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En Garde! Marketiere sollten das Fechten nicht vergessen.

Menschen im Marketing brauchen wieder mehr Selbstbewusstsein. Internal Leadership - eine Landkarte zur Orientierung und Selbstbehauptung.
Klaas Kramer | 01.11.2010
Mantel und Degen im Adlerhorst ablegen?

Echte Marketiere sind Musketiere. Geschickt und galant fechten sie sich durch die Unsicherheiten am Markt und verteidigen ihre Trophäen souverän im geschützten Adlerhorst: der Betriebsorganisation. Dort bleiben Risiken und Emotionen ausgesperrt. Die Kommunikation folgt der gepflegten Etikette rationaler Planung. Die Außer-Haus-Aktivitäten müssen der festgeschriebenen Strategie folgen, sie müssen messbar sein, damit man ihre Effizienz errechnen kann. Die größte Schmach, die ein Marketier erfahren kann, ist, seine Duelle im Felde nicht in die Sprachregelung des Adlerhorstes übersetzen zu können. Mit Adleraugen werden seine Aktivitäten bewertet: „Wie effizient bist Du? Wir akzeptieren Dich nur als einen von uns, wenn Du unsere Effizienzkriterien erfüllst.“ Der Adler gilt als das stärkere und erhabenere Tier im Vergleich zu dem mit dem Präfix „Marke“. Der Adler hat das Sagen. Er definiert, was effizient ist. Er bestimmt, nach welchen Regeln Effizienz gemessen wird.
Stressmanagement für Marketiere

Das Marketier steht unter Stress. Die Welt dort draußen wird schneller und unübersichtlicher. Unter den anderen Tieren sind nicht unbedingt mehr Raubtiere als früher. Aber die friedvollen Tiere lassen sich nicht mehr so einfach mit der Zielgruppen-Armbrust abschießen. Sie werden pfiffiger, bilden spontane Rudel und finden eigene Möglichkeiten, sich mit Nahrung und Unterhaltung zu versorgen. Das Marketier muss flexibel sein. Davon wollen die Adler wenig wissen. Sie wollen Effizienz.

Das Marketier findet keine Ruhe. Es leidet unter Konzentrationsschwäche: Soll es das Verhalten der Tiere im Wald beobachten? Soll es sich unter sie mischen? Oder soll es sich nur mit dem beschäftigen, was sich am leichtesten im Adlerhorst als Erfolgsgeschichte erzählen lässt? Nirgends fühlt es sich so richtig heimisch, nirgends überlegen. Es kommt ihm so vor, als müsste es seine Position stets erst erkämpfen. Es fühlt sich an wie eine nie endende Aufholjagt.

Auf den inneren Kompass einnorden

Manche Marketiere spüren, dass sie auf ihren inneren Kompass achten sollten, um die Orientierung wieder zu finden. Doch der Magnetismus im Adlerhorst lässt die Kompassnadel rotieren. Immerhin werden sie vom Adlerhorst in die Welt geschickt, um sich draußen umzusehen, Chancen aufzuspüren und die richtigen Dinge zu tun. Der Kompass funktioniert meistens, nur zum Einnorden fehlt die Karte. Der Raumplan vom Adlerhorst ist dafür nicht geeignet. Er enthält zwar zusätzlich genaue Angaben zu Zielen und Funktionen des Gebäudes sowie einen ordentlichen Kalender. Sogar Momentaufnahmen des Waldes gibt es, fotografiert vom Turm aus. Für die Orientierung im Wald kann man das jedoch nicht gebrauchen. Das Marketier benötigt eine brauchbare Waldkarte – eine, die auf sein schnelles und flexibles Handeln abgestimmt ist, die es mithilfe seines Kompasses einnorden kann. Solche Karten wurden immer mal wieder verkauft. Aber die Adler mochten sie nicht. Auf ihnen fehlten die festen Mauern und Abgrenzungen, die sie vom Raumplan des Horstes gewohnt waren. Adler glauben, dass alles was nicht fest gemauert ist, schwach und rückständig ist. Es enthält zu wenig Material, an dem sie sich festkrallen können. Die ersten Marketiere fühlen sich aber besser mit den neuen Waldkarten. Sie bieten ihnen Orientierung. Manche tun sich zuerst schwer, haben sie sich doch inzwischen schon an die Raumpläne der Adlerhorste gewöhnt. Aber immer mehr Marketiere erkennen, dass sie ihr eigenes Handeln wertvoller und wirksamer erleben, seit dem sie mit den neuen Karten unterwegs sind. Sie erfreuen sich neuer Schaffenskraft und großem Erfolg. Auch die Adler freut es. Sie müssen doch nicht wissen, wie es dazu kommt.

Souveräne Marketiere durch Internal Leadership

Internal Leadership ist so eine (Wald-)Landkarte. Es ist im Kern ein einfaches Bild, das veranschaulicht, wie erfolgreiche Entscheidungen getroffen werden. Von erfolgreichen Unternehmern ist bekannt, dass sie noch erfolgreicher werden, nachdem sie sich ihr Verhalten bewusst gemacht haben. Vielleicht müssen sich Marketiere wirklich autosuggestiv mit Affirmationen ihrer Rolle bewusst werden: „Ich sorge dafür, dass das Geld reinkommt, was die Buchhalter anschließend zählen können.“ So banal es ist, aber für das Verhalten in der Praxis brauchen beide Seiten die Akzeptanz, dass Controller und Marketiere nach unterschiedlichen Regeln arbeiten. Das Problem der Marketiere ist, sich die Regeln der Controller zu eigen machen zu wollen und damit in unlösbare Konflikte geraten. Das ist unnötig, wenn einmal der Glaubenssatz akzeptiert ist, dass nicht nur die Regeln der Controller stark und modern sind, sondern auch die des Marketing. Solange Marketiere Angst davor haben, als Weicheier zu gelten, die mit bunten Bildern und Pappen umherziehen, stehen sie sich selbst im Weg. Passender ist die Analogie mit unternehmerischem Handeln. Marketiere können sich dafür jeden Morgen und jeden Abend folgende Affirmation aufsagen: „Du bist Controller geworden, weil Du Ordnung, Sicherheit und Überschaubarkeit liebst. Ich bin ins Marketing gegangen, weil ich den Kick des Ungewissen, den rauen Wind des Marktes liebe, weil ich die Spannung brauche, ob etwas gelingt. Denn ich bin im Herzen Unternehmer. Lass uns jeder seinen Job machen und einander vertrauen, dass jeder an seinem Platze zum Wohl des Unternehmens wirkt.“

Immer wieder bestätigen Controller, dass sie Respekt und Hochachtung vor Marketiers haben, die zu ihren eigenen Erfolgsprinzipien stehen können. Sie blicken aber auf solche Marketiers herab, die versuchen einen Pudding an die Wand zu nageln, um zu suggerieren, sie würden es mit genau solchen „harten Zahlen und Fakten“ zu tun haben, wie die Controller. Internal Leadership ist ganz einfach. Es erfordert lediglich eine Fokusveränderung um 90 Grad: Vom Planer zum Macher. Beides ist wichtig und nur beides zusammen führt zum Erfolg.
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Vermittlung von Konzepten, Denk- und Handlungsmodellen für Bewusstwerdungsprozesse zur Vorbereitung auf künftige Herausforderungen im Marketing-Mana