Unternehmen weltweit wollen die Digitalisierung ihrer Beschaffung vorantreiben
In Zeiten von Lieferengpässen, steigenden Rohstoffpreisen und wachsender Inflation konzentrieren sich die Einkaufsabteilungen weltweit auf das Wesentliche: Kosten reduzieren und Risiken managen. Mit dem Abflachen der Pandemie rückt aber auch die Digitalisierung der Beschaffung wieder in den Fokus. Dafür wollen die Firmen viel Geld in die Hand nehmen. Die geplanten Investitionen sollen vor allem in digitale Source-to-Contract- oder Procure-to-Pay-Lösungen fließen. Der Hype um Technologien – wie Blockchain und Künstliche Intelligenz – ist abgeklungen. An Relevanz gewinnen dafür CO2-Tracker entlang der Lieferkette.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC. Für die Analyse wurden mehr als 800 Firmen aus 64 Ländern befragt, darunter 52 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH).
Strategische Prioritäten im Einkauf unterscheiden sich global
Die aktuellen strategischen Prioritäten der Beschaffungsabteilungen hängen auch von der Region ab: Weltweit nennen 37 Prozent der Befragten die Kostenreduktion als Top-Priorität. In Deutschland, Österreich und der Schweiz steht dagegen nur für 19 Prozent der Einkaufschef:innen die Einsparung von Kosten an erster Stelle. Der Fokus der Beschaffung liegt in der DACH-Region dagegen auf dem Thema Risiko- und Krisenmanagement (31 Prozent Nennungen im Vergleich zu 12 Prozent weltweit).
„In der Pandemie waren die Einkaufs- und Lieferkettenrisiken spürbarer denn je. Vielen Unternehmen fiel es schwer, die Kontinuität ihres Geschäfts zu sichern. Folglich konzentrieren sich die Firmen nun verstärkt darauf, ihr Risikomanagement im Einkauf zu verbessern“, kommentiert Dr. Norbert Fischer, der die EMEA Procurement Practice bei PwC Deutschland leitet.
Aber auch die Digitalisierung steht global (wieder) weit oben auf der Agenda: 18 Prozent der Befragten weltweit und 21 Prozent der Firmen aus der DACH-Region bezeichnen die Digitalisierung der Beschaffungsprozesse als derzeit wichtigstes strategisches Thema im Einkauf.
Ehrgeizige Ziele für die Digitalisierung des Einkaufs bis 2025
„Die Einkaufsabteilungen haben in den vergangenen beiden Jahren bei der Digitalisierung etwas auf die Bremse gedrückt, um sich auf die unmittelbaren Herausforderungen der Pandemie zu fokussieren“, so Dr. Norbert Fischer, Partner bei PwC Deutschland. Die Digitalisierungsrate in der Beschaffung ist auf 41 Prozent gesunken.
Dr. Norbert Fischer ist jedoch überzeugt: „Die digitale Transformation wird nun wieder an Fahrt aufnehmen.“ Laut Befragung haben sich die Unternehmen ehrgeizige Ziele für die digitale Transformation ihrer Einkaufsabteilungen gesteckt: So soll die Digitalisierungsrate bis 2025 bei durchschnittlich 72 Prozent liegen; in Deutschland, Österreich und der Schweiz sogar bei 75 Prozent.
Investitionen in Höhe von 1,28 Millionen Euro geplant
Für die Digitalisierung ihrer Beschaffung wollen die Firmen weltweit entsprechend Geld in die Hand nehmen: Sie planen, bis 2025 im Schnitt 1,28 Millionen Euro pro Jahr zu investieren, um die digitale Transformation ihrer Einkaufsabteilungen voranzutreiben. Das ist ein Drittel mehr als 2020, als die durchschnittlichen Investitionen bei 965.000 Euro lagen.
Die größten Zuwächse planen kleine und mittelständische Firmen: So wollen kleine und mittelständische Unternehmen im weltweiten Schnitt bis 2025 jährlich 530.000 Euro in die Digitalisierung ihrer Beschaffung investieren – und damit rund 50 Prozent mehr als 2020. In Deutschland, Österreich und der Schweiz planen die kleinen und mittelständischen Unternehmen sogar 780.000 Euro pro Jahr ein.
Fokus auf Technologien, die nachweislich Mehrwert bieten
In puncto Technologien fokussieren sich die Firmen bei ihren Investitionen auf digitale Einkaufslösungen, die den kompletten Prozess von der Beschaffung eines Rohstoffs, Produkts oder Services bis zur Bezahlung der Rechnung abdecken. 90 Prozent der Befragten haben bereits eine solche Source-to-Contract (S2C)- oder Procure-to-Pay (P2P)-Lösung im Einsatz.
„Die Einkaufsabteilungen konzentrieren sich bei ihren Investitionen auf konkrete Technologien wie Source-to-Pay-Lösungen, die nachweislich großen Mehrwert bringen. Auf den Hype um Technologien wie Künstliche Intelligenz und Blockchain im Einkauf folgt eine gewisse Ernüchterung“, so die Einschätzung von Dr. Norbert Fischer.
Zwei Drittel der Befragten wollen sich folglich auch bei ihren Investitionen auf S2P-Technologien fokussieren. Der Anteil der Firmen, die bis 2025 in Künstliche Intelligenz investieren wollen, ist dagegen stark gesunken: Von 64 Prozent im Jahr 2019 auf 30 Prozent in der aktuellen Umfrage. Auch beim Thema Blockchain lässt sich sinkendes Interesse konstatieren: Nur noch 13 Prozent wollen in Blockchain-Lösungen im Einkauf investieren, im Jahr 2019 waren es noch 36 Prozent.
Der Grund, wieso die Befragten Blockchain-Technologien im Einkauf nicht (mehr) nutzen oder testen: Es fehlt an Use Cases (45 Prozent). Rund vier von zehn Befragten geben zudem an, dass interne Ressourcen fehlen, um das Thema voranzutreiben.
Gut ein Viertel nutzt bereits CO2-Tracker
Eine innovative Anwendung, die für Einkaufsabteilungen weltweit aktuell stark an Relevanz gewinnt, ist das Tracking der CO2-Emissionen von Lieferanten. Bereits 27 Prozent der Unternehmen verfolgen die Emissionen ihrer Zulieferer oder testen entsprechende Lösungen aus. Ein weiteres Drittel hat diese Möglichkeiten auf dem Schirm, aber noch kein relevantes Angebot im Markt gefunden.
„Das Messen von CO2-Emissionen entlang der Lieferkette wird nicht nur aus regulatorischer, sondern auch aus gesellschaftlicher Sicht zur Verpflichtung. Der Einkauf kann bei dieser Aufgabe eine führende Rolle übernehmen, indem er CO2-Daten sammelt, diese Informationen in Sourcing-Entscheidungen einfließen lässt und Emissionen in der Lieferkette genau nachzeichnet“, resümiert Dr. Norbert Fischer.
Über die Studie:
Zu diesen Ergebnissen kommt der PwC Digital Procurement Survey 2022. Für die Studie hat PwC mehr als 800 Firmen aus 64 Ländern befragt, darunter 52 Unternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH).