Bewegliche Unternehmen und die Zukunft der Arbeit
Düsseldorf - „Der alte Fordismus, zu dem der scheinbar sichere Job auf Dauer gehört, ist Vergangenheit. Das kommt nicht wieder, auch nicht in einer abgewandelten Version, wie das manche heute glauben. Niemand kann Deutschland in die sechziger Jahre zurückholen“, so Wirtschaftswissenschaftler Rolf Sternberg http://www.geog.uni-hannover.de. Er warnt davor, den Spielraum, der sich durch die Veränderung ergibt, nicht zu nutzen. „Es gibt immer mehr Leute, die ihre Freiräume verlangen und nutzen. Und sie setzen das ohne Zweifel auch durch", sagt er. Umso problematischer sei es, dass dieser klare Trend zu mehr Selbständigkeit in der Arbeit „kulturell und normativ beharrlich ignoriert wird. In den Schulen spielt Selbständigkeit weder als Erwerbsform noch als Lebensziel eine Rolle. Das führt zu einer grotesken Entwicklung, denn tatsächlich werden immer mehr Leute selbstständig im eigentlichen Sinne, entscheiden also selbst über ihre Arbeit und ihren Erfolg." In anderen Ländern, nicht nur in den USA, ist das ganz anders. „Am Beispiel Dänemark zeigt sich der Zusammenhang zwischen einem gründlich reformierten Staat, der fit ist fürs 21. Jahrhundert, und dem positiv besetzten Leitbild Selbständigkeit besonders deutlich: Die Jahre der Flaute nutzte Dänemark gezielt für einen Komplettumbau seines sozialen Systems, das nach wie vor als eines der besten der Welt gilt. Das starre Arbeitsrecht, das sehr ähnlich aussah wie das, was Deutschland heute noch gegen seine wirtschaftliche Entwicklung in Anschlag bringt, wurde abgeschafft“, betont Sternberg.
In seiner Extremform könnte das Unternehmen der Zukunft dem ähnlich sehen, was Unternehmensberater und Organisationsfachleute eine „virtuelle Firma“ nennen: „Gemeint ist eine Firma, die nur noch aus einer Geschäftsidee und wenigen Mitarbeitern besteht, je nach Bedarf kooperiert sie mit anderen, um ein Produkt herstellen zu lassen, einen Vertrieb zu organisieren oder eine Finanzierung auf die Beine zu stellen“, erläutert Managementautor Günter Ogger http://www.guenterogger.de. Der Trend zu „beweglichen Unternehmen“ ist schon im vollen Gange. So plant Jonathan Schwartz, Chef des US-Konzerns Sun Microsystems, sein persönliches Büro ganz aufzulösen. „Mal arbeitet er von zuhause aus, mal nutzt er ein Café, mal ist er in der Firma. Schwartz führt so vor, wie Wissensarbeit in Zukunft abläuft. Der Arbeitsstil ist nomadisch, es gibt keinen festen Ort mehr, an dem er 70 Prozent seiner Zeit verbringt. Mittel der Verständigung ist Skype, das Internet-Bildtelefon, das für jedermann kostenlos nutzbar ist. Werkzeuge, die ihn überall begleiten: Blackberry und Laptop. Diese Geräte ersetzen die komplette Infrastruktur des stationären Büros. Einen großen Teil der Nachfrage nach Kommunikation bedient er mittels eines Internet-Tagebuchs. Hier meldet sich Schwartz fast täglich mit Einträgen zu Wort, die er vornehmlich für seine Kunden verfasst“, weiß Trendletter-Chefredakteur Axel Gloger http://www.trendletter.de.
An guten Tagen erreiche sein Blog http://blogs.sun.com/jonathan rund 50.000 Leser. Für den Erfolg der Verständigung komme es auf Lebendigkeit und Frequenz an, nicht auf physische Präsenz. Der nomadische Arbeitsstil von Schwartz hat zudem einen positiven Nebeneffekt für die Umwelt: die Zahl seiner Reisetage hat sich drastisch reduziert. Früher war Schwartz pro Monat 15 Tage unterwegs. Heute sind es weniger als sechs Tage. „Elemente dieser Praxis finden sich im gesamten Unternehmen. 17.000 Mitarbeiter nehmen am ‚Open-Work-Programm’ teil. Anwender dieses Arbeitsstils telefonieren wenig, machen kaum Termine und reduzieren die Zahl physischer Treffen. Die Mitarbeiter können Arbeitsort, Arbeitszeit und Arbeitsmittel frei wählen“, führt Gloger aus.
