Hilfe für den Handel
Unter dem Dach der Initiative „Händler helfen Händlern“ hat Rose Bikes Geschäftsführer Marcus Diekmann mit der Babyfachmarktkette BabyOne und dem Shopsoftware-Hersteller Shopware während des Shutdowns in der Corona-Krise den lokalen Online-Marktplatz „Downtown“ entwickelt, über den gerade kleine und mittelständische Händler in Zukunft online verkaufen können - und das auch noch kostenlos.
Der Shutdown während Corona machte mehr als deutlich: Ohne eine Digitalstrategie kann der statio-näre Handel auf Dauer nicht überleben. Doch erfolgreich einen eigenen Online-Shop zu bauen und anschließend zu vermarkten, ist gerade für kleine und mittelständische Händler finanziell kaum mehr darstellbar.
Aus diesem Grund starteten Marcus Diekmann, Geschäftsführer des Bocholter online-first Fahrrad-herstellers und -händlers Rose Bikes, die Babyfachmarktkette BabyOne und der Shopsoftware-Her-steller Shopware im Rahmen der Initiative "Händler helfen Händlern" eine ganz besondere Rettungs-aktion, die sie jetzt auf „Lokalzeit Münsterland" im WDR vorstellten. Das Projekt „Downtown“ ist der technischen Grundstein für eine gemeineinnützige und kostenlose OpenSource-Lösung für Innen-stände und Werbegemeinschaften. „Downtown fungiert quasi als eine Art virtuelle Fußgängerzone, an die Einzelhändler oder ganze Wirtschaftsinitiativen andocken und ihre Produkte online verkaufen können", erklärt Shopware-Sprecher Wiljo Krechting die Idee dahinter.
Ehrenamtliche Rettungsaktion für den Handel
Im Rahmen eines dreitägigen Hackathons entwickelten 40 Shopware-Entwickler und 60 Entwickler aus der Shopware-Community das Grundkonzept für einen lokalen Online-Marktplatz. Insgesamt ha-ben die Initiatoren rund um Händler helfen Händlern, Shopware und deren Community über 400 Tage ehrenamtlich investiert.
Die Nutzung des Marktplatzes ist kostenlos - und wird auch schon von einer Stadt in Italien genutzt: Bozen in Südtirol hat einen digitalen Marktplatz auf Basis von Downtown entwickelt. 60 Händler neh-men daran teil. Auch für die Stadt Coesfeld will die Bürgermeisterkandidatin Eliza Diekmann den regi-onalen Marktplatz für die Einzelhändler ausrollen.
„In Münster könnte der Prinzipalmarkt zum Symbol eines digitalen Marktplatzes werden", sagt Krechting. So könne man mit Downtown die "gute Stube Münsters" auch digital aufbauen. Die rund 600 Münsteraner Händler könnten dann ab dem dritten oder vierten Quartal anfangen, ihre Pro-dukte dort anzubieten.
„Gemeinsam mit Händler helfen Händlern, Shopware, Initiative Starke Innenstadt Münster, VisuNext und Fiege arbeiten wir an einer Lösung für die Stadt Münster“, erklärt Marcus Diekmann. „Mit Down-town als Basis schaffen wir eine Händlerplattform mit vielen Services, wie der Anbindung der Logistik, des Payment und einer gebündelten Shopabwicklung. Als konsumorientiertes Stadtportal soll vor allem der Fokus auf die Darstellung des einzigartigen und unverwechselbaren Angebots der Händler-schaft gelegt werden.“
Vorteil der stationären Händler: Die Nähe zum Kunden
„Gerade für kleine und mittelständische Händler ist es inzwischen sinnvoller, sich mit anderen zu-sammenzutun, um Kunden im Netz einen tollen Service zu bieten, statt einzeln zu handeln", weiß Marcus Diekmann. Darüber hinaus plädiert er für eine Bewusstseinsveränderung der Händler. Denn die würden den Wandel im Kundenverhalten immer als Kritik an den Leistungen der Vergangenheit verstehen. „Der Handel hat in den vergangenen Jahrzehnten Unglaubliches geleistet", betont Diek-mann. „Es ist nicht seine Schuld, dass der Kunde sich verändert und nun die bequemen Bestellmög-lichkeiten von Amazon nutzt. Aber es ist seine Schuld, wenn er sich nicht verändert. Und das muss er jetzt tun. Er hat keine zwei Jahre mehr Zeit, zu überlegen."
Diekmann ist davon überzeugt, dass Kunden künftig online auch auf Downtown einkaufen werden und nicht nur bei Amazon. Denn der lokale Marktplatz, so weiß der E-Commerce-Vordenker, sei dem Online-Giganten in einem Punkt überlegen: Durch die räumliche Nähe zum Kunden sei eine tagglei-che Lieferung nicht nur in Ballungsräumen möglich, sondern in ganz Deutschland. Das wüssten Kun-den spätestens dann zu schätzen, wenn sie mit ihren Kindern im Sandkasten sitzen - und der Schau-felbagger nicht auffindbar ist.