Deutsche Wirtschaft in Wohlfühlkonjunktur
DIW Berlin prognostiziert 1,5 Prozent Wachstum für dieses und 1,7 Prozent für kommendes Jahr – Stetiges Wachstum im vierten Jahr in Folge – Anzeichen für eine Überhitzung gibt es nicht – Euroraum erholt sich weiter – Globaler Aufschwung trotz Risiken
Die deutsche Wirtschaft bleibt auf klarem Aufwärtskurs: Der neuesten Konjunkturprognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zufolge wird das Bruttoinlandsprodukt hierzulande um 1,5 Prozent in diesem und 1,7 Prozent im nächsten Jahr steigen – damit bestätigt das DIW Berlin weitgehend seine Prognose von vor drei Monaten. Derzeit befindet sich die deutsche Wirtschaft in einer Wohlfühlkonjunktur: Sie wächst seit über vier Jahren und wird dies auch im Prognosezeitraum tun. Die Zahl der Beschäftigten hat historische Höchststände erreicht und klettert kräftig weiter, die Einkommen der privaten Haushalte steigen und die öffentlichen Kassen sind prall gefüllt. Gleichwohl wächst die Wirtschaftsleistung im Einklang mit den Produktionskapazitäten. Diese sind zwar gut ausgelastet; eine Überhitzung der deutschen Wirtschaft zeichnet sich nach Einschätzung des DIW Berlin aber nicht ab.
Dies spiegelt sich auch in einer weiterhin nur moderaten Inflation wider. Sie wird in diesem Jahr mit voraussichtlich 1,7 Prozent zwar deutlich höher liegen als im vergangenen Jahr (0,5 Prozent). Dies liegt in erster Linie jedoch an dem deutlichen Anstieg der Rohölpreise Ende vergangenen Jahres. Klammert man die Energiepreise aus und betrachtet nur die sogenannte Kerninflation, die in stärkerem Maße durch die konjunkturelle Auslastung beeinflusst wird, zeigt sich, dass diese seit geraumer Zeit bei etwas über einem Prozent liegt und nur allmählich zulegt – um wenige Zehntel auf etwa anderthalb Prozent.
Zum anderen steigen die Löhne zwar recht kräftig. Gemessen an der Entwicklung des Arbeitsmarktes – bis Ende kommenden Jahres wird die Beschäftigung um nochmals eine Million Menschen zunehmen und die Arbeitslosenquote bis auf 5,3 Prozent sinken – ist der Lohnanstieg dennoch nur verhalten. Dies könnte damit zusammenhängen, dass bei den Tarifverhandlungen andere Punkte, etwa Vorruhestandsregeln, auf der Prioritätenliste weiter oben stehen.
Risiken für wirtschaftliche Entwicklung bestehen fort
Vor allem aus den Ländern der Europäischen Union kommen viele Menschen nach Deutschland, um zu arbeiten, denn die Arbeitslosigkeit ist vielerorts hoch. Dies gilt auch für den Euroraum, wo sich die Konjunktur zwar spürbar erholt, die Lohndynamik aufgrund des unterausgelasteten Arbeitsmarktes jedoch schwach bleibt und für Preissteigerungsraten sorgt, die – abgesehen von energiepreisbedingten Schwankungen – klar unter der Definition für Preisstabilität der Europäischen Zentralbank (EZB) von unter, aber nahe zwei Prozent liegen. Forderungen an die EZB, die expansive Geldpolitik kurzfristig deutlich zurückzuschrauben oder gar zu beenden, sind daher nach Einschätzung des DIW Berlin verfrüht. Angesichts der kräftigen wirtschaftlichen Entwicklung im Euroraum wäre aber eine allmähliche Vorbereitung der Märkte auf eine Normalisierung der Geldpolitik angemessen, die – sofern sich der Aufschwung als robust erweist – mit einer beginnenden Rückführung der Anleihekaufprogramme ab der Jahreswende 2017/18 eingeleitet werden sollte.
