Weltwirtschaft: Wohin geht die Reise?
Die wirtschaftliche Entwicklung der Euro-Zone gestaltet sich besser als befürchtet - für eine Entwarnung ist es dennoch zu früh. Ähnlich wie in Großbritannien sind die Zeichen höchstens verhalten positiv. In den USA bleibt das Wachstum anämisch, die Situation ist von einer historischen Ausnahmeerscheinung geprägt: Weder fällt das Land in eine Rezession, noch gewinnt die Erholung spürbar an Fahrt. Auch in China, das die Krise bislang gut bewältigt hat, sind auf dem (Rück-)Weg zu einem nachhaltigen Wachstum einige Hürden zu überwinden. Indien hingegen steht am Scheideweg und muss die Weichen neu stellen, zeigt der aktuelle Global Economic Outlook für das vierte Quartal des Jahres 2012.
"Nach mehreren Krisenjahren stellt sich die Frage, ob das kommende Jahr den Wendepunkt bringt. Trotz einiger positiver Vorzeichen bleibt dies vorerst offen - zu groß sind die Unsicherheiten und Risiken. Die Entwicklung in der EU, den USA sowie China wird hierfür entscheidend sein", kommentiert Dr. Alexander Börsch, Leiter Research Deutschland bei Deloitte.
EU: politische Union oder Zweckgemeinschaft?
Will die EU ihre Probleme langfristig lösen, hat sie mehrere Optionen. Sie muss sich vor allem entscheiden, ob sie sich zu einer politischen Union mit Transferzahlungen werden oder ob sie zu den ursprünglichen Prinzipien der Währungsunion zurückkehren will. Immerhin hat ihr die EZB-Entscheidung zum unbegrenzten Anleihekauf eine Atempause verschafft. Zudem zeigen die Reformen in den von der Krise am stärksten betroffenen Ländern erste Wirkung. Die Lohnstückkosten und die Leistungsbilanzdefizite der Krisenländer haben begonnen zu sinken. Gleichzeitig haben sich die kurzfristigen Konjunkturaussichten weiter verschlechtert und eine umfassende Lösung der Euro- und der Wachstumskrise steht noch aus. Die Definition eines klaren politischen Ziels würde dabei helfen.
Großbritannien: Erholung mit vielen Fragezeichen
Die Lage in Großbritannien ist zwar alles andere als rosig - das Wachstum der letzten 5 Jahre ist das niedrigste seit den 1920er Jahren. Gleichzeitig sind die Zinssätze, die niedrigsten seit der Gründung der Bank of England 1694. Dennoch gibt es auch hier Zeichen der Hoffnung. So ist die Zahl der Arbeitslosen angesichts der schwachen Konjunktur erstaunlich niedrig, entsprechend robust zeigen sich Verbrauchervertrauen und Binnennachfrage. Die Rezession könnte bald zu Ende sein, wenn auch das Wirtschaftswachstum mit 1,3% nächstes Jahr niedriger ausfallen dürfte wie eigentlich angenommen.
USA: nicht Fisch, nicht Fleisch
Die Wirtschaft der USA bewegt sich kaum von der Stelle. Das ist für dieses Land völlig untypisch, denn bislang folgte auf eine tiefe Rezession stets ein starker Aufschwung. Mit knapp 6 Prozent Wachstum in den letzten 2,5 Jahren ist es derzeitig die langsamste Erholung seit 1948. Die Arbeitslosigkeit gerade bei der jungen Generation ist hoch. Hinzu kommen die Risiken aus den vergangenen Quantitative-Easing-Maßnahmen der FED sowie das drohende "Fiscal Cliff" nach der Präsidentenwahl. Sollte es nicht umschifft werden, würden automatische Ausgabenkürzungen von 600 Milliarden US-Dollar drohen und höchstwahrscheinlich die US-Wirtschaft zurück in eine scharfe Rezession stürzen.
