11 Marketing-Trends für 2025
Trend 1: Das Jahr der KI-Agenten
Wenn 2024 das Jahr der großen Sprachmodelle war, dann wird 2025 das Jahr der KI-Agenten. KI-Agenten sind intelligente Tools, die komplexe Aufgaben automatisieren können, die ansonsten menschliche Ressourcen erfordern würden.
Im Marketing helfen KI-Agenten zum Beispiel bei der komplexen Verwaltung und Verarbeitung von in Silos vorliegenden Daten. Diese zusammenzuführen, zu ordnen und zugängig zu machen, ist komplex. Ein KI-Agent kann hier Informationen aus verschiedenen Quellen oder Formaten zusammenführen und daraus zum Beispiel Kundenbedürfnisse erkennen und maßgeschneiderte Lösungen anbieten.
Wenn KI-Agenten die Customer Journey verstehen lernen, werden Marken in der Lage sein, an unzähligen Touchpoints noch passgenauer auf die Bedürfnisse der Kund:innen einzugehen.
Trend 2: Schluss mit schlechter Kreation
2025 könnte das Ende der schlechten Creatives markieren: Dank KI bekommen Marketer bessere Daten, Creatives, Prognosen und personalisierte Zielgruppenansprache.
Einige Beispiele: Wenn KI tiefer in die Prozesse der Mediaplanung vordringt, wird die Aussteuerung effizienter und die Daten genauer. Marketer werden schon vor Livegang einer Kampagne wissen, wie ein Werbemittel wirkt - ohne Live-Tests durchzuführen.
KI-gestützte Tools helfen außerdem dabei, kulturelle, demografische, psychografische und kanalspezifische Zielgruppen zu verstehen und Kampagnen granular zu personalisieren.
Content-Erstellung durch KI wird ebenfalls zum Standard. Ich würde sogar sagen: In fast jedem Content-Piece wird KI stecken. Selbst die Entscheidung, welche Art von Creative erstellt werden soll, wird von KI auf Datenbasis beeinflusst werden. So erhält jeder die Botschaft, die ihn konvertieren lässt.
Trend 3: Creator Content flutet das Netz
Die Creator Economy wächst weiter massiv. Goldman Sachs schätzte ihr Volumen 2024 auf 250 Milliarden Dollar und prognostiziert bis 2027 ein Wachstum auf 480 Milliarden. Um dem gerecht zu werden, sollten Marken ihre Influencer-Programme neu bewerten, messbar machen und gegebenenfalls neu aufstellen.
Gleichzeitig wird die KI zu deutlich mehr Content und Effizienzsteigerung bei Creators führen. Sie hilft dabei, zielgruppenspezifische Themen zu identifizieren, maßgeschneiderte Texte, Bilder und Videos zu produzieren und sie effektiv an die Zielgruppen auszuliefern.
Das ist noch nicht alles: Wir werden immer mehr virtuelle Influencer sehen. Erste Agenturen spezialisieren sich bereits auf dieses Gebiet. Vielleicht gibt es Ende des Jahres bereits die ersten SDKs, mit denen jeder ganz einfach ohne Programmierkenntnisse eigene virtuelle Influencer zum Leben erwecken kann.
Trend 4: Creator werden mächtig
Die Erlösmodelle der Influencer wandeln sich. Während von Marken gesponserte Inhalte nach wie vor den Großteil ihres Einkommens ausmachen, werden andere Erlösquellen wichtiger: Zahlungen durch Plattformen, Merch-Verkäufe und eigene Creator Brands, Abonnements, Spenden von Fans und Affiliate-Verkäufe.
Die Plattformen rollen den Influencern den roten Teppich aus: Tiktok hat ein neues Abonnementmodell, Meta hat die Auszahlungen für Top-Creator verbessert und YouTube stellt mehr Tools zur Verfügung, um Creator bei der Abonnentengewinnung zu unterstützen. Gleichzeitig fordern immer mehr Influencer eine gerechtere Entlohnung.
