Machen uns digitale Assistenten klüger?
Kaspersky Lab hat zusammen mit dem Institut „Opinion Matters“ in einer europaweiten Studie festgestellt, dass die Nutzung eines dank Smartphone und Tablet allgegenwärtigen Internets unser kognitives Verhalten offenbar erheblich beeinflusst. Demnach nutzt die überwältigende Mehrheit der befragten Deutschen (83,5 Prozent) bereits jetzt das Internet als eine Art externe Speichererweiterung des eigenen Gedächtnisses. Und jeder zehnte Deutsche (10,1 Prozent) verlässt sich sogar gänzlich auf die Möglichkeit, bestimmte Fakten immer online nachschlagen zu können”, schreibt der Dienst IT-Rebellen.
Versehen wird das rebellische Opus mit der Überschrift “Das Internet als externes Gedächtnis macht unser Denken oberflächlicher”. Basis ist wohl das Statement von Maria Wimber, Dozentin an der School of Psychology der University of Birmingham:
„Studien haben gezeigt, dass das aktive Abrufen von Fakten aus dem Gedächtnis dort zu einer dauerhaften Verankerung führt. Werden dieselben Fakten dagegen immer wieder passiv im Internet gesucht, prägen wir sie uns nicht vergleichbar tief ein. Man kann also sagen, dass der Trend zur Suche im Internet nicht gerade förderlich für die Entwicklung unseres Langzeitgedächtnisses ist. Insofern werden Informationen von uns tatsächlich oberflächlicher und flüchtiger verarbeitet.“
Aber stimmt das? Da gibt es auch andere Befunde, die untermauern, dass unser Kurzzeitgedächtnis ohne digitale Werkzeuge hoffnungslos überfordert wird. Im Langzeitgedächtnis ist alles Mögliche abgespeichert, aber nicht immer auffindbar. “Das Kurzzeit- oder Arbeitsgedächtnis ist wahnsinnig begrenzt”, so der Psychologe Friedrich Wilhelm Hesse, Gründungsdirektor des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (Knowledge Media Research Center) in Tübingen. „Da passen ganz wenige Einheiten rein, die ohne Wiederholungen schnell wieder verschwinden.“ Und das dauert nur 200 Millisekunden. Über die Digitalisierung erfährt man hingegen eine unglaubliche Erweiterung.
„Bei Google Books sind 30 Millionen Bücher eingescannt, Großbibliotheken digitalisieren ihre Bestände. Wir haben Open-Content-Bewegungen. Wir haben User-Generated-Content. Wir haben Wikipedia mit über zwölf Millionen Artikeln. Es existieren über 200 Millionen Blogs. Jeden Tag werden 600 Millionen Kurznachrichten gewittert. Die Nutzbarkeit dieser gigantischen Daten hängt mit der Intelligenz dieser Informationsressourcen zusammen über Hyperlinks, gegenseitige Referenzierung und implizit über maschinell erschliessbare Ähnlichkeiten, um emergente Informationen zu erzeugen“, so Hesse.
Diese kollektive Intelligenz kann man gezielt nutzen. Mit den digitalen Werkzeugen bestünde das erste Mal die Möglichkeit, unser Arbeitsgedächtnis zu erweitern. Wir können Informationen sichtbar machen, verschieben, kombinieren, kopieren und visuell aufbereiten. Das Arbeitsgedächtnis müsse die Daten nur noch für Schlussfolgerungen generieren.
„Ich kann die Information nach den Anforderungen des Arbeitsgedächtnisses permanent neu anordnen und unterschiedlich akzentuieren. Man gewinnt nicht nur ein zusätzliches Blickfeld. Ich kann auch Operationen wie im Arbeitsgedächtnis vornehmen“, erläutert Hesse.
Ohne unterstützende Werkzeuge bleibt das Arbeitsgedächtnis des Menschen hoffnungslos überfordert:
“Siri, Google Now, Cortana rücken uns immer weiter auf die Pelle. Die Apologeten dieser Produkte gaukeln vor, dass digitale Assistenten Denkfähigkeit stimulieren und Denkarbeit potenzieren. Und versprechen wahlweise das Überleben im Malstrom der Daten oder das Schwelgen im Garten Eden des Überflusses. Tatsächlich erfordern diese Maschinen aber Denkweisen, die vor dem Anbruch des digitalen Zeitalters unnötig waren, und wir uns nicht antrainiert haben. Denkfehler führen uns auf den Denkleim. Wie eine Fliege bleiben wir kleben in der Suada von Vorschlägen und Hinweisen, nicht trotz, sondern gerade wegen unserer digitalen Assistenten. Sie helfen nicht, Denkfehler zu vermeiden, sondern verstärken sie sogar. Einmal konfiguriert und in Stellung gebracht, mutieren sie zu »digitalen Zauberlehrlingen«. Produzieren permanent Entscheidungszwänge unter dem Deckmantel einer Myriade von Möglichkeiten. Und denen stellen wir nur begrenzte kognitive Fähigkeiten entgegen”, weiß Stefan Holtel von Brightone Deutschland.
Welchen Spagat müssen wir überbrücken zwischen natürlicher Dummheit und künstlicher Intelligenz?
