Handelsblatt, Kolumne "Mensch, Marke!" vom 08.05.2009: Polarisierer Anton Schlecker
Die Freitagskolumne "Mensch, Marke!" im Handelsblatt, geschrieben von Jon Christoph Berndt, ist vom 08.05.2009 handelt von Polarisierer Anton Schlecker.
Anton Schlecker ist Gründer und Chef der gleichnamigen blauen Drogeriekette. Der ehemals jüngste Metzgermeister der Republik ist ganz schön rege: Alle drei Kilometer gibt es etwa einen Laden, auch bei uns ums Eck vom Büro. Wenn ich am frühen Nachmittag genug habe von der Plackerei, laufe ich manchmal runter und hol’ mir bei Frau Marra etwas Futter für Körper und Geist. Frau Marra ist die Perle vom Schlecker in München, Augustenstraße 3, immer wohl gelaunt und im Schokoregal wohl sortiert. Rollt schon um kurz vor acht die Schnäppchenschütten vor die Tür und macht dann den Tag erst zu ihrem, dann zu meinem Tag.
Wie das? Immerhin ist Anton Schlecker einer von Deutschlands meistgehassten Arbeitgebern, vorbestraft wegen Lohnbetrugs. Seine aktiven Gegner malen gelegentlich mit dem dicken Edding ein großes „AR“ vor die Firmennamen am Schaufenster. Wollten sie das überall tun, gäbe es in Europa mehr als 14.000 Gelegenheiten. Jedoch: Sind wir nicht alle ein bisschen Schlecker? Möchten wir nicht alle etwas davon, was schön schräg als „modern…preisberühmt“ gepriesen steht? Ich schon, fülle selbst Herrn Schlecker die Kasse in Ehingen an der Donau: Einige seiner etwa 2,58 Mrd. Euros sind von mir. Davon kauft er sich Aston Martins, Maseratis und Ferraris. Vom Dienst an der Allgemeinheit, dem sich Großunternehmer gemeinhin gern verschreiben (und das darf man auch erwarten), ist bei Schlecker dagegen nichts Nennenswertes bekannt. Dabei ist der doch erste Bürgerpflicht für Leute wie ihn!
Was nehmen Sie von Anton Schlecker mit, welches Bild haben Sie von ihm? Vielleicht auch das von einem selbstzentriert denkenden und handelnden Mitbürger, der soviel gibt, wie er muss, um soviel zu nehmen, wie er kann? Dabei ist es doch im Grunde toll, was er alles anpackt: Sogar im Internet kann man sich mittlerweile alles aussuchen und bequem nach Hause schicken lassen; aus Europas modernstem Logistikzentrum, wo es bestimmt krisenfeste Arbeitsplätze gibt. Außerdem macht er jetzt auch Großhandel, das ist gut für die Auslastung, und irgendwie gibt es einen Link zur Vitalsana Versandapotheke in Holland. Fürwahr ein Unternehmer!
Aber: Wollen Sie so sein? Wollen Sie solch einen Ruf haben, um des lieben Geldes Willen und damit auch nach Ihnen eine Straße benannt wird (vgl. „Im Schleckerland“ in Ehingen)? Sollten Sie sich da nicht ganz so sicher sein – leben Sie Ihr Leben lieber wie Frau Marra: Verdient alles andere als üppig und lacht jedes Mal am Kassenband die Sonne weg. Das ist ihr größtes Kapital, und sie gibt gern davon ab. Anschließend habe ich wieder Power für den Arbeitstagesrest, und das liegt nur zum kleinen Teil an der Schlecker-Schokolade.
Für ihren guten Ruf muss Frau Marra gar nicht sorgen, sie hat ihn einfach. Steckt der auch bei Ihnen in den Genen? Sonst tun sie bitte etwas dafür, jeden Tag ein Mäuseschrittchen. Fangen sie gleich heute damit an!
Anton Schlecker ist Gründer und Chef der gleichnamigen blauen Drogeriekette. Der ehemals jüngste Metzgermeister der Republik ist ganz schön rege: Alle drei Kilometer gibt es etwa einen Laden, auch bei uns ums Eck vom Büro. Wenn ich am frühen Nachmittag genug habe von der Plackerei, laufe ich manchmal runter und hol’ mir bei Frau Marra etwas Futter für Körper und Geist. Frau Marra ist die Perle vom Schlecker in München, Augustenstraße 3, immer wohl gelaunt und im Schokoregal wohl sortiert. Rollt schon um kurz vor acht die Schnäppchenschütten vor die Tür und macht dann den Tag erst zu ihrem, dann zu meinem Tag.
Wie das? Immerhin ist Anton Schlecker einer von Deutschlands meistgehassten Arbeitgebern, vorbestraft wegen Lohnbetrugs. Seine aktiven Gegner malen gelegentlich mit dem dicken Edding ein großes „AR“ vor die Firmennamen am Schaufenster. Wollten sie das überall tun, gäbe es in Europa mehr als 14.000 Gelegenheiten. Jedoch: Sind wir nicht alle ein bisschen Schlecker? Möchten wir nicht alle etwas davon, was schön schräg als „modern…preisberühmt“ gepriesen steht? Ich schon, fülle selbst Herrn Schlecker die Kasse in Ehingen an der Donau: Einige seiner etwa 2,58 Mrd. Euros sind von mir. Davon kauft er sich Aston Martins, Maseratis und Ferraris. Vom Dienst an der Allgemeinheit, dem sich Großunternehmer gemeinhin gern verschreiben (und das darf man auch erwarten), ist bei Schlecker dagegen nichts Nennenswertes bekannt. Dabei ist der doch erste Bürgerpflicht für Leute wie ihn!
Was nehmen Sie von Anton Schlecker mit, welches Bild haben Sie von ihm? Vielleicht auch das von einem selbstzentriert denkenden und handelnden Mitbürger, der soviel gibt, wie er muss, um soviel zu nehmen, wie er kann? Dabei ist es doch im Grunde toll, was er alles anpackt: Sogar im Internet kann man sich mittlerweile alles aussuchen und bequem nach Hause schicken lassen; aus Europas modernstem Logistikzentrum, wo es bestimmt krisenfeste Arbeitsplätze gibt. Außerdem macht er jetzt auch Großhandel, das ist gut für die Auslastung, und irgendwie gibt es einen Link zur Vitalsana Versandapotheke in Holland. Fürwahr ein Unternehmer!
Aber: Wollen Sie so sein? Wollen Sie solch einen Ruf haben, um des lieben Geldes Willen und damit auch nach Ihnen eine Straße benannt wird (vgl. „Im Schleckerland“ in Ehingen)? Sollten Sie sich da nicht ganz so sicher sein – leben Sie Ihr Leben lieber wie Frau Marra: Verdient alles andere als üppig und lacht jedes Mal am Kassenband die Sonne weg. Das ist ihr größtes Kapital, und sie gibt gern davon ab. Anschließend habe ich wieder Power für den Arbeitstagesrest, und das liegt nur zum kleinen Teil an der Schlecker-Schokolade.
Für ihren guten Ruf muss Frau Marra gar nicht sorgen, sie hat ihn einfach. Steckt der auch bei Ihnen in den Genen? Sonst tun sie bitte etwas dafür, jeden Tag ein Mäuseschrittchen. Fangen sie gleich heute damit an!