China: Auf die Politik kommt es an
Das Wachstum in China hat sich deutlich verlangsamt, aber eine harte Landung ist bislang ausgeblieben. Ein Problem ist das Exportmodell - die weltweite Nachfrage sinkt, dafür steigen die Arbeitskosten und Kapital fließt ins Ausland. Die Banken versuchen, die Kreditnachfrage im Inland zu stärken, während die Zentralbank auf Geheiß der Politik eine Abwertung der Währung zu vermeiden sucht. Die Maßnahmen der chinesischen Autoritäten haben sich im Großen und Ganzen als erfolgreich erwiesen - umso mehr hängt alles von der weiteren politischen Entwicklung ab.
Indien: vorläufiger Wachstumsstopp
Anders in Indien: Reformversuche der Politik kommen kaum voran, vor allem die Subventionierung von Diesel und Gas birgt erhebliche Gefahren. Inflation ist zentrales Thema, während Auslandsinvestitionen und Industrieproduktion stagnieren. Hinzu kommen hohe Kreditkosten und ein ebenso hohes Staatsdefizit. Erleichterung mag die Entscheidung der Administration bringen, stärkere Auslandsbeteiligungen vor allem im Handel zuzulassen. Angesichts der vielfältigen Probleme ist in nächster Zeit nicht mit einer Rückkehr der indischen Wirtschaft auf Vorkrisen-Niveau zu rechnen - und auch der Monsun als entscheidende Größe lässt kaum eine Prognose zu.
Japan: zähe Deflation
Japan bleibt Sorgenkind der internationalen Entwicklung. Die Aufbauimpulse nach der Katastrophe waren nicht so stark und nachhaltig wie erhofft, nach wie vor ist das Land von deflationären Tendenzen gekennzeichnet. Das Lohnniveau und die Binnennachfrage sind damit extrem niedrig, der Yen steht zu hoch. Ein Silberstreif am Horizont ist nicht erkennbar - und die politisch-militärischen Auseinandersetzungen mit China tragen nicht zur Situationsverbesserung bei.
"Neben Russland und Brasilien beschäftigt sich der Global Economic Outlook auch mit Südkorea. Hier bestimmt die hohe Verschuldung der Privathaushalte mit ihren Auswirkungen auf Banken und Konjunktur die wirtschaftlichen Perspektiven. Südkorea ist stark exportorientiert - und daher abhängig von der Weltkonjunktur. Künftig sollte das Land aber neben der Industrie den Dienstleistungssektor stärken und damit für eine bessere wirtschaftliche Balance sorgen", schließt Dr. Alexander Börsch.
Den kompletten Report finden Sie hier zum Download.
http://www.deloitte.com/view/de_DE/de/focus_on/77ec5385ce3fa310VgnVCM1000003156f70aRCRD.htm
"Nach mehreren Krisenjahren stellt sich die Frage, ob das kommende Jahr den Wendepunkt bringt. Trotz einiger positiver Vorzeichen bleibt dies vorerst offen - zu groß sind die Unsicherheiten und Risiken. Die Entwicklung in der EU, den USA sowie China wird hierfür entscheidend sein", kommentiert Dr. Alexander Börsch, Leiter Research Deutschland bei Deloitte.
EU: politische Union oder Zweckgemeinschaft?
Will die EU ihre Probleme langfristig lösen, hat sie mehrere Optionen. Sie muss sich vor allem entscheiden, ob sie sich zu einer politischen Union mit Transferzahlungen werden oder ob sie zu den ursprünglichen Prinzipien der Währungsunion zurückkehren will. Immerhin hat ihr die EZB-Entscheidung zum unbegrenzten Anleihekauf eine Atempause verschafft. Zudem zeigen die Reformen in den von der Krise am stärksten betroffenen Ländern erste Wirkung. Die Lohnstückkosten und die Leistungsbilanzdefizite der Krisenländer haben begonnen zu sinken. Gleichzeitig haben sich die kurzfristigen Konjunkturaussichten weiter verschlechtert und eine umfassende Lösung der Euro- und der Wachstumskrise steht noch aus. Die Definition eines klaren politischen Ziels würde dabei helfen.