“Wir präsentieren Vorschläge. Entscheidet Euch gefälligst”, so die Aufforderung von Holtel, der auf der Next Economy Open am 9. und 10. November in Bonn eine Session anbieten wird zum Thema “Rote oder blaue Pille? Die Invasion der Entscheidungshelfer”.
Stefan Holtel fahndet dabei nach Hinweisen und Ideen in Geschichte, Technik, Psychologie und Soziologie. Das sollte man sich nicht entgehen lassen.
Versehen wird das rebellische Opus mit der Überschrift “Das Internet als externes Gedächtnis macht unser Denken oberflächlicher”. Basis ist wohl das Statement von Maria Wimber, Dozentin an der School of Psychology der University of Birmingham:
„Studien haben gezeigt, dass das aktive Abrufen von Fakten aus dem Gedächtnis dort zu einer dauerhaften Verankerung führt. Werden dieselben Fakten dagegen immer wieder passiv im Internet gesucht, prägen wir sie uns nicht vergleichbar tief ein. Man kann also sagen, dass der Trend zur Suche im Internet nicht gerade förderlich für die Entwicklung unseres Langzeitgedächtnisses ist. Insofern werden Informationen von uns tatsächlich oberflächlicher und flüchtiger verarbeitet.“
Aber stimmt das? Da gibt es auch andere Befunde, die untermauern, dass unser Kurzzeitgedächtnis ohne digitale Werkzeuge hoffnungslos überfordert wird. Im Langzeitgedächtnis ist alles Mögliche abgespeichert, aber nicht immer auffindbar. “Das Kurzzeit- oder Arbeitsgedächtnis ist wahnsinnig begrenzt”, so der Psychologe Friedrich Wilhelm Hesse, Gründungsdirektor des Leibniz-Instituts für Wissensmedien (Knowledge Media Research Center) in Tübingen. „Da passen ganz wenige Einheiten rein, die ohne Wiederholungen schnell wieder verschwinden.“ Und das dauert nur 200 Millisekunden. Über die Digitalisierung erfährt man hingegen eine unglaubliche Erweiterung.
„Bei Google Books sind 30 Millionen Bücher eingescannt, Großbibliotheken digitalisieren ihre Bestände. Wir haben Open-Content-Bewegungen. Wir haben User-Generated-Content. Wir haben Wikipedia mit über zwölf Millionen Artikeln. Es existieren über 200 Millionen Blogs. Jeden Tag werden 600 Millionen Kurznachrichten gewittert. Die Nutzbarkeit dieser gigantischen Daten hängt mit der Intelligenz dieser Informationsressourcen zusammen über Hyperlinks, gegenseitige Referenzierung und implizit über maschinell erschliessbare Ähnlichkeiten, um emergente Informationen zu erzeugen“, so Hesse.
Diese kollektive Intelligenz kann man gezielt nutzen. Mit den digitalen Werkzeugen bestünde das erste Mal die Möglichkeit, unser Arbeitsgedächtnis zu erweitern. Wir können Informationen sichtbar machen, verschieben, kombinieren, kopieren und visuell aufbereiten. Das Arbeitsgedächtnis müsse die Daten nur noch für Schlussfolgerungen generieren.
„Ich kann die Information nach den Anforderungen des Arbeitsgedächtnisses permanent neu anordnen und unterschiedlich akzentuieren. Man gewinnt nicht nur ein zusätzliches Blickfeld. Ich kann auch Operationen wie im Arbeitsgedächtnis vornehmen“, erläutert Hesse.
Ohne unterstützende Werkzeuge bleibt das Arbeitsgedächtnis des Menschen hoffnungslos überfordert:
“Siri, Google Now, Cortana rücken uns immer weiter auf die Pelle. Die Apologeten dieser Produkte gaukeln vor, dass digitale Assistenten Denkfähigkeit stimulieren und Denkarbeit potenzieren. Und versprechen wahlweise das Überleben im Malstrom der Daten oder das Schwelgen im Garten Eden des Überflusses. Tatsächlich erfordern diese Maschinen aber Denkweisen, die vor dem Anbruch des digitalen Zeitalters unnötig waren, und wir uns nicht antrainiert haben. Denkfehler führen uns auf den Denkleim. Wie eine Fliege bleiben wir kleben in der Suada von Vorschlägen und Hinweisen, nicht trotz, sondern gerade wegen unserer digitalen Assistenten. Sie helfen nicht, Denkfehler zu vermeiden, sondern verstärken sie sogar. Einmal konfiguriert und in Stellung gebracht, mutieren sie zu »digitalen Zauberlehrlingen«. Produzieren permanent Entscheidungszwänge unter dem Deckmantel einer Myriade von Möglichkeiten. Und denen stellen wir nur begrenzte kognitive Fähigkeiten entgegen”, weiß Stefan Holtel von Brightone Deutschland.
Welchen Spagat müssen wir überbrücken zwischen natürlicher Dummheit und künstlicher Intelligenz?
“Wir präsentieren Vorschläge. Entscheidet Euch gefälligst”, so die Aufforderung von Holtel, der auf der Next Economy Open am 9. und 10. November in Bonn eine Session anbieten wird zum Thema “Rote oder blaue Pille? Die Invasion der Entscheidungshelfer”.
Stefan Holtel fahndet dabei nach Hinweisen und Ideen in Geschichte, Technik, Psychologie und Soziologie. Das sollte man sich nicht entgehen lassen.