Studie: Deutsche Unternehmen unterschätzen Metaverse
Das Thema „Metaverse“ dominiert den Diskurs in der deutschen XR-Szene. Einer neuen Studie der Universität der Bundeswehr München zu Folge sind deutsche Unternehmen auf diese Entwicklungen allerdings nicht ausreichend vorbereitet – obwohl die Use Cases für das Marketing ein enormes Potenzial versprechen. „Deutsche Unternehmen unterschätzen die Entwicklungen massiv“, so das Fazit des Studienleiters, Prof. Philipp Rauschnabel.
Was ist Metaverse?
Der Begriff Metaverse existiert, zumindest als Vision, bereits seit vielen Jahren. 2021 kündigte Mark Zuckerberg an, Facebook seinerzeit zu einem „Metaversekonzern“ zu transformieren, wodurch das Thema breite Aufmerksamkeit erlangte. Wenngleich keine einheitlich akzeptierte Definition existiert, handelt es sich beim Metaverse um eine Vision der Weiterentwicklung des heutigen Internets hin zu einem dezentralisierten, persistenten, interoperablen und dreidimensionalen Internet, welches Eigenschaften von Gesellschaften widerspiegelt (bspw. Handel, Währungen, Eigentum, Präsenz von Menschen in Form von Avataren) und mittels XR wahrgenommen wird. Heutzutage existiert diese Form von Metaverse noch nicht. Aktuelle „Metaverse-Vorläufer“ beschränken sich häufig auf die Präsenz von Menschen in virtuellen Welten. Viele Hersteller nutzen den Begriff allerdings für die Vermarktung klassischer XR-Angebote.
Eine aktuelle Studie der Universität der Bundeswehr München hat nun, unter der Leitung des XR-Forschers Prof. Philipp Rauschnabel, deutsche Marketingmanager zu ihrem Wissen und ihren Einschätzungen befragt. Die Ergebnisse stehen kostenlos zum Download bereit (siehe Link unten).
Metaverse ist unbekannt
Nur rund jede zwölfte befragte Führungskraft (8,6%) gibt an, mit dem Thema Metaverse vertraut zu sein. Zum Vergleich: Bei Social Media und Onlinekommunikation sind es jeweils rund 85% – selbst bei SEO (50%) und Online Targeting (46%) sind es rund die Hälfte. Das Metaverse Wissen in der eigenen Organisation wird noch schlechter wahrgenommen – hier geben nur 3% der Befragten ein hohes bzw. sehr hohes Wissen an.
Ähnlich sieht es bei der Bekanntheit von Plattformen aus, die im Diskurs zumindest gelegentlich als Metaverse bezeichnet werden. Hier bilden Minecraft, Fortnite und Second Life die Spitze. Neue Plattformen wie The Sandbox oder Spatial.io weisen niedrige Bekanntheitswerte auf.
„Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass viele Manager das Metaverse als neuen Begriff für neue Virtual Reality Anwendungen betrachten“, so Studienleiter Rauschnabel. Viele Eigenschaften, die ein Metaverse laut visionärem Verständnis hat, werden nicht damit assoziiert – beispielsweise Blockchain (42%), Kryptowährungen (38%) oder virtuelles Eigentum durch Non-fungible Tokens (NFTs; 32%). „In Anbetracht dessen, was wir an Entwicklungen am Markt sehen, gehen wir davon aus, dass viele Unternehmen vom Metaverse augenscheinlich überrannt werden könnten“. Immerhin: Die Relevanz von Virtual Reality (82%), Datensicherheut (82%) und Avataren (72%) wird klar erkannt.
Disruptionspotenziale werden gering eingeschätzt
Viele Manager betrachten das Metaverse eher nüchtern. Zwar glauben nur 12%, dass der Begriff ein „Buzzword“ ist, allerdings gehen auch nur 20% davon aus, dass sich Menschen dem Metaverse nicht entziehen können werden. Weniger als die Hälfte gehen davon aus, dass das Metaverse die Kommunikation zwischen Menschen (43%) oder das Marketing (42%) verändern wird. Nur gut jeder Dritte (36%) betrachtet das Metaverse als das „Social Media der Zukunft“; 22% meinen, dass sich Organisationen mit dem Thema Metaverse beschäftigen müssen, um am Markt zu bleiben. Allerdings herrscht Einigkeit (78%) über die Relevanz von Verhaltensregeln für Nutzer im Metaverse.
Angst vor Datenschutz hemmt Auseinandersetzung
Die größten Herausforderungen für das Metaverse sind laut den Befragten Datenschutzbedenken (68%) und ein unklarer rechtlicher Rahmen (66%), gefolgt von mangelnden Branchenstandards (60%) und einem unklaren Verständnis, was das Metaverse bedeutet (57%). Finanzielle Risiken (23%), die Gefahr einer Bubble (21%) und ein mangelnder Glaube daran (10%) stellen die Schlusslichter dar.