Fernlinienbusse bringen Bahnen in Bezug auf ihre Preisbildung in Zugzwang
Während in den DACH-Ländern die Preisentwicklung der Bahnen kritisch gesehen wird, erreicht das Verkehrsmittel Fernlinienbus eine ähnlich gute Bewertung des Preis-Leistungs-Verhältnisses wie Pkw und Flugzeug.
Veränderte Wettbewerbsverhältnisse im deutschsprachigen Mobilitätsmarkt führen nicht nur zu einer veränderten Nutzungsbereitschaft alternativer Verkehrsmittel wie Fernlinienbusse: Deren Nutzungsquote hat sich seit der ersten Untersuchungswelle 2013 verdreifacht. Eine ergänzende Marktrecherche im Rahmen der MobilitätsTRENDS 2014 liefert deutliche Anhaltspunkte für einen beginnenden Preiskrieg zwischen den Transportmitteln. „Wie werden unterschiedliche Verkehrsmittel aus Sicht der Verbraucher bewertet?“,
„Welche Trends verändern den Mobilitätsmarkt?“ und „Welche Anbieter werden im zunehmenden
Wettbewerb bestehen können?“. Diesen und anderen aktuellen Fragen geht die Studie „MobilitätsTRENDS 2014“ nach, eine Kooperationsstudie der exeo Strategic Consulting AG und der Rogator AG. Personen, die in den letzten 12 Monaten Reisen mit einer Entfernung von mehr als 50 km unternommen haben, sind die Kernzielgruppe der Studie. Im Rahmen der „MobilitätsTRENDS 2014“ wurden ca. 4.500 Personen in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz zu den Spezialthemen „Bahn“ und „Fernlinienbusse“ befragt. Insbesondere Reisende, die die Bahn bereits genutzt haben, stehen dem Angebot von Fernlinienbussen offen gegenüber. Die DB hat auf den wachsenden Wettbewerb bereits reagiert und die Vorauskauffrist für Sparpreise auf bis zu 1 Tag verkürzt.
„Interessanterweise werden innerhalb der Branche der Fernlinienbusse Instrumente zur Preisdifferenzierung und Revenue Management in der Praxis kaum eingesetzt, obwohl die Voraussetzungen dazu klar gegeben sind“, kommentiert Prof. Dr. Andreas Krämer als Autor der Studie die weitgehend statische Preisbildung.
Die wesentlichen Erkenntnisse der Studie können in folgenden Punkten zusammengefasst
werden:
1. „Fernlinienbusse: Marktpotenzial, öffentliche Wahrnehmung und Preiswettbewerb“:
* Die Öffentlichkeit schätzt den verstärkten Wettbewerb im Mobilitätsmarkt weiterhin überwiegend positiv ein. 61% der mobilen Bevölkerung halten die Möglichkeit, auf längeren Strecken einen Fernlinienbus nutzen zu können, für einen guten Schritt.
* 6% gaben in der dritten Messung (Juni 2014) an, in den letzten 2 Jahren Fernlinienbusse für Reisen in Deutschland genutzt zu haben. Damit liegt dieses Verkehrsmittel im mittleren Entfernungsbereich von 301-600 km bei einem Modalanteil von 4%. Die Erwägung des Fernlinienbusses als Alternative zum genutzten Verkehrsmittel ist bei Bahn reisen vergleichsweise hoch: In der dritten Welle erwägen 9% der Bahnreisenden, auf den Bus umzusteigen. 2013 in der ersten Welle (April/Mai 2013) waren es noch 2%. Die Nutzerquote für innerdeutsche Reisen liegt bei 9%.
* In puncto Awareness ist festzustellen, dass diese in Deutschland deutlich höher ist als vergleichsweise in Österreich oder der Schweiz: 36% der Österreicher und 32% der Schweizer kennen das Angebot der Fernlinienbusse nicht, während nur 15% der Deutschen angaben, noch nie etwas von diesem Angebot gehört zu haben. Die Bereitschaft zur Nutzung des Busses bei einer konkreten Reise ist in Deutschland (29%) höher als in den Nachbarländern (26%).
* Innerhalb der Anbieter erreicht der ADAC Postbus in Deutschland weiterhin den höchsten Bekanntheitsgrad (53%), gefolgt vom Marktführer MeinFernbus. Flixbus und IC-Bus erreichen die stärksten Zugewinne in der Awareness.
* Für die Nutzer des Fernlinienbusses hat der Pkw eine relativ geringe Relevanz (die Bahn hat als Verkehrsmittel eine hohe Bedeutung). Sie sind vergleichsweise jünger und einkommensschwächer als Nichtnutzer. Dies unterstreicht, dass die Substitutionswirkungen zwischen Reisen mit der Bahn im Fernverkehr und dem Fernlinienbus besonders stark sind.
* Nur etwa ein Drittel der potenziellen Nutzer eines Fernlinienbusses hat ausschließlich preisliche Erwartungen: Die Nutzungsbereitschaft der befragten Deutschen lag beispielsweise bei „ausreichendem Komfort“ (14%) vor „wenn der Preis maximal …EUR pro Person betragen hätte“ (12%).
* Aktuelle Preisrecherchen verdeutlichen, dass die verfügbaren Preise für eine Reise mit
dem Fernlinienbus bei kurzfristiger Buchung ca. 60 – 80 % unter dem günstigsten Sparpreis
der Deutschen Bahn liegen.
2. „Preis-Leistungsbewertung der Bahnen in der D-A-CH-Region“:
* Der Anteil der Bahnnutzer ist in der Schweiz mit 76% höher als in Österreich (52%) und Deutschland (26%), womit der Modalanteil auf Relationen bis 300 km Entfernung in der Schweiz 34% erreicht (zum Vergleich: Deutschland (15%), Österreich (16%), insbesondere getrieben durch die starke Bahnnutzung in der Altersklasse < 30 und bei Senioren.) Auch im Hinblick auf die Zufriedenheit ergeben sich in der Schweiz andere Werte
(56% zufrieden) als in Österreich (45%) und Deutschland (27%).
* Bei der Preis-Leistungsbewertung zeigen sich eindeutig länderspezifische Unterschiede: während in Deutschland die Deutsche Bahn (DB) sowohl in Hinblick auf die Leistung als auch auf den Preis sehr kritisch beurteilt wird (in beiden Dimensionen liegen die Anteile für Low-2-Bewertungen über den Top-2-Bewertungen), zeigt sich für die ÖBB in Österreich ein positiveres Bild (33% Top-2 vs. 15% für die DB), während die
Preisbewertung eher ausgeglichen ist. Die SBB in der Schweiz erzielt die deutlich beste
Leistungsbewertung (46% Top-2) bei gleichzeitig schlechtester Bewertung hinsichtlich „Preis“. 55% der Schweizer ohne Kundenkarte HTA bewerten den Bahnpreis schlecht. Im Gegensatz dazu vergeben Besitzer einer Kundenkarte (HTA Halbtax-Abo bzw. BahnCard 25/50) positivere Preis-Leistungsbewertungen: 26% (top-2 in der Dimension
„Preis“ mit HTA) im Gegensatz zu 9% (top-2 „Preis“ ohne HTA), bzw. 36% (top-2 in der Dimension „Preis“ mit BahnCard 25/50) im Gegensatz zu 9% (top-2 „Preis“ ohne BahnCard 25/50).
* Der überwiegende Anteil der mobilen Bevölkerung in der D-A-CH-Region kennt Tickets, die preisreduziert sind, aber bestimmte Konditionen haben: Nur 28% der Befragten in Deutschland, 31% in Österreich und 26% in der Schweiz gaben an, noch nie etwas von derartigen Preisreduktionen gehört zu haben. Stellte man die Befragten vor eine Abwägungsentscheidung, so fiel die Wahl von etwa 2/3 der Bahnkunden eher auf eine Preissenkung als auf eine Leistungsverbesserung. Je kritischer die Bewertung des Preis-Leistungs-Verhältnisses bei der Bahnreise ausfiel, desto stärker ergab sich der Wunsch nach einer Preissenkung.
Fazit:
Beide betrachteten Spezialthemen zeigen aktuell sehr dynamische Entwicklungen; die
Vermarktung von Reisen mit dem Fernlinienbus erfolgt sehr stark über einen (sehr) niedrigen
Preis. Dies bringt auch die Bahnen – nicht nur die Deutsche Bahn, sondern auch
die ÖBB in Österreich und die SBB in der Schweiz – in Bezug auf ihre Preisgestaltung in
Zugzwang.