Die Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung bleiben hoch: Zwar sind die Wahlen in Frankreich und den Niederlanden mit Blick auf den Zusammenhalt in der Europäischen Union glimpflich ausgegangen. In Italien gibt es jedoch anhaltende politische Spannungen, die Brexit-Verhandlungen sorgen für Unsicherheit und ausgehend vor allem von den USA drohen protektionistische Maßnahmen. Diese könnten einerseits die Weltwirtschaft insgesamt treffen, die in diesem Jahr um 3,7 Prozent wachsen dürfte und im nächsten Jahr sogar noch etwas stärker, und andererseits insbesondere auch die vom Außenhandel abhängige deutsche Wirtschaft. Zwar hat die Inlandsnachfrage in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen – so wird der private Verbrauch auch künftig, trotz etwas geringerer Zuwächse, maßgeblich zum Wachstum beitragen. Allerdings bleibt der Leistungsbilanzüberschuss exzessiv hoch, mit knapp acht Prozent in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt in diesem und im nächsten Jahr. Das Problem sind jedoch nicht die hohen Exporte, sondern die vergleichsweise niedrigen Importe; diese würden von einem dynamischeren Konsum und kräftiger zulegenden heimischen Investitionen profitieren.
Prall gefüllte öffentliche Kassen sollten nicht überschätzt werden
Die Lage der öffentlichen Haushalte ist derzeit gut. In diesem Jahr werden die Kassen von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherungen mit einem Überschuss von knapp 21 Milliarden Euro abschließen – das entspricht 0,6 Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts. Im nächsten Jahr werden es gut 29 Milliarden Euro (0,9 Prozent) sein. Allerdings sollten diese Zahlen nicht überbewertet werden, denn sie sind eine Momentaufnahme. Schon sehr bald wird sich die Alterung der Gesellschaft spürbar auf die öffentlichen Kassen auswirken (siehe dazu auch die Pressemitteilung und den Wochenbericht zur Finanzpolitik).
Fotoquelle: Creativ-Foto / Logistik Containerschiff Frachtschiff
Die deutsche Wirtschaft bleibt auf klarem Aufwärtskurs: Der neuesten Konjunkturprognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zufolge wird das Bruttoinlandsprodukt hierzulande um 1,5 Prozent in diesem und 1,7 Prozent im nächsten Jahr steigen – damit bestätigt das DIW Berlin weitgehend seine Prognose von vor drei Monaten. Derzeit befindet sich die deutsche Wirtschaft in einer Wohlfühlkonjunktur: Sie wächst seit über vier Jahren und wird dies auch im Prognosezeitraum tun. Die Zahl der Beschäftigten hat historische Höchststände erreicht und klettert kräftig weiter, die Einkommen der privaten Haushalte steigen und die öffentlichen Kassen sind prall gefüllt. Gleichwohl wächst die Wirtschaftsleistung im Einklang mit den Produktionskapazitäten. Diese sind zwar gut ausgelastet; eine Überhitzung der deutschen Wirtschaft zeichnet sich nach Einschätzung des DIW Berlin aber nicht ab.
Dies spiegelt sich auch in einer weiterhin nur moderaten Inflation wider. Sie wird in diesem Jahr mit voraussichtlich 1,7 Prozent zwar deutlich höher liegen als im vergangenen Jahr (0,5 Prozent). Dies liegt in erster Linie jedoch an dem deutlichen Anstieg der Rohölpreise Ende vergangenen Jahres. Klammert man die Energiepreise aus und betrachtet nur die sogenannte Kerninflation, die in stärkerem Maße durch die konjunkturelle Auslastung beeinflusst wird, zeigt sich, dass diese seit geraumer Zeit bei etwas über einem Prozent liegt und nur allmählich zulegt – um wenige Zehntel auf etwa anderthalb Prozent.
Zum anderen steigen die Löhne zwar recht kräftig. Gemessen an der Entwicklung des Arbeitsmarktes – bis Ende kommenden Jahres wird die Beschäftigung um nochmals eine Million Menschen zunehmen und die Arbeitslosenquote bis auf 5,3 Prozent sinken – ist der Lohnanstieg dennoch nur verhalten. Dies könnte damit zusammenhängen, dass bei den Tarifverhandlungen andere Punkte, etwa Vorruhestandsregeln, auf der Prioritätenliste weiter oben stehen.
Risiken für wirtschaftliche Entwicklung bestehen fort
Vor allem aus den Ländern der Europäischen Union kommen viele Menschen nach Deutschland, um zu arbeiten, denn die Arbeitslosigkeit ist vielerorts hoch. Dies gilt auch für den Euroraum, wo sich die Konjunktur zwar spürbar erholt, die Lohndynamik aufgrund des unterausgelasteten Arbeitsmarktes jedoch schwach bleibt und für Preissteigerungsraten sorgt, die – abgesehen von energiepreisbedingten Schwankungen – klar unter der Definition für Preisstabilität der Europäischen Zentralbank (EZB) von unter, aber nahe zwei Prozent liegen. Forderungen an die EZB, die expansive Geldpolitik kurzfristig deutlich zurückzuschrauben oder gar zu beenden, sind daher nach Einschätzung des DIW Berlin verfrüht. Angesichts der kräftigen wirtschaftlichen Entwicklung im Euroraum wäre aber eine allmähliche Vorbereitung der Märkte auf eine Normalisierung der Geldpolitik angemessen, die – sofern sich der Aufschwung als robust erweist – mit einer beginnenden Rückführung der Anleihekaufprogramme ab der Jahreswende 2017/18 eingeleitet werden sollte.
Die Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung bleiben hoch: Zwar sind die Wahlen in Frankreich und den Niederlanden mit Blick auf den Zusammenhalt in der Europäischen Union glimpflich ausgegangen. In Italien gibt es jedoch anhaltende politische Spannungen, die Brexit-Verhandlungen sorgen für Unsicherheit und ausgehend vor allem von den USA drohen protektionistische Maßnahmen. Diese könnten einerseits die Weltwirtschaft insgesamt treffen, die in diesem Jahr um 3,7 Prozent wachsen dürfte und im nächsten Jahr sogar noch etwas stärker, und andererseits insbesondere auch die vom Außenhandel abhängige deutsche Wirtschaft. Zwar hat die Inlandsnachfrage in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen – so wird der private Verbrauch auch künftig, trotz etwas geringerer Zuwächse, maßgeblich zum Wachstum beitragen. Allerdings bleibt der Leistungsbilanzüberschuss exzessiv hoch, mit knapp acht Prozent in Relation zum nominalen Bruttoinlandsprodukt in diesem und im nächsten Jahr. Das Problem sind jedoch nicht die hohen Exporte, sondern die vergleichsweise niedrigen Importe; diese würden von einem dynamischeren Konsum und kräftiger zulegenden heimischen Investitionen profitieren.
Prall gefüllte öffentliche Kassen sollten nicht überschätzt werden
Die Lage der öffentlichen Haushalte ist derzeit gut. In diesem Jahr werden die Kassen von Bund, Ländern, Kommunen und Sozialversicherungen mit einem Überschuss von knapp 21 Milliarden Euro abschließen – das entspricht 0,6 Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts. Im nächsten Jahr werden es gut 29 Milliarden Euro (0,9 Prozent) sein. Allerdings sollten diese Zahlen nicht überbewertet werden, denn sie sind eine Momentaufnahme. Schon sehr bald wird sich die Alterung der Gesellschaft spürbar auf die öffentlichen Kassen auswirken (siehe dazu auch die Pressemitteilung und den Wochenbericht zur Finanzpolitik).
Fotoquelle: Creativ-Foto / Logistik Containerschiff Frachtschiff