Ein Sektor werde nach einem Bericht der Wirtschaftswoche http://www.wiwo.de von dieser Entwicklung am meisten profitieren und sich in den nächsten 20 Jahren zum größten Wachstumsmotor entwickeln: die „Creative Industries“: „Dazu gehören etwa Architektur und Design, Buch- und Verlagswesen sowie Software. Nach Berechnungen der Uno-Konferenz für Handel und Entwicklung hat die Kreativwirtschaft ihren weltweiten Umsatz von 831 Milliarden US-Dollar im Jahr 2000 binnen fünf Jahren auf 1,3 Billiarden gesteigert. Die Europäische Kommission zählt sie zu den erfolgreichsten europäischen Wirtschaftsfeldern überhaupt. Und die Experten sind sich einig: Der jährliche Beitrag der Kreativbranchen zum Bruttoinlandsprodukt wird in den kommenden Jahren noch weiter von derzeit sieben auf zehn Prozent steigen“, so die Wirtschaftswoche.
Länder wie Großbritannien haben auf diesen Wandel schon reagiert und eine Creativ Industries Task Force gebildet. „Seitdem fördert das Kulturministerium die Musikbranche, das Wirtschaftsministerium berät Unternehmen der Kreativwirtschaft und das Bildungsministerium verankert entsprechende Inhalte in den Lehrplänen. Die Ergebnisse sprechen für sich: Die Kreativwirtschaft wächst in Großbritannien doppelt so schnell wie die Gesamtwirtschaft“, schreibt die Wirtschaftswoche. Deutschland indes hinke wieder einmal hinterher. „Unsere Spitzenpolitiker glauben immer noch, mit Industrieansiedlungen Arbeitsplätze zu schaffen. Das gilt vielleicht noch für Spezialisten im Maschinen- und Anlagenbau. Es ist aber grundlegend falsch, die Warenwelt noch aus dem Blickwinkel der Massenfertigung zu betrachten. Die findet in Deutschland nicht mehr statt“, sagt IT-Experte Udo Nadolski, Geschäftsführer von Harvey Nash http://www.harveynash.com/de in Düsseldorf. Der US-Ökonom Richard Florida http://creativeclass.com hat in seinem Bestseller „The Rise of the Creative Class“ im Jahr 2004 den Begriff der „kreativen Ökonomie“ geprägt hat. Er konnte zeigen, dass wirtschaftliche starke Regionen vor allem kreative Menschen anziehen – und umgekehrt: Wer Geistesarbeiter wie Architekten, Ingenieure Wissenschaftler und Künstler an sich bindet, ist auch ökonomisch erfolgreich. In Deutschland, so eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger, betrifft das vor allem die Ballungszentren München, Stuttgart und Hamburg.
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In seiner Extremform könnte das Unternehmen der Zukunft dem ähnlich sehen, was Unternehmensberater und Organisationsfachleute eine „virtuelle Firma“ nennen: „Gemeint ist eine Firma, die nur noch aus einer Geschäftsidee und wenigen Mitarbeitern besteht, je nach Bedarf kooperiert sie mit anderen, um ein Produkt herstellen zu lassen, einen Vertrieb zu organisieren oder eine Finanzierung auf die Beine zu stellen“, erläutert Managementautor Günter Ogger http://www.guenterogger.de. Der Trend zu „beweglichen Unternehmen“ ist schon im vollen Gange. So plant Jonathan Schwartz, Chef des US-Konzerns Sun Microsystems, sein persönliches Büro ganz aufzulösen. „Mal arbeitet er von zuhause aus, mal nutzt er ein Café, mal ist er in der Firma. Schwartz führt so vor, wie Wissensarbeit in Zukunft abläuft. Der Arbeitsstil ist nomadisch, es gibt keinen festen Ort mehr, an dem er 70 Prozent seiner Zeit verbringt. Mittel der Verständigung ist Skype, das Internet-Bildtelefon, das für jedermann kostenlos nutzbar ist. Werkzeuge, die ihn überall begleiten: Blackberry und Laptop. Diese Geräte ersetzen die komplette Infrastruktur des stationären Büros. Einen großen Teil der Nachfrage nach Kommunikation bedient er mittels eines Internet-Tagebuchs. Hier meldet sich Schwartz fast täglich mit Einträgen zu Wort, die er vornehmlich für seine Kunden verfasst“, weiß Trendletter-Chefredakteur Axel Gloger http://www.trendletter.de.