Veränderte Wettbewerbsverhältnisse im deutschsprachigen Mobilitätsmarkt führen nicht nur zu einer veränderten Nutzungsbereitschaft alternativer Verkehrsmittel wie Fernlinienbusse: Deren Nutzungsquote hat sich seit der ersten Untersuchungswelle 2013 verdreifacht. Eine ergänzende Marktrecherche im Rahmen der MobilitätsTRENDS 2014 liefert deutliche Anhaltspunkte für einen beginnenden Preiskrieg zwischen den Transportmitteln. „Wie werden unterschiedliche Verkehrsmittel aus Sicht der Verbraucher bewertet?“,
„Welche Trends verändern den Mobilitätsmarkt?“ und „Welche Anbieter werden im zunehmenden
Wettbewerb bestehen können?“. Diesen und anderen aktuellen Fragen geht die Studie „MobilitätsTRENDS 2014“ nach, eine Kooperationsstudie der exeo Strategic Consulting AG und der Rogator AG. Personen, die in den letzten 12 Monaten Reisen mit einer Entfernung von mehr als 50 km unternommen haben, sind die Kernzielgruppe der Studie. Im Rahmen der „MobilitätsTRENDS 2014“ wurden ca. 4.500 Personen in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz zu den Spezialthemen „Bahn“ und „Fernlinienbusse“ befragt. Insbesondere Reisende, die die Bahn bereits genutzt haben, stehen dem Angebot von Fernlinienbussen offen gegenüber. Die DB hat auf den wachsenden Wettbewerb bereits reagiert und die Vorauskauffrist für Sparpreise auf bis zu 1 Tag verkürzt.
„Interessanterweise werden innerhalb der Branche der Fernlinienbusse Instrumente zur Preisdifferenzierung und Revenue Management in der Praxis kaum eingesetzt, obwohl die Voraussetzungen dazu klar gegeben sind“, kommentiert Prof. Dr. Andreas Krämer als Autor der Studie die weitgehend statische Preisbildung.
Die wesentlichen Erkenntnisse der Studie können in folgenden Punkten zusammengefasst
werden:
1. „Fernlinienbusse: Marktpotenzial, öffentliche Wahrnehmung und Preiswettbewerb“:
* Die Öffentlichkeit schätzt den verstärkten Wettbewerb im Mobilitätsmarkt weiterhin überwiegend positiv ein. 61% der mobilen Bevölkerung halten die Möglichkeit, auf längeren Strecken einen Fernlinienbus nutzen zu können, für einen guten Schritt.
* 6% gaben in der dritten Messung (Juni 2014) an, in den letzten 2 Jahren Fernlinienbusse für Reisen in Deutschland genutzt zu haben. Damit liegt dieses Verkehrsmittel im mittleren Entfernungsbereich von 301-600 km bei einem Modalanteil von 4%. Die Erwägung des Fernlinienbusses als Alternative zum genutzten Verkehrsmittel ist bei Bahn reisen vergleichsweise hoch: In der dritten Welle erwägen 9% der Bahnreisenden, auf den Bus umzusteigen. 2013 in der ersten Welle (April/Mai 2013) waren es noch 2%. Die Nutzerquote für innerdeutsche Reisen liegt bei 9%.
* In puncto Awareness ist festzustellen, dass diese in Deutschland deutlich höher ist als vergleichsweise in Österreich oder der Schweiz: 36% der Österreicher und 32% der Schweizer kennen das Angebot der Fernlinienbusse nicht, während nur 15% der Deutschen angaben, noch nie etwas von diesem Angebot gehört zu haben. Die Bereitschaft zur Nutzung des Busses bei einer konkreten Reise ist in Deutschland (29%) höher als in den Nachbarländern (26%).
* Innerhalb der Anbieter erreicht der ADAC Postbus in Deutschland weiterhin den höchsten Bekanntheitsgrad (53%), gefolgt vom Marktführer MeinFernbus. Flixbus und IC-Bus erreichen die stärksten Zugewinne in der Awareness.
