Deutsche trauen Apple und Samsung AR-Brillen zu, bleiben selbst aber skeptisch
Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) sind auf den Prioritätenlisten führender Technologiekonzerne weit oben. Insbesondere AR Brillen, die virtuelle Elemente in die reale Umgebung einbetten können, stehen im Fokus. Eine aktuelle Studie der Universität der Bundeswehr München hat untersucht, wie die Deutschen zu dieser neuen Generation von Wearables stehen.
Apple und Samsung werden als fähig wahrgenommen, AR-Brillen zu entwickeln
In der Studie ging es unter anderem darum, welchen Marken die Deutschen die Entwicklung einer AR Brille überhaupt zutrauen. An der Spitze der Liste stehen Samsung (92%) und Apple (90%), gefolgt von Microsoft (87%), Google (85%) und Sony (84%). „Apple und Samsung haben sich als verlässliche Partner für Smartphones und andere Technologien etabliert“, erklärt Studienleiter Prof. Philipp A. Rauschnabel. „Die Menschen übertragen dieses Vertrauen auch auf Konzepte, die für die meisten noch sehr futuristisch erscheinen.“ Meta Inc. ist seit dem Aufkauf von Oculus führend bei VR Brillen und investiert seit Jahren auch intensiv in die Entwicklung von AR – mit 52% aus Sicht der Befragten landen sie aber trotzdem nur im Mittelfeld – ähnlich wie ihr Mitbewerber HTC (48%). Snap Inc. findet sich am Ende der Liste wieder. „Das ist erstaunlich, da Snap bereits viel Erfahrung mit AR und Wearables hat – sowohl durch die allseits beliebten Lenses, als auch durch Kamerabrillen und eine AR Brille im Betastadium“, so Rauschnabel. Die Forscher berücksichtigten bei der Auswertung nur die Antworten von Personen, welche die jeweiligen Marken auch kannten.
Skepsis bei AR-Brillen
Obwohl sich jeder siebte Deutsche (14%) bereits vorstellen kann, solch eine AR Brille im Alltag zu nutzen, lehnen 38% der Befragten diese Möglichkeit heute noch ab. Die Autoren interpretieren diese Zahlen nicht als Prognose, sondern als Hinweis, dass vielen Konsumenten die Vorteile noch nicht bekannt sind. „Das volle Potenzial von AR liegt in der Nutzung durch Brillen, da die Hände kein zusätzliches Gerät halten müssen“, betont der Studienautor Dominik Hirschberg. Dennoch gibt es bereits zahlreiche Anwendungen, die laut Hirschberg „heute schon auf jedem handelsüblichen Smartphone gut funktionieren“ und einen Einstieg in AR bieten können. Beispiele dafür sind neben Pokémon Go auch die IKEA-App „Place", die es ermöglicht, virtuelle Möbel in die reale Umgebung zu projizieren, oder die „Live View“-Funktion von Google Maps. Etwa einem Viertel der Deutschen ist AR bereits gut bekannt, bei den jüngeren Personen bis 30 sind es sogar fast die Hälfte.
Die Studienautorin Anja von Bosse ist jedoch der Ansicht, dass AR-Anwendungen in Zukunft für junge Menschen „so normal sein könnten wie WhatsApp heute“, und große Plattformen wie Facebook, Snapchat und TikTok arbeiten bereits an entsprechenden Lösungen. Nicht zu vernachlässigen sind die zahlreichen Start Ups, die an innovativen AR Technologien arbeiten. Doch bis dahin ist es noch ein steiniger Weg. „Neben der Hardware fehlen noch Plattformen und innovative Konzepte wie beispielsweise plattformübergreifende Avatare“, erklärt Mitautorin Sarah Schmid.
Ein Höhepunkt könnte Anfang Juni auf der Entwickler-Konferenz WWDC 2023 bevorstehen, wenn Apple möglicherweise eine neue Brille vorstellen wird. Studienleiter Rauschnabel, der die Aktivitäten von Apple und anderen Marken seit Jahren verfolgt, bleibt jedoch vorsichtig. „Aktuelle Gerüchte deuten auf eine XR-Brille hin, d.h. eine Brille, die sowohl AR als auch VR fähig ist. Diese Brille könnte im Kern ein VR Device sein, das mittels Kameras die Umgebung aufzeichnet und diesen Livestream in Echtzeit mit künstlichen Objekten anreichert“. Sollte sich dieses Gerücht bewahrheiten, wäre dieses Gerät wohl erstmal primär für den Gebrauch in zu Hause oder bei der Arbeit gedacht. Apple hat jedoch in seiner Geschichte bereits mehrfach bewiesen, dass es Branchentrends neu definieren kann. „Wir dürfen gespannt sein", so Rauschnabel.
Die Studie wurde im Mai 2023 durchgeführt und umfasste über 500 Personen in Deutschland, die über ein professionelles Marktforschungspanel befragt wurden. Die Forschung zu Augmented Reality und ihren Auswirkungen auf Geschäftspraktiken und die Gesellschaft wird von Prof. Rauschnabel und seinem Team an der Universität der Bundeswehr München intensiv vorangetrieben.