VDZ Distribution Summit: Das künftige Abo- und Digital-Geschäft
Heute, am 12. Oktober, startete in Hamburg der zweite Tag des 9. VDZ Distribution Summit. Schon der Vortag gestern stand ganz im Zeichen der vielfältigen Kundenbeziehungen und Dialogformen mit dem bereits heute oder künftig zahlenden Leser.
Generell ist der Boden für Abo-Anbieter ausgesprochen aussichtsreich. Über 44 Prozent der Menschen haben ein oder mehrere Presseabonnements, ergab eine von VDZ und Deutscher Post exklusiv auf dem Distribution Summit vorgestellte repräsentative Befragung von über 2.000 Bürgern. Dabei wollen die meisten flexiblere Laufzeiten von Abonnements und größere Individualisierungsspielräume. Dann fiele es potenziellen Abonnenten auch deutlich leichter, ihre „Bindungsängste“ zu überwinden. So erwiesen sich die Studienergebnisse des Siegfried Vögele Instituts zum Thema „Zukunft Abo – Das wollen Leser!“, die Andreas Höcherl, Vice President Research des SVI, präsentierte, als Mut-Macher, Neues auszuprobieren. Der Gründer und Chefredakteur von ‚Monocle‘, Tyler Brûlé, demonstrierte unter dem Titel „The Great Big Paper Rethink“ wie es dem Magazin gelang, in einer anspruchsvollen Leserschaft Faszination, Bindung und umfangreiche Monetarisierung auszulösen.
Ulla Strauss, Vorstand United Kiosk und Markus Klei, Gesamtvertriebsleiter Mediengruppe KLAMBT präsentierten die „allerersten Erfahrungen mit dem Amazon-Newsstand“. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 74 Prozent kauften Amazon Prime-Nutzer und „erwarten dabei dasselbe Einkaufserlebnis wie bei Amazon“, so Strauss. Allerdings blieben die Kunden Amazon-Kunden und könnten nicht vom Verlag angesprochen oder bedient werden. Das müsse man sich dabei klarmachen.
Enrique Tarragona, Geschäftsführer ZEIT ONLINE, berichtete über die Einführung von Paid Content. ZEIT ONLINE setzt dabei auf ein einziges Abo, das für alle Formate bzw. Endgeräte gilt. Es gebe auch keine Abofalle. Probeabos verlängerten sich zwar automatisch, könnten aber jederzeit gekündigt werden. Damit hat ZEIT ONLINE seit 1. April 2017 240.000 Registrierungen und 14.000 Probeabos gewonnen. Davon bleiben rund 20 Prozent dauerhaft dabei. Mit größte Erfolgsfaktoren sind, laut Tarragona, „eine stabile Technik, ohne abstürzende App, sowie ein technisch versierter Kundensupport“.
Bei BILD hatte die Einführung des Freemium-Modells keine negativen Auswirkungen auf Reichweite und Werbeerlöse. Der Content von BILD eigne sich weniger für das Meter-Modell, bei dem zehn Artikel kostenlos sind und der zufällig elfte kostenpflichtig ist. „Der Zufall ist kein guter Verkäufer“, sagte Tobias Henning, General Manager Premium bei Axel Springer/BILD. BILD setzt neben der Neukundengewinnung vor allem auf ein umfassendes Customer Relationship Management. Neukunden für BILD+ generiere man kaum aus Print-Lesern: „Man ist entweder Online-Leser oder Print-Leser. Die Schnittmenge liegt bei unter zehn Prozent.“