Großbritannien: Erholung mit vielen Fragezeichen
Die Lage in Großbritannien ist zwar alles andere als rosig - das Wachstum der letzten 5 Jahre ist das niedrigste seit den 1920er Jahren. Gleichzeitig sind die Zinssätze, die niedrigsten seit der Gründung der Bank of England 1694. Dennoch gibt es auch hier Zeichen der Hoffnung. So ist die Zahl der Arbeitslosen angesichts der schwachen Konjunktur erstaunlich niedrig, entsprechend robust zeigen sich Verbrauchervertrauen und Binnennachfrage. Die Rezession könnte bald zu Ende sein, wenn auch das Wirtschaftswachstum mit 1,3% nächstes Jahr niedriger ausfallen dürfte wie eigentlich angenommen.
USA: nicht Fisch, nicht Fleisch
Die Wirtschaft der USA bewegt sich kaum von der Stelle. Das ist für dieses Land völlig untypisch, denn bislang folgte auf eine tiefe Rezession stets ein starker Aufschwung. Mit knapp 6 Prozent Wachstum in den letzten 2,5 Jahren ist es derzeitig die langsamste Erholung seit 1948. Die Arbeitslosigkeit gerade bei der jungen Generation ist hoch. Hinzu kommen die Risiken aus den vergangenen Quantitative-Easing-Maßnahmen der FED sowie das drohende "Fiscal Cliff" nach der Präsidentenwahl. Sollte es nicht umschifft werden, würden automatische Ausgabenkürzungen von 600 Milliarden US-Dollar drohen und höchstwahrscheinlich die US-Wirtschaft zurück in eine scharfe Rezession stürzen.
China: Auf die Politik kommt es an
Das Wachstum in China hat sich deutlich verlangsamt, aber eine harte Landung ist bislang ausgeblieben. Ein Problem ist das Exportmodell - die weltweite Nachfrage sinkt, dafür steigen die Arbeitskosten und Kapital fließt ins Ausland. Die Banken versuchen, die Kreditnachfrage im Inland zu stärken, während die Zentralbank auf Geheiß der Politik eine Abwertung der Währung zu vermeiden sucht. Die Maßnahmen der chinesischen Autoritäten haben sich im Großen und Ganzen als erfolgreich erwiesen - umso mehr hängt alles von der weiteren politischen Entwicklung ab.
Indien: vorläufiger Wachstumsstopp
Anders in Indien: Reformversuche der Politik kommen kaum voran, vor allem die Subventionierung von Diesel und Gas birgt erhebliche Gefahren. Inflation ist zentrales Thema, während Auslandsinvestitionen und Industrieproduktion stagnieren. Hinzu kommen hohe Kreditkosten und ein ebenso hohes Staatsdefizit. Erleichterung mag die Entscheidung der Administration bringen, stärkere Auslandsbeteiligungen vor allem im Handel zuzulassen. Angesichts der vielfältigen Probleme ist in nächster Zeit nicht mit einer Rückkehr der indischen Wirtschaft auf Vorkrisen-Niveau zu rechnen - und auch der Monsun als entscheidende Größe lässt kaum eine Prognose zu.
Japan: zähe Deflation
Japan bleibt Sorgenkind der internationalen Entwicklung. Die Aufbauimpulse nach der Katastrophe waren nicht so stark und nachhaltig wie erhofft, nach wie vor ist das Land von deflationären Tendenzen gekennzeichnet. Das Lohnniveau und die Binnennachfrage sind damit extrem niedrig, der Yen steht zu hoch. Ein Silberstreif am Horizont ist nicht erkennbar - und die politisch-militärischen Auseinandersetzungen mit China tragen nicht zur Situationsverbesserung bei.
"Neben Russland und Brasilien beschäftigt sich der Global Economic Outlook auch mit Südkorea. Hier bestimmt die hohe Verschuldung der Privathaushalte mit ihren Auswirkungen auf Banken und Konjunktur die wirtschaftlichen Perspektiven. Südkorea ist stark exportorientiert - und daher abhängig von der Weltkonjunktur. Künftig sollte das Land aber neben der Industrie den Dienstleistungssektor stärken und damit für eine bessere wirtschaftliche Balance sorgen", schließt Dr. Alexander Börsch.
Den kompletten Report finden Sie hier zum Download.
http://www.deloitte.com/view/de_DE/de/focus_on/77ec5385ce3fa310VgnVCM1000003156f70aRCRD.htm