Gesamtumsätze des europäischen Fußballs übertreffen Vor-Pandemie-Niveau
Der Gesamtumsatz des europäischen Fußballs hat in der Saison 2021/22 den bislang höchsten Wert erreicht: Er stieg im Vergleich zur Vorsaison (27,6 Mrd. Euro) um 7 Prozent auf 29,5 Milliarden Euro (ohne Transfererlöse). Das zeigt die 32. Ausgabe des Annual Review of Football Finance von Deloitte. Nachdem die zwei vorherigen Saisons noch stärkeren pandemiebedingten Restriktionen unterlagen, konnten sich im Laufe der Saison 2021/22 die Stadien wieder vollständig füllen. Grund für das hohe Wachstum sind deutlich gestiegene Spieltag- und kommerzielle Erlöse.
Einen neuen Höchstwert verzeichnete auch der Gesamtumsatz der fünf großen europäischen Ligen (Premier League, Bundesliga, La Liga, Serie A und Ligue 1). Dieser stieg im Vergleich zur Vorsaison (15,6 Mrd. Euro) um 10 Prozent auf 17,2 Milliarden Euro. Damit übertrafen die „Big Five“ das Vor-Pandemie-Niveau (17 Mrd. Euro).
Stefan Ludwig, Partner und Leiter der Sport Business Gruppe von Deloitte, erklärt: „Diese Zahlen zeigen, dass der europäische Fußball resilient durch die Pandemie gekommen ist. Nach der Aufhebung der COVID-19-Beschränkungen führte die ungebrochen hohe Nachfrage der Fans in ganz Europa zu stark steigenden Spieltagerlösen. Dies zeigt sich bei der Bundesliga auch für die kürzlich abgeschlossene Saison 2022/23. In dieser hatten die Stadien der Bundesliga mit 92 Prozent europaweit die höchste Auslastung. Dies ist insbesondere auf die starke Bindung zwischen den deutschen Clubs und ihren Fans zurückzuführen.“
Premier League unangefochten auf Platz 1
Mit einem Gesamtumsatz von 6,4 Milliarden Euro führt die englische Premier League erneut die „Big Five“-Ligen an. Im Vergleich zur Vorsaison stieg dieser in der Spielzeit 2021/22 um 12 Prozent. Die am Umsatz gemessen zweitstärkste Liga ist die spanische La Liga (+11% auf 3,3 Mrd. Euro) gefolgt von der Bundesliga (+5% auf 3,1 Mrd. Euro). Die italienische Serie A verzeichnete als einzige der fünf großen Ligen einen Umsatzrückgang (-7% auf 2,4 Mrd. Euro), welcher auf verminderte Einnahmen aus nationalen und internationalen Medienrechten zurückzuführen ist. Im Gegensatz dazu erzielten die Clubs der französischen Ligue 1 in der Saison 2021/22 den mit Abstand größten prozentualen Zuwachs bei den Gesamterlösen (+26% auf 2 Mrd. Euro). Ursache hierfür waren insbesondere neue kommerzielle Partnerschaften und die Steigerung der Spieltagerlöse nach der Pandemie.
Insgesamt zeigt sich bei den fünf großen europäischen Ligen eine Tendenz zu steigendem Personalaufwand. Zwischen den Saisons 2018/19 und 2021/22 stieg dieser um 15 Prozent auf 12,3 Milliarden Euro, was das operative Betriebsergebnis seither um 1,8 Milliarden Euro schmälerte und in der Saison 2021/22 sogar zu einem kumulierten Verlust der „Big Five“-Ligen von insgesamt 324 Millionen Euro führte. Lediglich die Bundesliga und die Premier League konnten positive Betriebsergebnisse generieren, welche durch die Verluste der drei weiteren Ligen jedoch überkompensiert wurden. Die Premier League erzielte 2021/22 einen Gewinn von 542 Millionen Euro; die Bundesliga konnte ihren Gewinn im Vergleich zur Vorsaison (62 Mio. Euro) deutlich auf 227 Millionen Euro steigern.
Bundesliga: Ausbaufähig bei internationaler Anziehungskraft
Kim Lachmann, Director in der Sport Business Gruppe von Deloitte, erklärt: „Ein Alleinstellungsmerkmal der Bundesliga ist ihr langjähriger Fokus auf finanzielle Nachhaltigkeit. Diese spiegelt sich in der im europäischen Vergleich geringen Personalaufwandsquote wider, welche in den letzten zehn Jahren – abgesehen von der Saison 2020/21 – nicht höher als 59 Prozent war. So konnte auch während der Pandemie stets ein positives operatives Ergebnis erzielt werden.“
Grund für die fünfprozentige Steigerung des Gesamtumsatzes waren 2021/22 höhere Spieltagerlöse (+254 Mio. Euro) sowie ein Anstieg der kommerziellen Erlöse um 169 Millionen Euro. Dass die Umsatzsteigerung nicht höher ausfiel, lag an einem Rückgang der Medienerlöse in Höhe von 279 Mio. Euro. Dies ist neben dem zur Saison 2021/22 begonnenen neuen nationalen Rechtezyklus, welcher für die Saisons 2021/22 bis 2024/25 im Vergleich zum vorherigen Zyklus im Durchschnitt rund 5 Prozent weniger Medienerlöse generiert, auch auf das schwächere Abschneiden der deutschen Clubs in den UEFA-Wettbewerben zurückzuführen.
Hinzu kommt der Einmaleffekt der pandemiebedingten Spielbetriebsverschiebungen der UEFA-Clubwettbewerbe in der Saison 2019/20. Durch die Verschiebungen konnte ein Teil der Medienerlöse aus der Saison 2019/20 erst im nachfolgenden Geschäftsjahr 2020/21 verbucht werden. Da in den Saisons 2020/21 und 2021/22 alle Spiele wie geplant stattfanden, kam es zu keinem derartigen Effekt in der Saison 2021/22.
Bei den Erlösen aus internationalen Medienrechten (etwa 230 Mio. Euro) zeigt sich zudem, dass die Bundesliga bei der internationalen Anziehungskraft und den damit verbundenen Vermarktungsumsätzen noch Potenzial hat. Diese Erlöse liegen in der Saison 2021/22 deutlich hinter denen der Premier League (ca. 1,6 Mrd. Euro) und der spanischen La Liga (ca. 897 Mio. Euro).