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Warum Ozeanplastik und Hanf gut für Marketing sind

KI und Nachhaltigkeit revolutionieren die Werbemittelbranche: Recycelte Materialien und smarte Technologien prägen die Zukunft.
© freepik
 

Im Februar 2025 wurde Stuttgart zum Epizentrum der Werbeartikelbranche: Über 100 Aussteller präsentierten auf der GWW-TREND Frühjahrsmesse die neuesten Innovationen – von nachhaltigen Materialien bis hin zu hybriden Tech-Gadgets. Die Fachmesse des Gesamtverbands der Werbeartikel-Wirtschaft (GWW) hat sich längst als strategischer Thinktank für Marketingverantwortliche etabliert. Hier zeigte sich: Werbemittel sind heute multisensorische Touchpoints, die Markenwerte greifbar machen.

Vom Nischenprodukt zum Markenbestandteil

Die Messe machte deutlich, dass ökologische Werbeartikel längst keine Kompromisse mehr darstellen. „Nachhaltigkeit und Werbewirkung müssen kein Widerspruch sein“, betont Ralf Uwe Schneider, Geschäftsführer des GWW. „Im Gegenteil: Ein richtig ausgesuchter Werbeartikel aus recycelten Materialien kann über Jahre genutzt werden – und bleibt so im Gedächtnis.“ An den Ständen dominierten Trinkflaschen aus Ozeanplastik, Notizbücher aus Kaffeesatz-Papier und Taschen aus Hanf. Silvan Dolezalek von CosmoShop unterstreicht: „Bambus, recycelte Polyesterfasern und Bio-Baumwolle sind heute keine Nischenlösungen mehr, sondern Kernbestandteile erfolgreicher Kampagnen.“

Ein Highlight waren Upcycling-Produkte wie Taschen aus ausgemusterten Werbebannern oder Portemonnaies aus alten LKW-Planen. Jürgen Hable, freier Werbeartikelberater, erklärt den psychologischen Effekt: „Ein guter Werbeartikel ist wie ein guter Freund – man vermisst ihn, wenn er nicht da ist. Nachhaltige Qualität schafft diese emotionale Bindung.“ Ein Beispiel: Ein Aussteller präsentierte Solar-Ladegeräte in Gehäusen aus recyceltem Aluminium, deren Herstellung 70 % weniger CO2 verbraucht als konventionelle Modelle.

Digitale Interaktion: KI-gesteuerte Kampagnenplanung

Die Verschmelzung analoger und digitaler Welten prägt die Branche. „QR-Codes oder spezifische URLs machen die Effektivität von Werbemitteln erstmals messbar“, erklärt Dolezalek. So zeigte ein Anbieter Kaffeebecher mit integriertem QR-Code, der nach dem Scan ein virtuelles Barista-Training freischaltet – inklusive personalisierter Rabattangebote. Christopher Malik von Orcas ergänzt: „Digitale Tools zeigen nicht nur, wie oft ein Artikel genutzt wird, sondern auch, wo er sich befindet. Eine Solar-Powerbank mit NFC-Chip kann automatisch Standortdaten übermitteln, wenn der Kunde einwilligt und sie auflädt.“

KI hält auch in der Produktion Einzug: Ein Start-up demonstrierte eine Shop-Software, die mittels ChatGPT individuelle Werbeartikel-Empfehlungen generiert – basierend auf Firmenlogo, Zielgruppe und Budget. „Das Briefing zwischen Marketingleiter und Werbemittelhändler wird durch KI revolutioniert“, so Schneider. „Algorithmen analysieren historische Kampagnendaten und schlagen passende Materialkombinationen vor – etwa Holzoptik für Öko-Marken oder glänzende Metalloberflächen für Premium-Segmente.“

Vom Namensaufdruck zum multisensorischen Erlebnis

„Ein Werbemittel muss emotional passen – sowohl zur Marke als auch zur Zielgruppe“, betont Schneider. Die Messe präsentierte Lösungen, die über klassische Gravuren hinausgehen: 3D-gedruckte Schlüsselanhänger mit individuellem Relief, KI-generierte Designs, die Farbpräferenzen der Zielgruppe analysieren, und hybride Geschenkboxen, die beim Öffnen ein personalisiertes Video abspielen. Ingo Kaemper von Micx zeigt auf: „Haptische Reize – etwa strukturierte Oberflächen oder temperaturverändernde Lacke – verstärken die persönliche Bindung. Wir kombinieren Laser-Gravuren mit Duftnoten für eine multisensorische Wirkung.“

Ein Showstopper war der „Emotions-Tracker“: Ein Bluetooth-fähiges Armband, das via App den Puls des Trägers misst und bei Stress automatisch Rabattcodes für Entspannungsangebote sendet. „Multisensorische Ansprache ist entscheidend“, so Hable. „Wer alle Sinne anspricht – Sehen, Hören, Schmecken, Riechen – erhöht die Chance, dass das Werbemittel im Gedächtnis bleibt.“

Markenbotschafter statt Wegwerfartikel

Billigware war auf der Messe kaum zu finden. Stattdessen dominierten langlebige Premiumprodukte: Titan-Thermobecher mit Gravur-Optik, Solarlautsprecher in Holzoptik mit Wireless Charging und modulare Tech-Gadgets wie kombinierte Powerbank/WLAN-Verstärker. Malik betont: „Effektivität bedeutet, dass Artikel nicht in Schubladen landen. Ein Solar-Ladegerät mit Markenlogo wird täglich genutzt – ein Billig-Kugelschreiber nie.“

Hable konkretisiert: „Der funktionale Wert entscheidet. Ein hochwertiger Artikel wird zum Markenbotschafter – etwa ein Taschenmesser mit eingraviertem Logo, das Outdoor-Fans täglich nutzen.“ Ein Aussteller bewies dies mit einer limitierten Edition von Taschenlampen aus recyceltem Carbon: Jedes Stück nummeriert, mit eingebautem GPS zur Vermessung von Wanderrouten. „Qualität muss nicht teuer sein“, so Schneider. „Aber sie muss zur Markenbotschaft passen – ein Öko-Unternehmen verteilt keine Plastik-USB-Sticks.“

Nachhaltige Prozesse: Vom Material bis zum Tracking

Die Messe zeigte, dass Nachhaltigkeit über das Produkt hinausgeht. Ein Anbieter präsentierte ein Blockchain-System, das den gesamten Lebenszyklus von Werbeartikeln dokumentiert – vom Rohstoff bis zur Entsorgung. Dolezalek erklärt: „Digitale Tools machen es möglich: Kunden scannen einen QR-Code und sehen, wie viele CO2-Emissionen durch ihr Werbegeschenk eingespart wurden.“

Ein weiterer Trend: Kreislaufkonzepte. Ein Start-up bietet Mietmodelle für hochwertige Werbeartikel an – Kunden leihen z.B. Designer-Rucksäcke für Events und geben sie später zurück, um Aufbereitung und Weiterverwendung zu ermöglichen. „Storytelling um Werbeartikel kann die emotionale Wirkung verstärken“, sagt Hable. „Ein Rucksack aus recycelten Fischernetzen erzählt eine Geschichte über Meeresschutz – das macht die Marke greifbar.“

Werbemittel als strategische Touchpoints im Marketing-Mix

Die GWW-TREND 2025 bewies: Werbeartikel sind längst mehr als Give-aways. Sie sind taktische Instrumente, die Markenwerte multisensorisch vermitteln. Wie Schneider zusammenfasst: „Ein perfekt ausgewähltes Werbemittel bleibt länger im Einsatz – und im Gedächtnis – als jede Online-Kampagne.“ Die Zukunft gehört hybriden Lösungen, die ökologische Verantwortung mit digitaler Präzision verbinden.

Für Marketingverantwortliche bedeutet das: Werbemittel sollten als integraler Teil der Customer Journey geplant werden – vom ersten physischen Kontakt bis zur digitalen Nachverfolgung. „Die Kombination aus Qualität, Storytelling und smarter Technologie macht Werbeartikel zu unverzichtbaren Bausteinen moderner Markenführung“, so Malik. Unternehmen, die diese Trends konsequent umsetzen, positionieren sich nicht nur als innovativ, sondern schaffen echte Mehrwerte – für Kunden und Umwelt gleichermaßen.

Die als Roadshow konzipierte GWW-TREND 2025 finden noch viermal statt: Wuppertal 12.03.2025, Frankfurt 25.03.2025, Dresden 13.05.2025 und Berlin 14.05.2025. Weitere Infos hier.