Der zunehmende Einfluss der Creator führt zu einer Veränderung des Kaufverhaltens. Marken, die diese Dynamik verstehen und mit passenden Persönlichkeiten kooperieren, werden in der immer mächtigeren Creator Economy gut positioniert sein.
Trend 5: Social Media überholt TV
Laut Meltwater sind 92,7 Prozent der Internetnutzer täglich in sozialen Medien unterwegs, während nur 88,7 Prozent lineares Fernsehen schauen. Die durchschnittliche Social-Media-Zeit ist auf täglich 2 Stunden und 19 Minuten gewachsen und übersteigt die TV-Nutzungsdauer von 1 Stunde und 47 Minuten deutlich.
Das klingt nicht nach Paradigmenwechsel? Mancher mag sogar überrascht sein, dass der Wendepunkt jetzt erst erreicht ist. Aber es markiert dennoch einen Meilenstein im Medienkonsum.
Marken, vor allem traditionelle, sollen dementsprechend ihre Strategien für die Plattformen anpassen. Der TVC als Leit-Creative hat ausgedient. Kurzvideos für Tiktok oder Instagram Reels sollten Priorität bekommen.
Auch Social Commerce erfährt erhebliches Wachstum und wird sich zu einer wichtigen Kraft im Einzelhandel entwickeln. Sie weltweiten Social-Commerce-Umsätze sollen bis 2028 1 Billion Dollar erreichen.
Trend 6: Neue Social-Media-Kanäle
Während die Zukunft von Tiktok in den USA weiterhin unsicher ist, gewinnen neue Konkurrenten an Zugkraft. Zum Beispiel Reddit bietet mit seiner engagierten Nutzerbasis ein größtenteils ungenutztes Potenzial für Marketer.
Prognosen von Statista zufolge sollen die Werbeerlöse von Reddit von 790 Millionen Dollar in 2023 auf 1,25 Milliarden in 2025 wachsen. Content auf Reddit gilt als besonders glaubwürdig: Laut internen Untersuchungen würden zwei von drei Reddit-Nutzern ein Produkt kaufen, das sie in Form einer Reddit-Anzeige gesehen haben.
Weitere Plattformen, die Marketer im Auge behalten sollten:
- Metas Twitter- bzw. X-Klon Threads
- die dezentralisierte Alternativplattform Bluesky, die in Kürze die 30-Millionen-User-Marke knacken wird
- Besonders die ganz jungen Nutzer tummeln sich gern auf Roblox.
Und wer weiß, vielleicht kommt 2025 ja noch ein weiterer Konkurrent hinzu.
Trend 7: Shift von Performance zu Branding
'Performance marketing people who understand brand are the hottest marketers right now' zitiert Digiday den Gründer der New Yorker Agentur Mojo Supermarket.
Es scheint, als verstünde der Markt endlich, dass Performance nicht ohne Brand geht und umgekehrt – und dass beides Hand in Hand agieren muss. Denn wer längere Zeit zu viel in Performance Marketing investiert, erreicht zwar kurzfristig gute Effekte, aber langfristig stürzen die Markenwerte ab – und damit auch die Performance. So zuletzt besonders prominent geschehen bei Adidas oder Nike. Nicht nur dort:
In einer Umfrage der DMEXCO aus 2024 wollen zwar 27 Prozent der CMOs die Ausgaben in Performance-Marketing erhöhen, aber immerhin 31 Prozent sagen, sie hätten in den vergangenen Jahren zu viel in Performance investiert und zu wenig in Brand. 32 Prozent geben an, künftig stärker in Branding investieren zu wollen.
Trend 8: Retail-Media-Revolution
Laut einer Studie von Dentsu soll Retail Media 2025 um 12,7 Prozent wachsen. Kantar prognostiziert sogar, dass das Medium bis 2028 fast ein Viertel der gesamten US-Mediaausgaben ausmachen soll. 41 Prozent der Marketer weltweit wollen 2025 ihre Werbeinvestitionen in Retail Media erhöhen.