* Für die Nutzer des Fernlinienbusses hat der Pkw eine relativ geringe Relevanz (die Bahn hat als Verkehrsmittel eine hohe Bedeutung). Sie sind vergleichsweise jünger und einkommensschwächer als Nichtnutzer. Dies unterstreicht, dass die Substitutionswirkungen zwischen Reisen mit der Bahn im Fernverkehr und dem Fernlinienbus besonders stark sind.
* Nur etwa ein Drittel der potenziellen Nutzer eines Fernlinienbusses hat ausschließlich preisliche Erwartungen: Die Nutzungsbereitschaft der befragten Deutschen lag beispielsweise bei „ausreichendem Komfort“ (14%) vor „wenn der Preis maximal …EUR pro Person betragen hätte“ (12%).
* Aktuelle Preisrecherchen verdeutlichen, dass die verfügbaren Preise für eine Reise mit
dem Fernlinienbus bei kurzfristiger Buchung ca. 60 – 80 % unter dem günstigsten Sparpreis
der Deutschen Bahn liegen.
2. „Preis-Leistungsbewertung der Bahnen in der D-A-CH-Region“:
* Der Anteil der Bahnnutzer ist in der Schweiz mit 76% höher als in Österreich (52%) und Deutschland (26%), womit der Modalanteil auf Relationen bis 300 km Entfernung in der Schweiz 34% erreicht (zum Vergleich: Deutschland (15%), Österreich (16%), insbesondere getrieben durch die starke Bahnnutzung in der Altersklasse < 30 und bei Senioren.) Auch im Hinblick auf die Zufriedenheit ergeben sich in der Schweiz andere Werte
(56% zufrieden) als in Österreich (45%) und Deutschland (27%).
* Bei der Preis-Leistungsbewertung zeigen sich eindeutig länderspezifische Unterschiede: während in Deutschland die Deutsche Bahn (DB) sowohl in Hinblick auf die Leistung als auch auf den Preis sehr kritisch beurteilt wird (in beiden Dimensionen liegen die Anteile für Low-2-Bewertungen über den Top-2-Bewertungen), zeigt sich für die ÖBB in Österreich ein positiveres Bild (33% Top-2 vs. 15% für die DB), während die
Preisbewertung eher ausgeglichen ist. Die SBB in der Schweiz erzielt die deutlich beste
Leistungsbewertung (46% Top-2) bei gleichzeitig schlechtester Bewertung hinsichtlich „Preis“. 55% der Schweizer ohne Kundenkarte HTA bewerten den Bahnpreis schlecht. Im Gegensatz dazu vergeben Besitzer einer Kundenkarte (HTA Halbtax-Abo bzw. BahnCard 25/50) positivere Preis-Leistungsbewertungen: 26% (top-2 in der Dimension
„Preis“ mit HTA) im Gegensatz zu 9% (top-2 „Preis“ ohne HTA), bzw. 36% (top-2 in der Dimension „Preis“ mit BahnCard 25/50) im Gegensatz zu 9% (top-2 „Preis“ ohne BahnCard 25/50).
* Der überwiegende Anteil der mobilen Bevölkerung in der D-A-CH-Region kennt Tickets, die preisreduziert sind, aber bestimmte Konditionen haben: Nur 28% der Befragten in Deutschland, 31% in Österreich und 26% in der Schweiz gaben an, noch nie etwas von derartigen Preisreduktionen gehört zu haben. Stellte man die Befragten vor eine Abwägungsentscheidung, so fiel die Wahl von etwa 2/3 der Bahnkunden eher auf eine Preissenkung als auf eine Leistungsverbesserung. Je kritischer die Bewertung des Preis-Leistungs-Verhältnisses bei der Bahnreise ausfiel, desto stärker ergab sich der Wunsch nach einer Preissenkung.
Fazit:
Beide betrachteten Spezialthemen zeigen aktuell sehr dynamische Entwicklungen; die
Vermarktung von Reisen mit dem Fernlinienbus erfolgt sehr stark über einen (sehr) niedrigen
Preis. Dies bringt auch die Bahnen – nicht nur die Deutsche Bahn, sondern auch
die ÖBB in Österreich und die SBB in der Schweiz – in Bezug auf ihre Preisgestaltung in
Zugzwang.