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Verbrauchervertrauen weiterhin auf Höchststand

Deutsche bleiben relativ optimistisch, Europäer auf Sparkurs. Globaler Trend stabil, Indonesier am zufriedensten.
Die Deutschen blicken weiterhin optimistisch in die Zukunft. Im zweiten Quartal 2013 ist das Verbrauchervertrauen mit 90 Punkten unverändert auf einem Höchststand seit Anfang 2011. Damit liegt es deutlich über dem EU-Durchschnitt von 71 Punkten. Dies ist das Ergebnis der aktuellen weltweiten Umfrage zum Thema Vertrauen und Einkaufsgewohnheiten von Nielsen, einem führenden Anbieter von Informationen und Erkenntnissen zum Medien- und Konsumverhalten von Verbrauchern. Ihre persönliche Finanzlage schätzen die Deutschen sogar besser ein als im vergangenen Quartal.

„Die wirtschaftlichen Rahmendaten in Deutschland haben im Befragungszeitraum Mai dazu beigetragen, dass die Zuversicht der deutschen Verbraucher stabil bleibt“, erklärt Ingo Schier, Geschäftsführer von Nielsen Deutschland. „Während die Zahl der Arbeitssuchenden erstmals seit fünf Monaten wieder unter drei Millionen sank, wurden in vielen Branchen Tarifverträge zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern abgeschlossen, was zu höheren Löhnen führte. Der DAX stieg auf ein Rekordhoch. Die Zuversicht der Deutschen steht jedoch auf wackeligen Füßen: Prognosen zufolge soll die ohnehin schon schwache Konjunktur in Deutschland weiter nachlassen; die Eurozone steckt nach wie vor in einer Rezession.“

Kleidung und Urlaub am wichtigsten

Fast die Hälfte aller Deutschen beurteilt ihre Jobaussichten für die kommenden zwölf Monate als gut oder ausgezeichnet, das Gleiche gilt für die persönliche Finanzlage (jeweils 49 Prozent). Entsprechend gaben nur 24 Prozent der Befragten an, ihr nach Deckung der Lebenshaltungskosten verfügbares Geld zu sparen. Damit sind die Deutschen im internationalen Vergleich eher konsumfreudig: Sie geben ihr Geld vorzugsweise für neue Kleidung und Urlaub (38 bzw. 34 Prozent) aus, während für die Mehrheit der EU-Bürger das Sparen an erster Stelle steht. Im Hinblick auf das kommende Jahr bereiten den Deutschen vor allem steigende Nebenkosten Sorgen, gefolgt von Sorgen um die Wirtschaftslage und die eigene Gesundheit. Dementsprechend würden die Befragten bei den Nebenkosten am ehesten sparen, auch wenn sich ihre wirtschaftliche Lage in Zukunft verbessern sollte. Etwas optimistischer sind die Deutschen in Sachen Rezession geworden: Weniger als die Hälfte der Befragten (45 Prozent) meinen, dass die Bundesrepublik sich in einem wirtschaftlichen Abschwung befindet; im ersten Quartal waren es noch 51 Prozent. Im EU-Durchschnitt sind es 74 Prozent.

Kaufzurückhaltung in Europa

In Gesamteuropa stagniert der Konsum, ergab die Befragung in den europäischen Ländern, denn verfügbares Geld wird vor allem gespart. Dies verwundert nicht, da die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes die größte Sorge der Europäer ist. Das Verbrauchervertrauen in der Gesamtregion liegt unverändert bei 71 Punkten und scheint somit im Vergleich zum Vorjahr auf den ersten Blick stabil. Allerdings verzeichnen die einzelnen europäischen Länder sehr unterschiedliche Entwicklungen. Während 13 Länder Zuwächse aufweisen, verzeichnen 14 Länder einen negativen Trend. Von letzteren sind allein zehn in Westeuropa angesiedelt, vier osteuropäische Länder hingegen können global gesehen die größten Zuwächse verzeichnen – nämlich Griechenland, die Ukraine, Litauen und Rumänien.

USA profitieren von Erholung auf Arbeits- und Immobilienmarkt

In den USA hellt sich die Stimmung etwas auf. An eine Rezession glauben 72 Prozent der Amerikaner – fünf Prozent weniger als im ersten Quartal. „Diese Entwicklung ist auf die positiven makroökonomischen Entwicklungen in den USA zurückzuführen“, erklärt Dr. Venkatesh Bala, Chefökonom von The Cambridge Group, einer Tochtergesellschaft von Nielsen. „Während die Arbeitslosenzahlen bei 7,6 Prozent liegen und weiterhin sinken, zählen die Rekordergebnisse an den Aktienmärkten und die Erholung des Immobilienmarktes zu den wichtigsten Veränderungen. Diese Faktoren haben einen eindeutigen Einfluss auf die Vermögenslage und Ausgabeabsichten der US-Haushalte.“



Verhaltener Aufwärtstrend auf globalem Niveau

Während die Vertrauenswerte in Europa im Durchschnitt stabil blieben, haben sich die Einschätzung der persönlichen Finanzen, die Anschaffungsneigung und die Berufsaussichten in den drei größten Volkswirtschaften USA, China und Japan verbessert. „Dies hat einen positiven Effekt auf die Weltwirtschaft“, so Bala. „Dennoch könnten makroökonomische Ereignisse wie ein starker Anstieg der Zinssätze die Erholung des Verbrauchervertrauens beeinträchtigen. Dies könnte die Nachfrage nach Wohnimmobilien bremsen und die Verbraucher von größeren Anschaffungen abhalten.“



Führend in Sachen Optimismus ist mit 124 Index-Punkten weiterhin Indonesien, das im Vergleich zum Vorquartal noch einmal um zwei Punkte zugelegt hat. Den stärksten Anstieg um elf Punkte verzeichnete Pakistan. Auffällig ist, dass die optimistischsten Länder überwiegend Schwellenländer sind (Indonesien, Philippinen, Indien, Thailand, Malaysia), während sich unter den zehn pessimistischsten Ländern insgesamt neun europäische finden (u. a. Portugal, Italien, Ungarn, Kroatien, Griechenland und Spanien). Die größte Stimmungsschwankung nach unten verzeichneten Israel und Norwegen (minus 8 bzw. minus 7 Punkte) – letzteres zählt dennoch mit 98 Punkten weiterhin zu den optimistischen Ländern.