Die Einzelhändler investieren massiv und trimmen ihre Mediaplattformen auf Wachstum. Sie professionalisieren ihr Inventar, entwickeln Lösungen für den gesamten Marketing-Funnel und bauen so Rundum-Sorglos-Pakete für Werbungtreibende. Dank ihrer First-Party-Shopper-Daten haben sie die Chance, ein Angebot zu bauen, das mit traditionellen Medienunternehmen mindestens mithalten kann.
Auch die ersten Payment-Anbieter wollen etwas vom Kuchen abhaben. So haben beispielsweise Paypal und Chase eigene Mediaplattformen gelauncht, um Marken den Zugang zu ihren Usern zu ermöglichen.
Trend 9: Future TV – Wachstums-Champion CTV
CTV (Connected TV) wird sein schnelles Wachstum fortsetzen: Die Werbeausgaben für CTV sollen 2025 um 19,6 Prozent auf 35,2 Mrd. Dollar steigen. Getrieben wird die Expansion auch durch die weiterhin wachsende Anzahl von CTV-Geräten weltweit. Der Vorteil gegenüber traditionellem TV: besseres Targeting und feinere Zielgruppenansprache.
Doch der CTV-Markt ist stark fragmentiert, was Geräte und Plattformen angeht. Dadurch werden Buchung, Messung und Vergleich für Werbungtreibende zur Herausforderung. Die Branche ist hier in der Pflicht, bessere Messlösungen entwickeln und die Daten plattformübergreifend zu standardisieren.
Bei Live-Events wie Sport und Nachrichten hat lineares TV nach wie vor hohe Einschaltquoten. Doch auch Streaming-Plattformen investieren zunehmend in Live-Inhalte, insbesondere Sport. Hinzu kommt, dass immer mehr Streamingcontent durch Werbung refinanziert werden soll. Das Inventar wächst also weiter.
Trend 10: E-Commerce-Evolution – Lektionen aus China
Die Bedeutung des E-Commerce steigt massiv. Erwirtschaftete er 2022 etwa 4 Billionen Dollar, könnten dies laut einer McKinsey-Studie 2040 schon 14 bis 20 Billionen Dollar sein.
Das Wachstum komme zum einen aus Schwellenländern mit wachsender Mittelschicht. Aber auch aus entwickelten Regionen, vor allem aus neuen Kategorien, die bisher noch nicht gut durch E-Commerce erschlossen sind.
Im globalen Westen werden vor allem chinesische Trends den E-Commerce verändern. Nur einige Beispiele:
- Discovery Driven E-Commerce: Statt nüchterner Produktlisten setzen Plattformen auf dynamische Feeds à la Tiktok. Produkte werden zum Content.
- Interaktive Produktdetailseiten: Chinesische Seiten machen Produkte erlebbar – mit Videos, 360-Grad-Ansichten und eingebundenen User-Reviews.
- Social E-Commerce: Shoppen wird sozial. Funktionen wie Live-Chats oder Gruppenbewertungen verwandeln den Einkauf in ein gemeinschaftliches Erlebnis.
- Neue KPIs: Statt Performance rückt die Kundenbeziehung ins Zentrum. Mehr Verweildauer und Engagement statt schneller Conversions.
Trend 11: Digital-Shift im B2B-Marketing
B2B-Marketing befindet sich im Wandel: Bis 2026 soll das digitale B2B-Werbevolumen in den USA um 58 Prozent steigen und 23 Milliarden Dollar erreichen. Digitale Plattformen treiben dieses Wachstum an, fast die Hälfte der Werbeausgaben fließt dorthin.
Linkedin dominiert 2024 mit 47 Prozent der B2B-Display-Werbung (4,2 Milliarden Dollar), während Meta mit 2,91 Milliarden Dollar aufholt. Auch Youtube profitiert durch die steigende Nachfrage nach Videocontent (298 Millionen Dollar Umsatz, +12 %). Haupttreiber sind einfache Bedienung, präzises Targeting und umfassende Analysen.
Doch langfristiger Erfolg erfordert mehr: Vertrauen durch hochwertige Inhalte, Thought Leadership und persönliche Kontakte. Markenaufbau bleibt im B2B essenziell.