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Ausblick: Vier Thesen zur bevorstehenden DMEXCO

DMEXCO vs. OMR: Wie die Digitalmesse den Spagat zwischen Inspiration und praktischen Handlungsempfehlungen schafft.
Markus Frank | 12.09.2024
© freepik / biancoblue
 

„Prompting the Future“ – das Motto der DMEXCO lässt keinen Zweifel daran, dass KI auch in diesem Jahr das dominierende Thema der Messe sein wird. Laut Gastgeberin Verena Gründel wird es dabei vor allem um den konkreten Einsatz von KI-basierten Technologien durch Marketer:innen gehen. Darüber hinaus deuten die thematischen Schwerpunkte des OMR Festivals und der Cannes Lions bereits darauf hin, dass die Themen ökologische Nachhaltigkeit, Werbewirkung und Haltungsmarketing eine zentrale Rolle spielen werden. Kurz vor der DMEXCO habe ich vier Thesen und konkrete Erwartungen an die Digitalmesse.

These 1: Ganzheitliche Betrachtung von sozialer Nachhaltigkeit

Beim diesjährigen OMR-Festival drehten sich gleich mehrere Keynotes um Erfolgsgeschichten von Gründerinnen – und das nicht nur auf der 5050-Bühne. So gaben Verena Pausder, Lea Sophie Cramer, Delia Lachance und Kati Ernst einen persönlichen Einblick in die Höhen und Tiefen ihrer eigenen Gründerinnengeschichte. Aileen Puhlmann, Nana Addison und Victoria Toney-Robinson sprachen offen und direkt über die vielen Hürden, die ihnen auf ihrem Weg als Unternehmerinnen in den Weg gelegt wurden. Solche Erfolgsgeschichten sind ein wichtiger Ansatz, um Frauen zum Gründen zu inspirieren – und dringend notwendig: Laut Bitkom liegt der Anteil der Gründerinnen in Deutschland bei nur 20 Prozent und nur 15 Prozent des Wagniskapitals landen bei Partnerinnen. Hinzu kommt: Je größer die Finanzierungsrunde, desto geringer der Anteil der Gründerinnen.

Trotz der zweifellos hohen gesellschaftlichen Relevanz des Themas und der Start-up Stage der DMEXCO gehe ich davon aus, dass wir am 18. und 19. September auf dem Kölner Messegelände – bis auf wenige Ausnahmen – weniger Keynotes zu Female Founders sehen werden als noch im Mai in Hamburg. Stattdessen wird es voraussichtlich um eine insgesamt wirtschaftlich und sozial nachhaltigere Entwicklung unserer Branche gehen. Dies ist auch von entscheidender Bedeutung, da unsere Branche ein Repräsentationsproblem in Bezug auf die kulturelle Vielfalt hat. Gleichzeitig ist die öffentliche Akzeptanz von Werbung auf einem Tiefpunkt angelangt. Deshalb erwarte ich von der kommenden DMEXCO Lösungsvorschläge, wie wir die Erfahrungen und die Vielfalt der Verbraucher:innen und Mitarbeiter:innen des Werbeökosystems in den Vordergrund rücken können, um verbesserte Erlebnisse für alle zu schaffen.

These 2: Prompting statt Talking

 Die KI-Diskussionen auf den großen Bühnen des OMR-Festivals haben klar gezeigt, dass es viele inspirierende Ideen, Wünsche und Lösungsansätze gibt. Aber nur wenige davon finden bereits direkte Anwendung in der Praxis. Die überwältigende Vielzahl an Speakings hat vielen Teilnehmer:innen die Auswahl eines für sie relevanten Formats erschwert. So nahm das Bewerbungs- und Auswahlverfahren im Vorhinein bereits sehr viel Zeit ein und doch blieb FOMO als vorherrschendes Gefühl. Für die DMEXCO wünsche ich mir daher nicht nur Visionen, sondern eine gut kuratierte Agenda mit Vorträgen, die konkrete Handlungsempfehlungen mit klarem Fokus auf Marketer anbieten. Nur so können wir als Branche die Lücke zwischen dem Reden über KI und dem tatsächlichen Einsatz der Technologie schließen.