Moderator Markus Schöberl, Herausgeber von pv digest, hatte beim nachmittäglichen, unterhaltsamen „Heißen Stuhl“ sichtlich Spaß und „grillte“ mit Freude IDG-Vorstand York von Heimburg, den CEO der intan Group Gisbert Komlóssy und DPV-Geschäftsführer Marco Graffitti zu allen aktuell relevanten Fragen des Pressevertriebs und seiner Zukunft. „Bei vielen Medienhäusern sind es die Vertriebsmenschen, die der Veränderung am wenigsten folgen. Sie sind technologiefeindlich. Seit 30 bis 40 Jahren höre ich die gleichen Themen vom Vertrieb“, antwortete von Heimburg auf die Frage Schöberls, worüber er sich als ehemaliger Vertriebsmanager jetzt als Vorstand ärgere. Er freue sich, auf dem Distribution Summit von Innovationen wie dem Amazon-Kiosk zu hören. Es sei wichtig, die Datenintelligenz von Amazon zu nutzen. „Wir müssen zu Facebook, Google und Amazon gehen, um Reichweite und Wirkung zu bekommen.“ Komlóssy wurde nach seinem Kampf gegen die Abowerbung mit teuren Prämien gefragt. Er habe die Werber mal scherzhaft als Möchtegern-Casanovas bezeichnet, erzählt Komlóssy. Mit den hohen Aboprämien mache man sich den Brand kaputt. Die Abonnenten würden zum ständigen Wechseln des Abos erzogen. Es sei auch für Bestandskunden unverständlich, warum Neuabonnenten alles günstiger und besser bekämen. Heute brauche man ein Produkt, das für junge Menschen attraktiv sei, damit sie für ein bis zwei Jahre bleiben. Echte Innovationen seien gefragt. „Die Zukunft kommt rasant auf uns zu“. Graffitti riet den Verlagen, selbst mit dem Handel zu sprechen. Sie seien authentischer als die Grossisten – und auch geeigneter. Der Handel sei auch, trotz schrumpfender Verkaufsflächen für Zeitschriften, durchaus aufgeschlossen gegenüber überschaubaren Aktionen. „Drei von fünf Ideen kommen dabei vom Handel“, berichtete Graffitti.
Torsten Löffler, Geschäftsführer Unternehmensgruppe Dr. Eckert, präsentierte die Zukunft der Bahnhofsbuchhandlung in seinem Vortrag „Bahnhofsbuchhandlung 4.0 – Per Zwang kleiner Fläche?“, „in einer Welt, in der alles digitalisiert wird, was digitalisiert werden kann“. Auf rund 220 Quadratmetern entstünde eine Such- und Filtermaschine, in der Wünsche und Ideen zu realen Orten würden. Der Self-Check-Out ermögliche es dem Mitarbeiter, mehr Zeit auf das Sortiment zu verwenden. „Mitarbeiter ersetzen zukünftig den Algorithmus, den man bei Portalen findet“, so Löffler.
Dr. Holger Bingmann, Geschäftsführer MELO Group, ist mit seinem Unternehmen Weltmarktführer bei der Belieferung von Airlines. „Zumindest bei der Anzahl der Copies“, sagte Bingmann. Der Trend gehe dazu, sich die Zeitungen und Zeitschriften schon vor dem Flug am Media Carrier Digital Kiosk herunterzuladen. Die Lufthansa habe bereits eine halbe Million Downloads pro Monat. Allerdings seien PDFs dabei etwas für ältere Menschen. Reisende und Menschen in aller Welt wollten Content und keine PDFs. Interessante Produkte würden heute über Storys verkauft. Die hauseigene Blogfabrik habe 150 Publisher aus aktuell 15 Ländern im Netzwerk. 200 Medien würden produziert und man erreiche unter anderem sechs Millionen Leser auf Facebook. Um die Leser zukünftig zu erreichen, müsse man „Mitarbeiter fördern, Innovationen fordern und verrückte Dinge machen“, das sei „unsere Aufgabe als Führungskräfte“, so Bingmann.
Wolfgang Dittrich, Geschäftsführer DCORE, riskierte den „Blick über den Tellerrand“ zu Abomodellen in aller Welt. Dabei kritisierte er, dass die Flatrate-Angebote kaum noch den Verlagen gehörten, sondern den großen eCommerce-Portalen und Telekommunikations-/IT-Konzernen. Dort gäbe es unterschiedlichste Abomodelle, auch unterschiedlich für verschiedene Märkte. „Abos sind cool“, so Dittrich. Es gebe immer mehr und es gebe sie überall auf der Welt. Die Verlage besäßen den Content. „Nutzt ihn, um selbst Geld zu verdienen!“.
