Covid-19 setzt Beratungsunternehmen zu
Nach zehn Jahren Wachstum verzeichnen die 15 größten Managementberatungen mit Hauptsitz in Deutschland einen Umsatzrückgang. Im Geschäftsjahr 2020 gingen die Gesamtumsätze im Mittel um 6,1 Prozent zurück (Vorjahr: +6,2%). Die führenden internationalen Beratungskonzerne hingegen legten im Geschäftsjahr 2020 um geschätzt 1,6 Prozent leicht zu (Vorjahr 2019: 8,0%). Beratungsunternehmen mit einem heterogenen Leistungsspektrum oder Fokussierung auf Branchen wie Banken und Versicherungen sowie Öffentliche Hand kamen insgesamt besser durch die Pandemie. Im aktuellen Geschäftsjahr 2021 sollen die Wachstumsraten der Vorkrisenzeit indes übererfüllt werden: Die Top 15 der deutschen Berater prognostizieren ein durchschnittliches Wachstum von 8,7 Prozent, die internationalen Beratungseinheiten wollen im Mittel um 10,3 Prozent zulegen. Das sind erste Ergebnisse der neuen Lünendonk-Studie, die im Juli veröffentlicht wird. Das aktuelle Ranking der 15 führenden deutschen Managementberatungen steht unter www.luenendonk.de ab sofort zum Download bereit.
Corona prägt auch das aktuelle Jahr
„Die Covid-19-Pandemie hat nicht nur im Geschäftsjahr 2020 Spuren hinterlassen, sondern deren Auswirkungen werden das Consulting Business auch in den kommenden Jahren prägen“, sagt Jörg Hossenfelder, geschäftsführender Gesellschafter bei Lünendonk & Hossenfelder. „Die Nachfrage nach Beratungsleistungen zog im ersten Halbjahr 2021 zwar spürbar an, aber die Leistungserbringung gestaltet sich deutlich anders als vor der Krise. Wurden 2020 rund 25 Prozent der Consulting-Tätigkeiten vor Ort erbracht, so soll im aktuellen Geschäftsjahr dieser Anteil leicht auf 28 Prozent steigen.“ Im Jahr 2030 wird der Anteil an Vor-Ort-Beratung laut Studienteilnehmer wieder bei 47 Prozent liegen.
Top 15 der deutschen Beratungen
Die 15 führenden Managementberatungen mit Hauptsitz und Mehrheit des Stammkapitals in Deutschland erzielten 2020 weltweit 2,66 Milliarden Euro (Vorjahr 2019: 2,8 Mrd. €) mit in Summe 12.193 Mitarbeitenden (Vorjahr 2019: 12.403). Dabei entfielen etwa 60 Prozent des Umsatzes auf den deutschen Markt.
Auch im Jahr 2020 blieb Roland Berger trotz Umsatzrückgangs das größte Beratungsunternehmen deutschen Ursprungs. Mit 590 Millionen Euro Umsatz sank die Leistung zwar um 8,1 Prozent, dennoch lag die Anzahl der Beschäftigten konstant bei 2.400. An zweiter Stelle folgt Simon-Kucher & Partners mit einem Gesamtumsatz von 361,5 Millionen Euro (+1,0%). Weiterhin zu den Top 3 der deutschen Managementberatungen zählt Q_Perior mit einem Gesamtumsatz von 225 Millionen Euro (+5,1%). Auf den Plätzen vier, fünf und sechs und mit einem Umsatz unter 200 Millionen Euro folgen die Unternehmen Horváth (196,0 Mio. €; -7,1%), Detecon (193,5 Mio. €; -3,7%) und Porsche Consulting (184,0 Mio. €; -9,4%).
Die auf Banken und Versicherungen spezialisierten Beratungshäuser zeb (177,0 Mio. €; +1,7%) und d-fine (170,0 Mio., €; +7,6%) springen im Ranking nach oben und belegen die Ränge sieben und acht. Cassini Consulting steigt mit 48,8 Millionen Euro in die Top 15 auf (+19,0%).
Internationale Beratungskonzerne dominieren den deutschen Markt
Der deutsche Managementberatungsmarkt wird klar von den internationalen Beratungskonzernen dominiert. So erzielten die führenden internationalen Anbieter der Lünendonk-Liste im Jahr 2020 geschätzt 8,2 Milliarden Euro mit Beratungsdienstleistungen in Deutschland. Marktführer sind die beiden internationalen Strategieberatungen McKinsey und Boston Consulting Group, gefolgt von den Advisory-Einheiten der großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften Deloitte und PricewaterhouseCoopers sowie der Consulting-Einheit von Accenture. Vor diesem Hintergrund ist es wenig überraschend, dass jedes dieser Unternehmen von mindesten 25 Prozent der befragten Unternehmen der Lünendonk-Studie 2021 „Managementberatung in Deutschland“ als starker Wettbewerber genannt wird.
Mehr Know-how bei IT-strategischen Fragestellungen
„Die von Lünendonk befragten Consultants sind mehrheitlich der Meinung, dass sie künftig mehr Know-how beim Thema IT-Strategie vorweisen müssen“, so Hossenfelder. „Damit ist nicht die IT-Implementierung gemeint, sondern der übergreifende strategische Ansatz. Darüber hinaus setzen die Beratungen weiter auf die Erweiterung des Leistungsspektrums um Services wie Kreativ-Leistungen sowie Business Analytics.“
Hintergrund zur Lünendonk-Liste
Die Lünendonk-Listen über die führenden Managementberatungen in Deutschland bilden sowohl die internationalen als auch die deutschen Beratungsanbieter ab. Ein Ranking ausschließlich nach Beratungsumsätzen in Deutschland lässt sich bei der internationalen Anbieterkategorie nicht sinnvoll und ausreichend detailliert abbilden. Aus diesem Grund werden im klassischen Lünendonk-Ranking der Managementberatungen in Deutschland nur Unternehmen berücksichtigt, die ihre Gründungshistorie und Kapitalmehrheit in Deutschland haben. Diese 15 umsatzstärksten deutschen Beratungen sind in der Reihenfolge ihrer Gesamtumsätze gelistet.
Die multinationalen Managementberatungs-Konzerne, die ihren Hauptsitz beziehungsweise ihre Kapitalmehrheit im Ausland haben, werden – soweit sie 2020 signifikante Umsätze (mehr als 50 Mio. €) mit Managementberatungsleistungen im deutschen Markt erzielt haben – in einer eigenen Übersicht „Führende Internationale Managementberatungen in Deutschland“ mit ihren relevanten weltweiten Beratungsumsatz- und Mitarbeiterzahlen aufgeführt. Dabei handelt es sich sowohl um die großen Strategieberatungen als auch um Gesamtdienstleister sowie spezialisierte Beratungsunternehmen aus dem HR-Sektor. Bei den ebenfalls berücksichtigten Umsätzen der Big-Four-Unternehmen aus dem Marktsektor Wirtschaftsprüfung handelt es sich ausschließlich um deren Advisory-Umsätze.