Denn während gefühlt 100 Prozent der Marketer über KI sprechen, nutzen laut einer DMEXCO-Umfrage bisher nur 37 Prozent KI-Tools und nur jede:r Dritte schätzt das eigene Prompting-Wissen als sehr gut ein. Hier will die Messe ansetzen und deshalb bin ich sehr gespannt auf die entsprechenden Vorträge. Denn eines ist klar: Für uns Marketer:innen eignen sich KI-Tools schon jetzt, um bestehende Inhalte anzupassen und auf anderen Kanälen wiederzuverwenden, was wiederum die Effizienz von Kampagnen erhöht.

These 3: CEOs und CMOs statt Grüne und FDP

Wir sahen diverse Politiker:innen wie etwa Robert Habeck und Christian Lindner auf den OMR-Bühnen. Die Bekenntnisse zahlreicher Unternehmen gegen Extremismus, Populismus und Rassismus und die aufmerksamkeitsstarke Zusammenland-Kampagne lassen vermuten, dass es auch im Rahmen der DMEXCO politisch bleiben wird. Die jüngst veröffentlichte Agenda macht jedoch klar, dass Keynotes bekannter Politiker:innen – trotz des großen Interesses der Besucher:innen während des OMR-Festivals – nicht vorgesehen sind.

Einerseits ist das natürlich schade, denn spätestens die komplexe DSGVO-Thematik hat uns gezeigt, wie wichtig ein möglichst hohes Verständnis für unsere Branchenthemen auf Seiten der politischen Entscheidungsträger:innen ist. Andererseits ist dies in gewisser Weise auch eine klare Abgrenzung der DMEXCO zum OMR-Festival, die sich damit noch klarer auf Marketing-Entscheider:innen konzentriert.

These 4: Stärkere Abgrenzung zum OMR-Festival

Riesige Bühnen, weltbekannte Speaker:innen und zehntausende Nachwuchskräfte – neben den Treffen von Kund:innen und Partner:innen am Taboola-Stand und der gemeinsamen Masterclass mit bedrop sind mir diese Bilder vom diesjährigen OMR-Festival besonders in Erinnerung geblieben. Mit dem CMO Summit und der CMO Lounge will sich die DMEXCO augenscheinlich verstärkt vom OMR-Publikum abgrenzen und insbesondere die Marketingchef:innen adressieren. Inspiration, Vernetzung und Partnerschaftspflege sind für alle Organisationsebenen relevant; ich bin gespannt auf die Umsetzung.

Die angekündigten Deep Dives in Kreativ- und Technologiethemen und der versprochene höhere Nutzwert könnten den Speaker:innen die Möglichkeit bieten, ihre Themen ausführlicher und gründlicher zu beleuchten als auf den großen Bühnen. Ich bin daher sehr gespannt, inwieweit der DMEXCO der Spagat zwischen knackigen Keynotes und konkreten Handlungsempfehlungen und damit eine tiefere Auseinandersetzung mit den komplexen Themen unserer Branche gelingt.

OMR Festival oder DMEXCO? Beide!

Sowohl das OMR-​​Festival als auch die DMEXCO haben sich als Treffpunkte der europäischen Digital- und Marketingszene etabliert. Für die meisten Marketer stellt sich deshalb gar nicht die Frage nach dem Entweder-oder, sondern beide Veranstaltungen sind fest im Kalender von Marketingexpert:innen eingeplant. Ich freue mich deshalb sehr darauf, bereits vorher nach Köln zum OVK Executive Dinner zu reisen. Die Tage in Köln werden eine wunderbare Gelegenheit sein, Kund:innen, Partner:innen und neue Kontakte persönlich zu treffen. Besonders gespannt bin ich auf den Fireside Chat mit unserem Gründer und CEO Adam Singolda sowie Maike Abel, Digital & Corporate Marketing Director der Nestlé Deutschland AG. Ich kann es kaum erwarten, diese wertvollen Erfahrungen zu sammeln, mit zurück nach München zu nehmen und sie zu teilen.