Der Bundestag im Social Media Check: Das sind die größten Influencer
Gerade in Zeiten multipler politischer Krisen können die sozialen Medien ein gutes Vehikel für Politiker sein, um mit ihren Anhängern zu kommunizieren und Aufmerksamkeit für wichtige Themen zu schaffen. Deshalb hat die Influencer-Agentur die Social-Media-Profile der Mitglieder des Deutschen Bundestages erfasst und analysiert, die auf der offiziellen Bundestagswebsite der Abgeordneten verlinkt sind. Demnach vereinen die Politikerinnen und Politiker fraktionsübergreifend über 25 Mio. Follower auf den 1.941 analysierten Profilen von X (ehemals Twitter), Facebook, Instagram, Youtube und TikTok.
Einen vergleichsweise großen Anteil an dieser Followerzahl hat Sahra Wagenknecht. Die Politikerin kommt über die analysierten Social-Media-Plattformen hinweg auf insgesamt 2,34 Mio. Follower und ist damit mit großem Abstand die größte “Influencerin” des Deutschen Bundestages. Wagenknecht hat dabei als eines der wenigen Mitglieder einen reichweitenstarken Youtube-Channel aufgebaut, auf dem ihr über 665.000 Personen folgen.
Der Zweitplatzierte, Finanzminister Christian Lindner, ist mit rund 18.000 Followern auf Youtube hingegen vergleichsweise unsichtbar, vereint dafür jedoch auf dem Business-Netzwerk Linkedin einen Spitzenwert von über 287.000 Followern auf seinem Account. Insgesamt kommt der FDP-Parteivorsitzende auf eine Followerschaft von 1,68 Mio. Rang drei belegt Karl Lauterbach mit insgesamt 1,57 Mio. Followern, gefolgt von Annalena Baerbock mit 1,34 Mio. Dahinter liegen dicht an dicht Alice Weidel (1,02 Mio.), Bundeskanzler Olaf Scholz (1,01 Mio.) und Gregor Gysi (950.100). Der Oppositionsvorsitzende Friedrich Merz rangiert mit 605.850 Followern auf Platz neun, knapp hinter Parteikollege Jens Spahn mit 643.190 Followern.
Fraktionen im Vergleich
Im Vergleich aller Follower pro Fraktion liegt die SPD auf Platz eins. Insgesamt folgen den Politikern 5,19 Mio. Menschen in den Sozialen Netzwerken. Dicht dahinter befinden sich Bündnis 90/Die Grünen mit 4,95 Mio. Followern, gefolgt von den fraktionslosen Politikern (4,36 Mio.) sowie CDU/CSU (3,79 Mio.), FDP (3,49 Mio.) und der AfD (3,47 Mio.).
Die SPD profitiert dabei als größte Fraktion des Bundestages hauptsächlich von der hohen Anzahl an Abgeordneten und ihren Profilen. Im Vergleich der durchschnittlichen Follower pro Abgeordneter – der aufzeigt, wie erfolgreich die Politiker kommunizieren und Follower gewinnen – belegt die Fraktion indes den vorletzten Platz. Im Schnitt folgen rund 25.100 Menschen den SPD-Politikern. Einen schlechteren Wert weist nur die CDU/CSU mit 19.300 durchschnittlichen Followern auf.
Den besten Durchschnittswert erzielen hingegen die fraktionslosen Abgeordneten mit 99.300 Followern. Dahinter platzieren sich mit weitem Abstand die AfD (44.600), Bündnis 90/Die Grünen (42.000) und die FDP (38.000). Die große Diskrepanz kommt dabei durch die Social-Media-Schwergewichte Gregor Gysi und Sahra Wagenknecht zustande. Zusammen zählen die beiden Politiker über 3 Mio. Follower und sind maßgeblich für die hohe Reichweite und durchschnittliche Followerzahl unter den fraktionslosen Mitgliedern verantwortlich.
Die beliebtesten Plattformen der Abgeordneten
Im Vergleich der Follower pro Plattform zeigt sich, dass die SPD und die Grünen auf Twitter und Instagram am erfolgreichsten vertreten sind. So zählen die Abgeordneten der SPD 2,86 Mio. Follower auf Twitter und 1,32 Mio. auf Instagram. Die Grünen kommen auf 2,59 bzw. 1,77 Mio. Follower auf den beiden sozialen Netzwerken.
Auf Facebook und Youtube ist hingegen die AfD dominant, mit 1,71 Facebook-Followern und rund 340.000 auf Youtube. Während die Abgeordneten der CDU/CSU bei Facebook mit 1,06 Mio. Followern eine ähnliche Anzahl aufweisen können, gibt es auf Youtube mit Ausnahme von Sahra Wagenknecht kaum aktive oder erfolgreiche Channels der Bundestagsmitglieder anderer Fraktionen. Getragen durch Christian Lindners starke Präsenz erreicht die FDP die höchste Followerschaft auf Linkedin mit insgesamt rund 450.000 Followern.
Marlon Giglinger, Geschäftsführer und Co-Gründer von Netzschreier, ordnet die Analyseergebnisse ein:
“Wahlen werden mittlerweile auch in den sozialen Medien entschieden. Insofern müsste es eigentlich auch für Bundestagsabgeordnete elementar sein, über verschiedene Kanäle Stimmung für ihre Themen zu machen, mit den Menschen in ihrem Wahlkreis in Kontakt zu bleiben und eigene Erfolge zu kommunizieren.
Unsere Analyse zeigt jedoch, dass sich bislang ausschließlich Politiker, die auch in den klassischen Medien sehr präsent sind, eine wirklich große Reichweite in den sozialen Medien aufbauen konnten. So vereinen mit Sahra Wagenknecht, Christian Lindner, Karl Lauterbach, Annalena Baerbock, Alice Weidel, Olaf Scholz und Gregor Gysi gerade einmal sieben Personen fast 40 Prozent aller Social-Media-Follower der 736 Bundestagsabgeordneten.
Natürlich ist Reichweite allein nicht der einzige Indikator für eine relevante Social-Media-Präsenz, denn es kommt beispielsweise auch darauf an, wie gut die eigenen Inhalte in den sozialen Medien verfangen. Doch es ist schon auffällig, dass sich unter den Top-Influencern des Bundestags mit kanalübergreifend mehr als einer Million Follower kein einziges Mitglied der CDU oder CSU befindet. Generell gibt es in den sozialen Medien offensichtlich für viele Bundestagsabgeordnete noch viel unausgeschöpftes Potenzial.“