Generell ist der Boden für Abo-Anbieter ausgesprochen aussichtsreich. Über 44 Prozent der Menschen haben ein oder mehrere Presseabonnements, ergab eine von VDZ und Deutscher Post exklusiv auf dem Distribution Summit vorgestellte repräsentative Befragung von über 2.000 Bürgern. Dabei wollen die meisten flexiblere Laufzeiten von Abonnements und größere Individualisierungsspielräume. Dann fiele es potenziellen Abonnenten auch deutlich leichter, ihre „Bindungsängste“ zu überwinden. So erwiesen sich die Studienergebnisse des Siegfried Vögele Instituts zum Thema „Zukunft Abo – Das wollen Leser!“, die Andreas Höcherl, Vice President Research des SVI, präsentierte, als Mut-Macher, Neues auszuprobieren. Der Gründer und Chefredakteur von ‚Monocle‘, Tyler Brûlé, demonstrierte unter dem Titel „The Great Big Paper Rethink“ wie es dem Magazin gelang, in einer anspruchsvollen Leserschaft Faszination, Bindung und umfangreiche Monetarisierung auszulösen.
Ulla Strauss, Vorstand United Kiosk und Markus Klei, Gesamtvertriebsleiter Mediengruppe KLAMBT präsentierten die „allerersten Erfahrungen mit dem Amazon-Newsstand“. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 74 Prozent kauften Amazon Prime-Nutzer und „erwarten dabei dasselbe Einkaufserlebnis wie bei Amazon“, so Strauss. Allerdings blieben die Kunden Amazon-Kunden und könnten nicht vom Verlag angesprochen oder bedient werden. Das müsse man sich dabei klarmachen.
Enrique Tarragona, Geschäftsführer ZEIT ONLINE, berichtete über die Einführung von Paid Content. ZEIT ONLINE setzt dabei auf ein einziges Abo, das für alle Formate bzw. Endgeräte gilt. Es gebe auch keine Abofalle. Probeabos verlängerten sich zwar automatisch, könnten aber jederzeit gekündigt werden. Damit hat ZEIT ONLINE seit 1. April 2017 240.000 Registrierungen und 14.000 Probeabos gewonnen. Davon bleiben rund 20 Prozent dauerhaft dabei. Mit größte Erfolgsfaktoren sind, laut Tarragona, „eine stabile Technik, ohne abstürzende App, sowie ein technisch versierter Kundensupport“.
Bei BILD hatte die Einführung des Freemium-Modells keine negativen Auswirkungen auf Reichweite und Werbeerlöse. Der Content von BILD eigne sich weniger für das Meter-Modell, bei dem zehn Artikel kostenlos sind und der zufällig elfte kostenpflichtig ist. „Der Zufall ist kein guter Verkäufer“, sagte Tobias Henning, General Manager Premium bei Axel Springer/BILD. BILD setzt neben der Neukundengewinnung vor allem auf ein umfassendes Customer Relationship Management. Neukunden für BILD+ generiere man kaum aus Print-Lesern: „Man ist entweder Online-Leser oder Print-Leser. Die Schnittmenge liegt bei unter zehn Prozent.“
Moderator Markus Schöberl, Herausgeber von pv digest, hatte beim nachmittäglichen, unterhaltsamen „Heißen Stuhl“ sichtlich Spaß und „grillte“ mit Freude IDG-Vorstand York von Heimburg, den CEO der intan Group Gisbert Komlóssy und DPV-Geschäftsführer Marco Graffitti zu allen aktuell relevanten Fragen des Pressevertriebs und seiner Zukunft. „Bei vielen Medienhäusern sind es die Vertriebsmenschen, die der Veränderung am wenigsten folgen. Sie sind technologiefeindlich. Seit 30 bis 40 Jahren höre ich die gleichen Themen vom Vertrieb“, antwortete von Heimburg auf die Frage Schöberls, worüber er sich als ehemaliger Vertriebsmanager jetzt als Vorstand ärgere. Er freue sich, auf dem Distribution Summit von Innovationen wie dem Amazon-Kiosk zu hören. Es sei wichtig, die Datenintelligenz von Amazon zu nutzen. „Wir müssen zu Facebook, Google und Amazon gehen, um Reichweite und Wirkung zu bekommen.