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Konsumstimmung in Deutschland fällt auf Rekordtief

Die hohe Teuerung belaste die Kaufkraft der privaten Haushalte.
Deutsche Bundesbank | 25.07.2022
© Pixabay / Pexels
 

„Die deutsche Wirtschaft dürfte im Frühjahr 2022 in etwa stagniert haben“, schreibt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht. Zwar habe der Wegfall der meisten Corona-Schutzmaßnahmen den zuvor eingeschränkten Dienstleistungen und den auf sie entfallenden Konsumausgaben einen kräftigen Schub verliehen. Die hohe Teuerung belaste jedoch die Kaufkraft der privaten Haushalte. Zudem habe sich die schlechte Konsumstimmung aufgrund der Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung in kräftig gesunkenen Umsätzen im Einzel- und Kfz-Handel bemerkbar gemacht. Der vom Marktforschungsinstitut GfK ermittelte Konsumklimaindex sei auf ein Rekordtief gefallen. Im Baugewerbe hätten fehlende Materialien und ein Mangel an Arbeitskräften die Aktivität belastet.

Laut Bundesbank haben Lieferengpässe, eine hohe Unsicherheit sowie eine nachlassende Nachfrage die Industrieproduktion geschwächt. „Daher konnte sie das Produktionsniveau des Winters wohl nicht halten“, schreiben die Fachleute. Eine wesentliche Belastung für Unternehmen und private Haushalte stellten die seit Juni erheblich gekürzten Gaslieferungen aus Russland dar. Die Bundesbank rechnet vor allem daher im laufenden Quartal mit einem etwas schwächeren BIP-Zuwachs als in ihrer Projektion vom Juni 2022 erwartet.

Schwache Zunahme bei der Beschäftigung

Der Beschäftigungsanstieg sei im Mai saisonbereinigt mit einem Plus von 35 000 Beschäftigten erneut weniger kräftig ausgefallen als im Vormonat, schreibt die Bundesbank. Hierzu dürften unter anderem die zunehmenden Belastungen aus dem Krieg gegen die Ukraine und die zum Teil damit zusammenhängenden hohen Energiepreise sowie die Lieferengpässe bei Vorprodukten beigetragen haben. In einigen Dienstleistungsbereichen bereite aber auch die Besetzung offener Stellen zunehmend Schwierigkeiten.

„Die registrierte Arbeitslosigkeit ist im Juni kräftig gestiegen, nachdem sie zwei Jahre lang nahezu stetig abgenommen hatte“, so die Expertinnen und Experten. Die Arbeitslosenzahl habe sich saisonbereinigt um 133 000 Personen auf 2,42 Millionen erhöht. Die entsprechende Quote sei um 0,3 Prozentpunkte auf 5,3 Prozent gestiegen. Dies erklären die Fachleute in erster Linie mit der Aufnahme der ukrainischen Geflüchteten in das Sozialversicherungssystem zum Juni. Aber auch die eher schwache Frühjahrsbelebung dürfte eine Rolle gespielt haben. Die Bundesbank rechnet mit Blick auf Frühindikatoren eher mit weiter steigender Arbeitslosigkeit in den nächsten Monaten.

Inflationsrate sinkt im Juni durch temporäres Entlastungspaket leicht

Die Inflationsrate habe zuletzt etwas nachgegeben, heißt es im Monatsbericht. Der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) sei im Juni im Vergleich zum Vorjahr um 8,2 Prozent gestiegen und damit um etwas weniger als im Mai. Grund dafür seien in erster Linie die durch Einführung des Neun-Euro-Tickets temporär deutlich gesunkenen Preise im öffentlichen Nahverkehr.

Energie habe sich zwar weiterhin sehr stark verteuert, der Preisauftrieb habe aber auch aufgrund des vorübergehenden Tankrabatts nicht weiter zugenommen. Dagegen habe sich der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln weiter kräftig verstärkt und blieb bei Industriegütern unverändert hoch. Die Bundesbank rechnet in den nächsten Monaten weiterhin mit hohen Inflationsraten. Im September könnte die Teuerung sogar wieder ansteigen, weil dann die temporären Entlastungsmaßnahmen entfallen. „Die weitere Entwicklung der Energie-Rohstoffmärkte ist allerdings sehr unsicher, insbesondere bezüglich der Erdgaslieferungen aus Russland“, heißt es in dem Bericht. Die Risiken für die Preisentwicklung seien aufwärtsgerichtet.