vollkommen harmlos und jedenfalls nie als Gegenspieler für irgendjemanden wahrgenommen zu werden (ok, es gab Zeiten, da war ich nahe daran, in dafür zu hassen, dass er mich um 4 in der Früh aus dem Schlaf riss, um ihm Futter zuzubereiten, aber er machte es wieder dadurch gut, das wir gemeinsam neben der Futterschüssel im Dunkeln stille Momente des einfachen Da-Seins empfanden).
Beim Thema Geben & Nehmen muss ich gestehen, dass ich sehr einseitig alles bezahlen musste, ohne irgendetwas Materielles zurück zu bekommen. Doch gab er mir etwas viel Wertvolleres dafür: Seine Liebe, sein Verständnis, seine Zeit, Wärme und Zuneigung. Viele Leute denken, dass es in (Verhandlungs-)beziehungen ausschließlich um den Austausch von physischen, geldwerten Dingen geht. Das macht vielleicht Sinn für kurzfristige Verhandlungen, etwa den Kauf eines Hauses.
The real Master Negotiator Cat
Aber Verhandlungsbeziehungen sind auch eine Art miteinander umzugehen und einander kennen zu lernen, Chancen andere Menschen und diese Welt, welche ein so vorübergehendes, flüchtiges Universum für uns alle ist, besser zu begreifen. Wenn man Verhandlungen so umfassend sieht wäre es so ungemein viel leichter miteinander zu lernen und Verhandlungen nicht nur mit einem praktischen Ergebnis zu beenden, sondern mit diesem warmen Gefühl im Inneren, welches uns manchmal nach einem guten offenen Gespräch oder respektvoll gelösten Konflikt erlaubt ist zu fühlen. Was wir im Leben wählen sollten sind Verhandlungspartner die bereit dafür sind, unsere Erfolge wie auch Misserfolge als Partner zu teilen, statt auf unsere Kosten gewinnen zu wollen. Da kommt es auf den unmittelbaren materiellen Verhandlungserfolg gar nicht so stark an.
Seine Fähigkeit, meine Freude und Aufregung, aber auch Trauer und schlechte Zeiten mit mir zu erleben werde ich ganz fürchterlich vermissen. Schlussendlich sind wir soziale Wesen und scheinen eine grundsätzliche Lebensqualität vergessen zu haben. Es geht nicht um das Ziel (welches schließlich der Tod sein wird, für jeden Einzelnen von uns), sondern um den Weg dorthin.
Nie mehr wieder werde ich die Chance haben, mit Dir irgendetwas zu verhandeln, Assuad, mein Verhandlungsmeister. Aber ich werde Dich und das, was ich von und mit Dir lernen durfte in Erinnerung behalten. Mein ganzes Leben.
Danke für alles, mein geliebter Kater. Ich vermisse Dich und unsere täglichen Verhandlungen ganz fürchterlich!