“ Komlóssy wurde nach seinem Kampf gegen die Abowerbung mit teuren Prämien gefragt. Er habe die Werber mal scherzhaft als Möchtegern-Casanovas bezeichnet, erzählt Komlóssy. Mit den hohen Aboprämien mache man sich den Brand kaputt. Die Abonnenten würden zum ständigen Wechseln des Abos erzogen. Es sei auch für Bestandskunden unverständlich, warum Neuabonnenten alles günstiger und besser bekämen. Heute brauche man ein Produkt, das für junge Menschen attraktiv sei, damit sie für ein bis zwei Jahre bleiben. Echte Innovationen seien gefragt. „Die Zukunft kommt rasant auf uns zu“. Graffitti riet den Verlagen, selbst mit dem Handel zu sprechen. Sie seien authentischer als die Grossisten – und auch geeigneter. Der Handel sei auch, trotz schrumpfender Verkaufsflächen für Zeitschriften, durchaus aufgeschlossen gegenüber überschaubaren Aktionen. „Drei von fünf Ideen kommen dabei vom Handel“, berichtete Graffitti.
Torsten Löffler, Geschäftsführer Unternehmensgruppe Dr. Eckert, präsentierte die Zukunft der Bahnhofsbuchhandlung in seinem Vortrag „Bahnhofsbuchhandlung 4.0 – Per Zwang kleiner Fläche?“, „in einer Welt, in der alles digitalisiert wird, was digitalisiert werden kann“. Auf rund 220 Quadratmetern entstünde eine Such- und Filtermaschine, in der Wünsche und Ideen zu realen Orten würden. Der Self-Check-Out ermögliche es dem Mitarbeiter, mehr Zeit auf das Sortiment zu verwenden. „Mitarbeiter ersetzen zukünftig den Algorithmus, den man bei Portalen findet“, so Löffler.
Dr. Holger Bingmann, Geschäftsführer MELO Group, ist mit seinem Unternehmen Weltmarktführer bei der Belieferung von Airlines. „Zumindest bei der Anzahl der Copies“, sagte Bingmann. Der Trend gehe dazu, sich die Zeitungen und Zeitschriften schon vor dem Flug am Media Carrier Digital Kiosk herunterzuladen. Die Lufthansa habe bereits eine halbe Million Downloads pro Monat. Allerdings seien PDFs dabei etwas für ältere Menschen. Reisende und Menschen in aller Welt wollten Content und keine PDFs. Interessante Produkte würden heute über Storys verkauft. Die hauseigene Blogfabrik habe 150 Publisher aus aktuell 15 Ländern im Netzwerk. 200 Medien würden produziert und man erreiche unter anderem sechs Millionen Leser auf Facebook. Um die Leser zukünftig zu erreichen, müsse man „Mitarbeiter fördern, Innovationen fordern und verrückte Dinge machen“, das sei „unsere Aufgabe als Führungskräfte“, so Bingmann.
Wolfgang Dittrich, Geschäftsführer DCORE, riskierte den „Blick über den Tellerrand“ zu Abomodellen in aller Welt. Dabei kritisierte er, dass die Flatrate-Angebote kaum noch den Verlagen gehörten, sondern den großen eCommerce-Portalen und Telekommunikations-/IT-Konzernen. Dort gäbe es unterschiedlichste Abomodelle, auch unterschiedlich für verschiedene Märkte. „Abos sind cool“, so Dittrich. Es gebe immer mehr und es gebe sie überall auf der Welt. Die Verlage besäßen den Content. „Nutzt ihn, um selbst Geld zu verdienen!“.