An guten Tagen erreiche sein Blog http://blogs.sun.com/jonathan rund 50.000 Leser. Für den Erfolg der Verständigung komme es auf Lebendigkeit und Frequenz an, nicht auf physische Präsenz. Der nomadische Arbeitsstil von Schwartz hat zudem einen positiven Nebeneffekt für die Umwelt: die Zahl seiner Reisetage hat sich drastisch reduziert. Früher war Schwartz pro Monat 15 Tage unterwegs. Heute sind es weniger als sechs Tage. „Elemente dieser Praxis finden sich im gesamten Unternehmen. 17.000 Mitarbeiter nehmen am ‚Open-Work-Programm’ teil. Anwender dieses Arbeitsstils telefonieren wenig, machen kaum Termine und reduzieren die Zahl physischer Treffen. Die Mitarbeiter können Arbeitsort, Arbeitszeit und Arbeitsmittel frei wählen“, führt Gloger aus.
Ein Sektor werde nach einem Bericht der Wirtschaftswoche http://www.wiwo.de von dieser Entwicklung am meisten profitieren und sich in den nächsten 20 Jahren zum größten Wachstumsmotor entwickeln: die „Creative Industries“: „Dazu gehören etwa Architektur und Design, Buch- und Verlagswesen sowie Software. Nach Berechnungen der Uno-Konferenz für Handel und Entwicklung hat die Kreativwirtschaft ihren weltweiten Umsatz von 831 Milliarden US-Dollar im Jahr 2000 binnen fünf Jahren auf 1,3 Billiarden gesteigert. Die Europäische Kommission zählt sie zu den erfolgreichsten europäischen Wirtschaftsfeldern überhaupt. Und die Experten sind sich einig: Der jährliche Beitrag der Kreativbranchen zum Bruttoinlandsprodukt wird in den kommenden Jahren noch weiter von derzeit sieben auf zehn Prozent steigen“, so die Wirtschaftswoche.
Länder wie Großbritannien haben auf diesen Wandel schon reagiert und eine Creativ Industries Task Force gebildet. „Seitdem fördert das Kulturministerium die Musikbranche, das Wirtschaftsministerium berät Unternehmen der Kreativwirtschaft und das Bildungsministerium verankert entsprechende Inhalte in den Lehrplänen. Die Ergebnisse sprechen für sich: Die Kreativwirtschaft wächst in Großbritannien doppelt so schnell wie die Gesamtwirtschaft“, schreibt die Wirtschaftswoche. Deutschland indes hinke wieder einmal hinterher. „Unsere Spitzenpolitiker glauben immer noch, mit Industrieansiedlungen Arbeitsplätze zu schaffen. Das gilt vielleicht noch für Spezialisten im Maschinen- und Anlagenbau. Es ist aber grundlegend falsch, die Warenwelt noch aus dem Blickwinkel der Massenfertigung zu betrachten. Die findet in Deutschland nicht mehr statt“, sagt IT-Experte Udo Nadolski, Geschäftsführer von Harvey Nash http://www.harveynash.com/de in Düsseldorf. Der US-Ökonom Richard Florida http://creativeclass.com hat in seinem Bestseller „The Rise of the Creative Class“ im Jahr 2004 den Begriff der „kreativen Ökonomie“ geprägt hat. Er konnte zeigen, dass wirtschaftliche starke Regionen vor allem kreative Menschen anziehen – und umgekehrt: Wer Geistesarbeiter wie Architekten, Ingenieure Wissenschaftler und Künstler an sich bindet, ist auch ökonomisch erfolgreich. In Deutschland, so eine Studie der Unternehmensberatung Roland Berger, betrifft das vor allem die Ballungszentren München, Stuttgart und Hamburg.
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